Linde gelingt ein neuer Wasserstoff-Schachzug: Wie der Gasekonzern am Montag bekannt gab, habe man einen langfristigen Vertrag zur Lieferung von „sauberem“ Wasserstoff und anderen Industriegasen an die neue World-Scale-Anlage für blaues Ammoniak von OCI im US-Bundesstaat Texas unterzeichnet.
Wasserstoff + Stickstoff: Linde liefert Rohstoffe für Ammoniak-Produktion nach Texas
Der Gasekonzern will vor Ort einen Anlagenkomplex aufbauen und später auch betreiben. Der Komplex wird laut Linde eine autothermale Reformierung durch Kohlendioxidsequestrierung sowie eine umfangreiche Luftzerlegungsanlage umfassen. Der deutsche Traditionskonzern will die OCI-Anlage an der US-Golfküsste pro Jahr mit 1,1 Millionen Tonnen an Stickstoff und sauberem Wasserstoff versorgen.
Neben der Belieferung von OCI will Linde sein dortiges Pipelinenetz nutzen, um auch andere Kunden an der US-Golfküste mit Wasserstoff zu beliefern. Damit werde man der steigenden Nachfrage von Unternehmen nach Dekarbonisierung gerecht. Insgesamt belaufen sich die Investitionen für Linde auf rund 1,8 Milliarden US-Dollar. 2025 soll das Projekt in Betrieb gehen.
„Unsere Strategie besteht darin, die Dekarbonisierung zu unterstützen, indem wir mit Abnehmern wie OCI zusammenarbeiten, um kohlenstoffarme Industriegase in großem Maßstab sicher und zuverlässig bereitzustellen. Mit der Erfolgsbilanz von Linde bei der erfolgreichen Durchführung komplexer Projekte, seinem umfangreichen Pipeline-Netzwerk und der Unterstützung durch den U.S. Inflation Reduction Act ist das Unternehmen gut positioniert, um viele weitere saubere Energieprojekte zu sichern“, betonte Linde-CEO Sanjiv Lamba.
„Blauer“ Ammoniak und „blauer“ Wasserstoff
„Blauer“ Ammoniak besteht aus Stickstoff und „blauem“ Wasserstoff. „Blauer“ Wasserstoff wiederum wird aus Erdgas produziert, wobei das dabei anfallende CO2 abgeschieden und gespeichert wird. Ammoniak kann entweder als Rohstoff etwa für die Chemiebranche dienen oder als reiner Wasserstoffträger.
Der Clou: Ammoniak kann auf kleinerem Raum größere Energiemengen speichern als Wasserstoff und lässt sich somit wesentlich einfacher transportieren.
Im Endeffekt wird Linde für den Partner OCI also Wasserstoff aus CO2-reduziertem Erdgas herstellen. OCI wandelt ihn dann in Ammoniak um. Dieser wird dann etwa an Industriebetriebe geliefert, wo das Ammoniak wieder in Wasserstoff rückgewandelt werden kann.
Bei dem von Linde gelieferten Wasserstoff handelt es sich also ausdrücklich nicht um „grünen“ Wasserstoff, der mittels Elektrolyse aus Öko-Strom erzeugt wird. Gleichwohl plant der Konzern rund um den Globus auch den Bau von Elektrolyseanlagen.
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