ITM, Nel Asa oder Plug Power: Die letzten Tage vor dem großen Knall!

Liebe Leserinnen und Leser,

der Wochenabschluss für die großen Wasserstoffkonzerne, die reine Pure Player sind, lässt sich vergleichsweise freundlich an. ITM Power legt deutlich zu (1,1%), während Nel Asa und Plug Power etwas schwächer agieren. Die Woche insgesamt ist für die Unternehmen jedoch am Ende unerfreulich gewesen – denn die Zweifel wachsen erneut. Achtung: Die nächsten Wochen werden insbesondere für Plug Power und Nel Asa entscheidend.

Nel Asa und Plug Power: Wie hoch dürfen die Gewinne sein?

Beide Unternehmen werden bald ihre Zahlen vorstellen, die das Jahr 2023 abschließen helfen. Die Zahlen zum 4. Quartal sind gefragt, die bisherigen Meinungen zum abgelaufenen Geschäftsjahr zu unterstützen oder aber zu widerlegen.,

Die Meinung zu Nel Asa ist dabei weniger eindeutig als die zu Plug Power. Der Unterschied ist im wahrsten Sinne des Wortes fundamental.

Nel Asa hat sich in den vergangenen Wochen kaum in die Karten blicken lassen. Das norwegische Unternehmen hat allenfalls kleinere Ausschnitte aus der Realität bekannt gegeben, wie etwa eine Auftragsstornierung im Umfang von 12 Millionen Euro oder umgekehrt ein gewonnener Auftrag über 5 Millionen Euro.

Ausgehend vom letzten Quartalsbericht sind die Zahlen jedoch noch ausgesprochen übersichtlich. So richtig lassen sich die Verhältnisse nicht einschätzen. Bezogen auf das gesamte Jahr geht der Markt von einem Umsatz in Höhe von 140 bis 145 Millionen Euro aus. Ob der Umsatz sich am Ende so darstellt wie vermutet, wird das Quartalsergebnis zeigen: 1:1 sind schnell zusammen gezählt.

Der Effekt wäre indes enorm: Letztlich hat zuletzt nur ITM Power mit den jüngsten Halbjahreszahlen die Erwartungen von Analysten und die Erwartungen am Markt erfüllen können. Die Erwartungen sind zwar vergleichsweise bescheiden – aber immerhin. Damit nahm der Kurs eine kleine, dennoch relativ betrachtet deutliche Korrektur nach oben vor. ITM Power schob sich innerhalb einer Woche um über 30 % nach vorne.

Nel Asa und seine Aktionäre werden über einen ähnlichen Effekt sinnieren, denn bis dato ist der Wert seit vielen Monaten, durchgehend für das Jahr 2023 im Abwärtstrend. Es gibt auf dem Weg nach unten praktisch keine Unterstützung, wie zum Beispiel das Chartbild für den Titel dokumentiert. Die Aktie hat erst vor kurzer Zeit in der abgelaufenen Woche den tiefsten Kurs des laufenden Jahrzehnts erreicht. Das allein reicht schon, um von einem gewaltigen Abwärtstrend zu sprechen.

Nel ASA Aktie Chart

Die Statistik zeigt ähnliche Bilder. Der Wert hat im laufenden Jahr in etwa 30 % verloren – ausgehend von einem ohnehin erschütternd niedrigen Niveau.

Das Ganze lässt sich in Zahlen ausdrücken: Die Marktkapitalisierung der Nel Asa ist allein damit im laufenden Jahr auf nur noch ca. 700 Millionen Euro gesunken. Damit ist Nel Asa sowohl absolut – in Höhe der Marktkapitalisierung – wie auch relativ ausgedrückt in % und auch in Höhe des Aktienkurses ein Penny Stock geworden. Der Titel hat dabei alle Reißleinen abreißen lassen.

Genau deshalb kommt dem Quartalsbericht nun eine entscheidende Funktion zu. Am 28. Februar lässt sich Nel Asa in die Bücher blicken. Dabei steht „nur“ zu befürchten, dass das Unternehmen einen höheren Verlust ausweisen wird als angenommen. Der kann und soll in etwa in Höhe von knapp 80 Millionen Euro verlaufen.

Die 2. Hiobsbotschaft, die möglich ist, bezieht sich auf den Ausblick. Noch immer sind die Projektionen für das neue Jahr wie oben beschrieben nebulös. Welche Aufträge neu gewonnen wurden oder werden, welche Projekte das Unternehmen im laufenden Jahr abarbeitet, welche Erlöse dabei verbucht werden, ist alles bis dato noch unbekannt.

Letztlich ist Nel Asa damit in einer schwierigen Situation:

Der Konzern ist im massiven charttechnischen und auch statistischen Abwärtstrend. Die Aktie befindet sich somit im Status eines Penny Stocks. Das bedeutet indes auch, dass die Chance bei vermeintlich guten Zahlen am 28.2 analog zu den Entwicklungen bei der ITM Power recht attraktiv sein kann. Die Entwicklung wird sich in den kommenden Tagen möglicherweise zuspitzen.

Analysten erwarten, dies geben die Daten von Marketscreener her, noch immer einen Kursanstieg. Das durchschnittliche Kursziel für den Konzern verortet der Markt aktuell bei etwa 0,70 Euro bzw. etwas darüber. Dies wären ausgehend von den gegenwärtigen Notierungen Kursgewinne von gut 68 %.

Anders liegt der Fall bei der US-Aktie von Plug Power. Die Amerikaner werden ihre Bücher zum 4. Quartal am 7.3. öffnen. Hier sind die möglichen Schwankungen indes noch größer. Der Konzern wird die Investoren aller Wahrscheinlichkeit nach mit den Zahlen enttäuschen, wenn der Vergleichsmaßstab falsch gewählt wird. Plug Power hatte bei der Projektion seiner Ergebnisse schon im Laufe des Jahres 2023 seine Zahlen stets nach unten revidiert. Jüngst gab Plug Power bekannt, der Umsatz sollte bei 1,1 Mrd. Dollar liegen. Der Markt geht aktuell schon wieder von lediglich ca. knapp 900 Millionen Dollar im Gesamtjahr aus. Das Quartalsergebnis wird Auskunft darüber geben.

Diese – negative – Erwartung korrespondiert nicht mit dem Ausblick auf das laufende Jahr. Denn das Unternehmen hat u.a. eine gute Nachricht dahingehend erzeugt, dass es einen Kredit von der US-Regierung erhalten wird. Das Darlehen bezieht sich auf 1,6 Mrd. Dollar, was angesichts einer Marktkapitalisierung von 2,5 Mrd. Dollar oder den geringen Umsätzen von 900 Millionen Dollar im Jahr 2023 bereits ein enormer Fortschritt ist. Dazu kommt, dass Plug Power damit auch die Diskussion um die Finanzierung des Unternehmens etwas abfedern kann.

Summa summarum zeigt sich: In den kommenden Tagen bereiten sich die Börsen bei Nel Asa und Plug Power sicherlich schon einmal auf die Zahlen vor. Nel Asa wird ggf. ein Überraschungscoup gelingen – wenn die Erwartungen des Marktes erfüllt werden. Plug Power wird für 2023 wahrscheinlich mit dem 4. Quartal enttäuschen, hat aber umso bessere Aussichten für 2024, zumindest was die Darstellung betrifft.