Impfstoffaktien – Wachstumskurs oder Rohrkrepierer

Was für eine Nachricht. Der neuartige Impfstoff von BioNTech und Pfizer verhindert laut einer Studie aus dem November 2020 nicht nur bei über 90% der getesteten Kandidaten eine symptomatische COVID-19-Erkrankung, sondern lässt auch die Börsen jubeln[1].

Für Anleger dankenswert, sind zwei börsennotierte Unternehmen für den Durchbruch verantwortlich. Schlaue Anleger wittern ihre Chance, Angebot und Nachfrage lassen die Aktien der beiden Pharmaunternehmen steigen. Doch sind die Aktienkäufe der Pharmaunternehmen gerechtfertigt? Und welche „Impfaktien“ gibt es derzeit?

Neben BioNTech und Pfizer gibt es weitere Impstoffhersteller und -hoffnungen, die an verschiedenen Börsen gelistet sind: Novavax wurde im Januar 2020 noch mit $8 pro Aktie gehandelt, heute sind es über $134. Die Aktie von AstraZeneca hat sich kaum merklich bewegt, sie steigt im Jahresvergleich von $48 auf $52. Just heute hat auch Johnson&Johnson den Abschluss seiner Impfstudie bekannt gegeben, die Aktie steigt bisher nur moderat[2].

Moderna hat eine ähnliche Entwicklung hingelegt wie Novavax, und steigt im Jahresvergleich seit Januar 2020 von $20 auf nunmehr $160. Die Aktie von Merck & Co fiel hingegen, als das Ende der Entwicklung eines eigenen Impfstoffes bekannt gegeben wurde; hier hatten Anleger zwischenzeitlich auf eine positive Entwicklung der Studie gehofft.

Eines darf jedoch nicht vergessen werden: Neben der Hoffnung existieren auch noch faktische Realitäten. So gerne sie auch regelmäßig an den Börsen ignoriert werden, so kehrt früher oder später doch stets die Vernunft ein. Von Anfang an gab es mahnende Stimmen, dass sich die Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffes für die Hersteller schlicht nicht lohnt.

Da die ganze Welt für ein nachhaltiges Ende der Pandemie geimpft werden muss, und der Großteil der Menschheit sich diesen nicht leisten könnte, muss der Impfstoff folglich in großen Teilen verschenkt oder günstig abgegeben werden. Für die Entwicklung desselben hat deshalb der deutsche Staat BioNTech €375 Mio zur Verfügung gestellt, die Europäische Investment Bank zusätzliche €100 Mio. Moderna hat sogar $1 Mrd vom amerikanischen Staat erhalten. Beide Firmen haben eines gemeinsam:

Sie machen enorme Verluste. Bis zum Ende des dritten Quartals 2020 war bei BioNTech der deutsche Zuschuss bereits nahezu vollständig als Verlust aufgebraucht[3]. Bei Moderna beträgt der Verlust 2016-19 insgesamt $1.4 Mrd und nochmal $474 Mio bis zum dritten Quartal 2020[4].

Wer jetzt auf Johnson&Johnson und seine vor wenigen Tagen verkündeten Rekordprofite verweist, dem sei das Statement von CFO Joseph Wolk vorgehalten: „The outlook does not include any contribution from the COVID-19 vaccine“[5]. Innovativ und flink mögen die Impfstoffentwickler sein, kaufmännisch sind sie keine nachhaltige Anlage.

Wie man im Streit zwischen AstraZeneca und der Europäischen Union mittlerweile lesen konnte, muss der Pharmakonzern in Europa sein Impfmittel zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellen[6].

Zwar gibt es im Gegenzug keinen verbindlichen Liefertermin, den haben lediglich das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten von Amerika erhalten. Diese sollen viermal mehr bezahlen und dafür einen verbindlichen Liefertermin vor der EU erhalten haben[7]. Nach einer wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte klingt aber auch das nicht.

Auch Airlines und Reiseveranstalter verzeichneten seit der Verkündung der ersten Impfstoffe enorme Kurssteigerungen. Dennoch sind sich die faktisch orientierten, wissenschaftlichen Kommentatoren sicher, dass auch ein weltweites Ausrollen der Impfungen die Krise kaum sehr bald beenden wird.

So stellen die verschiedenen Impfstoffe kaum die versprochene Wunderwaffe dar, die in wenigen Monaten die Krise beenden wird[8], vielmehr wird uns ein Auf und Ab der Virusausbrüche noch mehrere Jahre begleiten.

Die illusorischen Börsenkurse der Impfstoffaktien könnten diese Realität irgendwann einpreisen. Ebenso den Fakt, dass der Impfstoff kein Heilsbringer ist – weder für unsere Gesellschaft noch für die Börsenkurse der produzierenden Unternehmen. In dem Maße, in dem Wünsche und Hoffnungen in den kommenden Wochen einen Realitätsabgleich erfahren werden, könnten auch Impfaktien nicht mehr als ein kurzfristiges Phänomen ohne nachhaltigen Effekt bleiben.

[1] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-11-09/pfizer-s-covid-vaccine-prevents-90-of-infections-in-large-study
[2] https://www.ft.com/content/d05c7c57-da11-42a1-aa33-b66052c904ac
[3] https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/impfstoff-entwickler-biontech-mit-hohen-verlusten-aber-deal-mit-eu/26610220.html
[4] https://investors.modernatx.com/news-releases/news-release-details/moderna-reports-third-quarter-2020-financial-results-and
[5] https://www.reuters.com/article/us-johnson-johnson-results-idUSKBN29V197
[6] https://www.politico.eu/article/europe-coronavirus-vaccine-struggle-pfizer-biontech-astrazeneca/
[7] https://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/politik-inland/eu-drohung-hersteller-drohen-mit-ende-der-impfstoff-produktion-75088490,la=de.bild.html
[8] https://www.ft.com/content/17c44c96-39f2-4ada-badd-d65815b0a521

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