Liebe Leserin, lieber Leser,
in der vergangenen Ausgabe bin ich auf die aktuellen Rahmenbedingungen für die Börse eingegangen. Ein wichtiger Faktor ist die allgemein ansteigende Inflation.
Inflation: Sachwerte als Flucht
Wir alle sehen uns aktuell einer massiv anziehenden Inflation gegenüber. So melden die USA Geldentwertung von rund 7%. Das ist die höchste Rate, die seit 1982 gemeldet wurde. Auch in Deutschland stellt sich die Lage nicht grundsätzlich anders dar. Hier stehen immerhin 3,1% zu Buche.
Davon sollten doch eigentlich Gold, Silber und andere Edelmetalle als reine Sachwerte profitieren. Denn diese werden genau im momentan herrschenden Szenario als Schutz vor einer weiteren Geldentwertung gekauft.
Soweit die Theorie, werfen wir zusammen einen Blick auf die Preisentwicklung beim Gold. Auf Jahressicht steht in Euro ein magerer Gewinn von +3,9% zu Buche. Aber es ist immerhin ein Plus!Beim Silber sehe ich für den gleichen Zeitraum sogar ein negatives Ergebnis. In Euro „erwirtschaftete“ dieses Metall in den vergangenen 12 Monaten nur -2,60%.
Warum läuft Silber nicht?
Silber ist ein Zwitter-Metall. Es wird massiv in der Industrie benötigt. Gleichzeitig dient es wie Gold als Vehikel zur Werterhaltung bei höheren Inflationsraten. Diese liegen nun vor, das kann also nicht der Grund für die schlechte Performance sein.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Silber?
Ein zweiter möglicher Grund kann die Erwartung einer kommenden Konjunkturschwäche sein. Wenn ich als Anleger erwarte, dass die Wirtschaft bald schwächeln wird, bin ich mir bewusst, dass die Industrie bald weniger Silber verbrauchen wird. Das führt dann in der Regel zu einem Absinken der Silbernotierungen.
Das Gold-Silber-Ratio: Gucken wir mal da nach!
Um beurteilen zu können, ob Silber gerade günstig oder teuer ist, bietet sich das Gold-Silber-Ratio an. Um dieses zu ermitteln, müssen Sie nur den Goldpreis pro Unze durch den Silberpreis pro Unze teilen. Achtung: Ich beziehe mich hier auf die Feinunze. Diese entspricht rund 31,10 Gramm.
Aktuell notiert Gold bei 1831 USD pro Feinunze, Silber liegt bei 23,17 USD. Teile ich den Goldpreis durch den Silberpreis, erhalte ich ein Gold-Silber-Ratio von 78,6.
Gold-Silber-Ratio sagt: Silber ist „irgendwie“ billig!
Um die Gold-Silber-Ratio auszuwerten, gibt es die folgende Faustregel. Liegt dieser über 80, ist Silber gegenüber Gold klar unterbewertet. Im Bereich zwischen 80 und 40 ist Silber fair bewertet. Bei unter 40 wäre der kleine Bruder des Goldes zu teuer. Damit es jetzt bicht zu einfach ist, hat sich Silber knapp unter 80 etabliert.
Silber ist damit an der Grenze zur Unterbewertung. Aber deutlich zu billig ist es mit diesem Wert nicht!
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Silber kaufen oder nicht?
Ich weiß schon, dass Sie sich gerade genau diese Frage stellen. Und Sie können sich sicher sein, dass mich gerade in diesem Moment ebenfalls frage, ob ich jetzt „zuschlagen“ soll.
Denn Eines ist klar: Die Inflation wird nicht so schnell wieder verschwinden. Die Zentralbanken werden wohl erst einmal nur sehr vorsichtig an der Zinsschraube drehen. Einerseits will niemand in Zeiten einer weltweiten und auch teuren Pandemie die Wirtschaft „abwürgen“. Denn die Staaten brauchen so viel Steuern wie möglich, um die gigantischen Kosten der Corona-Hilfen abzufangen. Auf der anderen Seite ist die Verschuldung der meisten Industrienationen in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Höhere Zinsen müssen ja auch bedient werden. Und das könnte allein aufgrund der hohen Schuldenlast bereits bei kleineren Zinsschritten nach oben recht schwierig werden.
An sich kann ich ja aus dieser Überlegung heraus Silber kaufen. Denn die Inflation wird Gold nach oben treiben und Silber sollte dann folgen. Die Sache hat aber einen Haken:
Stagflation: Dann ist es Essig mit Silber
Inflation und Deflation sind relativ bekannte Begriffe. Bei der Inflation steigen die Preise, bei der Deflation sinken sie. Dabei ist Deflation keineswegs gewünscht. So schön es für den einzelnen Verbraucher sein mag, wenn die Preise für Konsumgüter sinken, für die Entwicklung der Wirtschaft ist es Gift. Denn der Konsum bricht ein.Das ist auch eine logische Folge. Denn warum sollte ich als Verbraucher jetzt etwas kaufen, wenn es in einem Monat billiger ist?
Zentralbanken versuchen also, Deflation zu vermeiden. Sie streben stattdessen eine gemäßigte Inflation an. Denn diese bewegt die Verbraucher, Produkte zu erwerben, bevor diese im nächsten Jahr gemäßigt teurer sind. Gleichzeitig geht auch der technische Fortschritt weiter. Die Produkte werden immer besser. Ok, subjektiv erlebe ich das bisweilen anders, es ist aber im Schnitt so. Wenn etwas besser wird, darf es auch etwas mehr kosten.
Stagflation: Das Schlechte aus zwei Welten
Wenn es allerdings zu einem Stoppen des Wirtschaftswachstums kommt und gleichzeitig die Preise weiter steigen, dann sehen wir eine Stagflation. Ursache dafür sind oft externe Faktoren wie massiv steigende Energiepreise. Diese schlagen dann auf die Preise aller Güter durch. Hohe Energiepreise bedeuten höhere Produktions- und Transportkosten. Und dieser Druck wird dann auf die Konsumenten verlagert.
Und diese Gefahr sehe ich aktuell massiv. Und wenn das so kommt, wird Silber keinesfalls profitieren. Die Wirtschaft wird dann viel weniger nachfragen.
Und das mache ich jetzt
Ich werde trotz meiner Bedenken ein wenig Silber ins Depot „packen“. Ich erwarte auf jeden Fall eine Fortsetzung der Inflation. Und ausnahmsweise gönne ich mir die Hoffnung, dass es nicht zur Stagflation kommt.
Herzlichst
Ihr Jörg Mahnert
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