Hypoport: Exklusiv-Interview mit Jan Pahl, Investor Relations Manager

Liebe Leser,

wir haben im Rahmen des Deutschen Eigenkapitalforums 2018 in Frankfurt (Main) mit Herrn Pahl, IR-Manager der Hypoport AG, gesprochen. Lesen Sie hier unser Interview.

1.) Stellen Sie doch zunächst unseren Leserinnen und Lesern Ihr Unternehmen kurz vor!

Die Hypoport AG mit Hauptsitz in Berlin ist die Muttergesellschaft der Hypoport-Gruppe, einem Netzwerk von Technologieunternehmen für die Finanz- & Immobilien- sowie Versicherungswirtschaft. Das Unternehmen kann daher den sogenannten FinTech-, InsurTech- und PropTech-Branchen zugerechnet werden.

Unsere Tätigkeiten haben wir in vier Geschäftsbereiche untergliedert. Der wichtigste Geschäftsbereich ist dabei aktuell die Kreditplattform mit dem internetbasierten B2B-Finanzierungsmarktplatz EUROPACE. Bei EUROPACE handelt es sich um die größte Transaktionsplattform für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte sowie Ratenkredite in Deutschland. Dieses voll-integrierte System vernetzt inzwischen knapp 600 Vertragspartner aus den Bereichen Banken, Finanzvertriebe sowie Versicherungen und positioniert sich somit ausschließlich im Bereich B2B. Die Partner wickelten monatlich über 35.000 Transaktionen im Gesamtvolumen von rund 5 Mrd. Euro ab.

Neben EUROPACE gehören zum Geschäftsbereich Kreditplattform noch die beiden Teilmarktplätze FINMAS und GENOPACE für den Sparkassen-Sektor und die genossenschaftliche Finanzgruppe, außerdem die B2B-Vertriebsgesellschaften Qualitypool und Starpool.

Der Geschäftsbereich Privatkunden vereint mit dem internetbasierten und ungebundenen Finanzvertrieb Dr. Klein Privatkunden sowie dem Internet-Verbraucherportal Vergleich.de alle Geschäftsmodelle, die sich mit der Beratung zu Immobilienfinanzierungen, Versicherungen oder Vorsorgeprodukten direkt an Endkunden richten.

Im 2017 gestarteten Geschäftsbereich Versicherungsplattform betreibt die Smart InsurTech GmbH mit SMART INSUR eine Plattform zur Beratung, zum Tarifvergleich sowie zur Verwaltung von Versicherungspolicen. Hier richten wir uns in erster Linie an Vertriebsorganisationen aus der Versicherungsbranche, junge B2C Insurtech-Unternehmen und natürlich Versicherungsgesellschaften.

Zuletzt haben wir im Sommer 2018 begonnen, den neugeschaffenen Geschäftsbereich Immobilienplattform aufzubauen. Ziel ist die Digitalisierung von Vertrieb, Bewertung und Verwaltung von Immobilien.

2.) Wer sind denn, aus Ihrer Sicht, Ihre wichtigsten Wettbewerber und worin unterscheiden Sie sich von diesen? Oder, um es mit anderen Worten etwas konkreter zu fragen: Welche Wettbewerbsvorteile sehen Sie für Ihr Unternehmen?

Einen Wettbewerber, der alle unsere Geschäftsbereiche abdeckt, gibt es nicht. Insbesondere die Marktstellung von EUROPACE ist extrem stark. Aber natürlich sehen wir in einzelnen Geschäftsbereichen durchaus verschiedene Wettbewerber. So ist die zum ING Konzern gehörende Interhyp sicherlich ein Wettbewerber für unseren Geschäftsbereich Privatkunden mit der Marke Dr. Klein.

Einen Vorteil sehen wir für uns in der ganzheitlichen Abdeckung der drei Märkte Finanz- & Immobilien- sowie Versicherungswirtschaft durch unsere innovative Technologie.

3.) Das Geschäftsjahr 2018 nähert sich ja nun langsam dem Ende. Wie würden Sie den Geschäftsverlauf Ihres Unternehmens aus heutiger Sicht, kurz vor dem Jahresende, bewerten? Wurden Ihre Erwartungen weitestgehend erfüllt oder sind Sie eher enttäuscht?

Wir haben ja erst vor rund einem Monat, am 5. November, unsere aktuellen Geschäftszahlen vorgelegt. Demnach stieg der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten 2018 um +33% auf 192 Mio. Euro. Zudem erhöhte sich der Gewinn der Hypoport-Gruppe vor Zinsen und Steuern (EBIT) um +19% auf 22 Mio. Euro. Uns hat sehr gefreut, dass dieses Wachstum von allen vier Geschäftsbereichen getragen wurde. Unser Wachstum sollte sich darüber hinaus auch in 2019 fortsetzen lassen, denn aktuell sehen wir keinen Gegenwind, sondern – Stichwort: Megatrend Digitalisierung– eher sogar Rückenwind.

4.) Welche Risiken für Ihr Unternehmen sehen Sie in naher Zukunft, konkret also im kommenden Jahr 2019?

Wir haben als Wachstumsunternehmen eine langfristige Ausrichtung unserer Equity Story. Das heißt, unserer Risiken in 2019 unterscheiden sich nicht sonderlich von denen vergangener und vermutlich auch nicht zukünftiger Jahre. Da wir uns in erster Linie auf den deutschen Markt der Immobilienfinanzierung und Versicherungswirtschaft konzentrieren, blicken wir zum Beispiel relativ losgelöst von den aktuellen geopolitischen Risiken, die den Kapitalmarkt belasten, in das Jahr 2019: Entwicklungen wie bspw. der Brexit, der Streit um den Staatshaushalt in Italien oder der Handelskonflikt zwischen den USA und China haben keine negative Auswirkungen auf die operative Entwicklung von Hypoport. Auf der Risikoseite stehen für uns eher Themen wie neue regulatorische Vorschriften oder hohe Nebenkosten für die Wohnungswirtschaft und Privatpersonen, die Neubau von Wohnraum oder Kaufen für die Privatnutzung bremsen. Hier sollte die Politik endlich aktiv werden.

5.) Und wo sehen Sie Ihr Unternehmen in zehn Jahren, insbesondere vor dem Hintergrund des Megatrends Digitalisierung?

Als Technologieunternehmen bieten wir unseren Vertragspartnern ja gerade Plattformen, um diesem Megatrend Rechnung zu tragen, also vereinfacht gesagt neue technologische Möglichkeiten zur Optimierung ihrer täglichen Arbeit wie Immobilienfinanzierung, Versicherungsvermittlung, Immobilienvermarktung etc. In der Zukunft werden diese Branchen verstärkt Themen wie künstlicher Intelligenz und virtuelle/digitale Beratung umtreiben. Dabei stehen wir verlässlich an ihrer Seite, denn damit beschäftigen wir uns schon heute.

6.) Sehen Sie, neben dem von mir genannten Megatrend der Digitalisierung weitere Megatrends, die ihre Geschäftsentwicklung beeinflussen könnten? Wenn ja, welche sind das?

Der Megatrend der Digitalisierung ist schon die vorrangige Entwicklung für unsere Geschäftsmodelle. Der zweite große Megatrend des 21. Jahrhunderts, die Globalisierung bzw. Internationalisierung, hat auf unser Geschäftsmodell eine nicht ganz so starke Auswirkung. Wir fokussieren uns bei unserer Tätigkeit auf Deutschland, da regulatorische Anforderungen und die potenziellen Vertragspartner für unsere Plattformen sich im Ausland mitunter deutlich von der Situation in Deutschland unterscheiden.

7.) Welche Herausforderungen stehen Ihnen im Weg und müssen gemeistert werden, damit Ihr Unternehmen seine Geschäftsziele im kommenden Jahr (2019) erreichen kann? Sehen Sie eher Gegen- oder eher Rückenwind bzgl. der Erreichung dieser Geschäftsziele?

Wir sehen hier eindeutig Rückenwind. Zwischen 2016 und 2018 haben wir zahlreiche Akquisitionen durchgeführt und aus diesen und bereits vorhandenen Tochtergesellschaften zwei neue Geschäftsbereiche geformt. Die Synergieeffekte hieraus werden uns auch in 2019 ein deutliches Umsatzwachstum bescheren.

Bezüglich Gegenwinds wird uns oft die Frage gestellt, ob eine in der Presse gelegentlich erwähnte mögliche Überhitzung der Immobilienpreise in Deutschland nicht für unser Geschäftsmodell zu einer Herausforderung werden könnte. Das ist so nicht der Fall. Wir sehen in der aktuellen Entwicklung des Wohnungsmarktes in Deutschland keine Spekulationsblase. Natürlich haben sich in Städten wie Berlin, Hamburg oder München die Preise in den letzten Jahren spürbar erhöht. Es handelt sich hierbei jedoch eher um einen Nachholeffekt der letzten Jahrzehnte in denen Wohnen in Deutschland relativ günstig war. Verglichen mit anderen europäischen Großstädten wie London oder Paris ist Wohnen auch heute noch günstig.

Ein weiterer Grund ist die im internationalen Vergleich hohe Eigenkapitalausstattung der deutschen Immobilienkäufer. So wird einer Spekulationsblase mit über 100% Fremdkapitalfinanzierung, wie es sie ab 2007/2008 in den USA gab, letztlich vorgebeugt. Generell sehen wir daher den deutschen Markt der Immobilienfinanzierung, auf den wir uns fokussieren, als sehr solide an.

8.) Und welche Herausforderungen muss Ihr Unternehmen Ihrer Ansicht nach meistern, damit auch die langfristigen Geschäftsziele erreicht werden können? Wie sieht es in der längerfristigen Geschäftsentwicklung mit möglichem Gegen- oder auch Rückenwind aus?

Wie bereits erwähnt, sehen wir durch die Einzigartigkeit unserer Geschäftsausrichtung auch langfristig deutlichen Rückenwind für Hypoport. Gegenwind sehen wir höchstens durch zu geringe Bautätigkeit in Deutschland bzw. das Zögern, politische Beschlüsse schneller und effektiver zu fassen, damit Voraussetzungen für neuen Wohnraum in Deutschland geschaffen werden können. Daran hapert es leider oftmals.

Ansonsten ist unser größtes Risiko vermutlich, wie bei allen Technologieunternehmen zurzeit, neue qualifizierte Mitarbeiter zu finden, um unsere weiteren Wachstumspläne umzusetzen. Bisher ist uns dies jedoch stets gut gelungen, auch weil wir unsere Mitarbeiter gerne direkt an unseren geschäftlichen Erfolgen beteiligen. Im Falle des Erreichens unserer Jahresziele erhält zum Beispiel bei uns jeder Mitarbeiter Aktien, was gemessen an der Kursentwicklung der letzten Jahre einen tollen langfristigen Bonus darstellt.

9.) Vorausgesetzt Ihre Expansionspläne können wie geplant realisiert werden. Streben Sie dann auch einen Aufstieg an der Börse, also in einen höheren Aktienindex, an? Wären Sie bereit, alle dafür notwendigen Maßnahmen, wie bspw. eine Erhöhung des Free Float, zu ergreifen?

Wir sind nun seit über zehn Jahren börsennotiert und das Unternehmen hat sich in dieser Zeit hervorragend entwickelt. Daher sind wir 2015 in den SDAX aufgestiegen. Wir werden unsere Arbeit erfolgreich fortsetzen und somit die Grundvoraussetzungen für eine weitere Steigerung des Aktienkurses legen.

10.) Inwiefern profitiert der Vorstand Ihres Unternehmens von der Erreichung kurz- sowie langfristiger Geschäftsziele? Hält der Vorstand darüber hinaus eine nennenswerte Beteiligung in Form von Aktien an Ihrem Unternehmen?

Wenn man es genau nimmt, sind wir ja ein familiengeführtes Unternehmen. Denn unser Gründer und CEO, Ronald Slabke, hält knapp 35% der Aktien. Darüber hinaus halten weitere Personen aus dem Vorstand- und erweiterten Managementkreis Aktien. Sie profitieren somit zusätzlich zu Ihrem Gehalt über die Kursentwicklung der Aktie von ihrer guten Leistung. Ansonsten habe ich ja bereits erwähnt, dass wir jeden Mitarbeiter gerne über Aktien am Erfolg unseres Unternehmens beteiligen. Wir sind überzeugt, dass Vorstände und Mitarbeiter tendenziell bessere und besonders nachhaltige unternehmerische Entscheidungen treffen, wenn sie auch am Unternehmen beteiligt sind. Insbesondere Herr Slabke wird auch auf längere Sicht ein wichtiger großer Anteilseigner bleiben. Denn er hat mit der Hypoport AG noch viel vor!

Herr Pahl, ich bedanke mich sehr für dieses interessante Gespräch!

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