Sie versprechen teils dreistellige Kursgewinne und das gute Gefühl, in innovative Technologien zu investieren. Kein Wunder, dass Kryptowährungen immer mehr Privatanleger anlocken. Mit dem Mega-Börsengang von Coinbase ist das digitale Geld endgültig in der etablierten Finanzszene angekommen, die Bitcoin und Co. lange Zeit verteufelt hat.
Vor einigen Wochen hatte Tesla dem Krypto-Hype bereits einen gehörigen Schub verliehen. Der Autobauer legte Anfang des Jahres 1,5 Milliarden Dollar oder acht Prozent seiner Barreserven in Bitcoin an und akzeptiert die digitale Währung seitdem als Zahlungsmittel für seine Autos. Auch die Kreditkartengesellschaft Mastercard und der Internetbezahldienst PayPal haben bereits angekündigt, Transaktionen mit Bitcoin bald zu ermöglichen.
Mittlerweile wird der Boom auch vom Establishment befeuert. US-Großbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs oder Morgan Stanley bieten ihren Kunden Bitcoin-Fonds und empfehlen ihnen, zumindest einen geringen Teil ihres Geldes in Kryptowährungen anzulegen. Die Tatsache, dass die Wall Street ihre Skepsis überwunden hat, hat den Markt nochmal radikal verändert und einen Boden unter den Bitcoin-Preis gezogen.
Damit ist die digitale Währung einem festen Platz im klassischen Finanzsystem ein Stück nähergekommen. Weltweit müssen sich Finanzunternehmen jetzt fragen, ob sie das Thema Blockchain und Bitcoin ausreichend ernst nehmen. Nicht zuletzt für die Notenbanken geht es darum, die Hoheit über das Geld nicht an die Privatwirtschaft zu verlieren.
Das Nachhaltigkeitsproblem der Blockchain
Ein Währungswettbewerb zwischen Zentralbank- und Krypto-Geld könnte durchaus Vorteile haben, da er Abhängigkeiten reduzieren würde. Wenn ein Staat etwa zum Schuldenabbau eine hohe Inflation zulässt und die Kaufkraft seiner Währung dadurch mindert, könnten die Bürger auf digitale Alternativen ausweichen. So würde die Krypto-Konkurrenz den Geldwert der klassischen Währung stabiler halten.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Veru?
Die Blockchain, der technologische Unterbau der Kryptowährungen, bietet zudem eine interessante Liste von Zahlungsvorteilen: Die Transaktionen laufen ohne Vermittler direkt von Käufer zu Verkäufer und ohne jegliche Verzögerungen – egal, ob lokal oder global.
Als Zahlungsmittel hat der Bitcoin jedoch auch eindeutige Schwächen: Stabile Verbraucherpreise sind schließlich nicht zu realisieren, wenn der Wert der Währung selbst extrem hohen Schwankungen ausgesetzt ist. Auch als Wertaufbewahrung eignet sich der Bitcoin daher kaum. Ein weiterer gravierender Nachteil: Die Digitalwährung schafft derzeit nur etwa 7 Transaktionen in der Sekunde. Zur Einordnung: Beim Kreditkartenunternehmen Visa sind es im selben Zeitraum bis zu 24.000.
Auch für die Stabilität des Finanzsystems stellen private Währungen einen Unsicherheitsfaktor dar. Denn je mehr die Notenbank die Kontrolle über das Zahlungsmittel der Bürger verliert, desto weniger ist sie in der Lage, ökonomische Schocks wie die derzeitige Corona-Pandemie geldpolitisch abzufedern.
Zudem haben Bitcoin und Co. ein weiteres großes Problem: die Nachhaltigkeitsfrage. Das Schürfen der Digitalwährung produziert große CO2-Mengen, da die dafür erforderliche Rechenleistung enorm viel Strom verbraucht. Das verträgt sich überhaupt nicht mit dem grünen Trend, der die Finanzbranche derzeit beherrscht.
Gratis PDF-Report zu BrainChip Holdings sichern: Hier kostenlos herunterladen
Ein Weckruf für die Notenbanken
Besonders die Notenbanken betonen immer wieder die Nachteile der Kryptowährungen und stellen sie zudem als ein Instrument für Geldwäsche und riskante Spekulationen dar. Zusammen mit der Politik drängen die Währungshüter auf eine härtere Regulierung, die aufgrund ihrer technischen Komplexität weltweit sehr uneinheitlich ist. Obwohl internationale Regeln die Krypto-Geschäfte salonfähiger machen würden, widersprechen sie doch in hohem Maße dem Grundgedanken der Digitalwährung: eine Alternative zum traditionellen Finanzsystem anzubieten.
Sollte die Nachfrage nach neuartigen Zahlungslösungen weiter steigen, dürften Verbote allein jedoch nichts nützen. Als Reaktion auf Bitcoin und Co. denken die meisten Notenbanken daher bereits über eigene digitale Währungen nach. Als Vorreiter gilt auf dem Gebiet ausgerechnet China. Das Regime in Peking hat den Bitcoin-Handel verboten und arbeitet bereits seit 2014 an einem E-Yuan.
Die Notenbanken in Europa und den USA bewegen sich hingegen noch sehr langsam, um ihr Monopol zu verteidigen. Die EZB will Mitte des Jahres entscheiden, ob der digitale Euro überhaupt kommt, und auch die amerikanische Fed betont nur, sorgfältig abwägen und nichts überstürzen zu wollen. Von konkreten Schritten sind beide Zentralbanken viele Jahre entfernt.
Die Diskussion der Währungshüter zeigt zwar, dass Digitalwährungen im Mainstream angekommen sind. In den kommenden Jahren wird sich jedoch erst herausstellen, ob der Siegeszug ungebremst weitergeht oder ob die Politik den Kryptowährungen einen Strich durch die Rechnung macht. Ich glaube jedenfalls nicht, dass der Bitcoin den Euro ablösen kann. Die stärker werdende Konkurrenz ist jedoch ein Weckruf für die Notenbanken, um sich nicht vom technischen Fortschritt überrollen zu lassen und das digitale Bezahlen selbst effizienter zu gestalten.
Kein Risikoausgleich
Die Kursschwankungen machen Bitcoin und Co. in jedem Fall eher zu einem Spekulationsobjekt als zu einer praktikablen Währung. Viele reden deshalb auch eher von Krypto-Assets. Für Teile der jungen, technikaffinen Generation ist Bitcoin sogar zu einer Art neuem Gold geworden.
Doch der Vergleich mit dem Edelmetall ist irreführend: Die Krypto-Coins sorgen deutlich weniger als Gold für einen Risikoausgleich, wenn Sie den Großteil ihres Vermögens in Aktien investieren. Das zeigt die vergleichsweise hohe Korrelation der digitalen Währungen mit dem S&P 500, dem weltweit beachteten US-Index.
Auch die hohe Volatilität macht Kryptowährungen als krisenfesten Wertspeicher und zur Risikoabfederung ungeeignet. Grundsätzlich besteht bei Bitcoin und Co. immer das Risiko hoher Verluste. Ich würde Ihnen daher raten, nur Ihr „Spielgeld“ in digitale Währungen zu investieren.
Krypto ist somit kein Asset, das für jeden Investor passt. Ich finde es vergleichbar mit Tech-Investments im frühen Stadium. Man muss Schwankungen aushalten können und einen längeren Zeithorizont haben. Kursgewinne im dreistelligen Bereich werden Sie ohne diese Voraussetzungen jedenfalls nicht realisieren können.
Kaufen, halten oder verkaufen – Ihre Veru-Analyse vom 19.05. liefert die Antwort:
Wie wird sich Veru jetzt weiter entwickeln? Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Anleger lieber verkaufen? Die Antworten auf diese Fragen und warum Sie jetzt handeln müssen, erfahren Sie in der aktuellen Veru-Analyse.