HeidelbergCement hat nun seine Zahlen bekannt gegeben. Die Zahlen sind vom Markt offenbar so gedeutet worden, dass das Unternehmen trotz der Corona-Krise vor einer guten Zukunft stehe. Der Vorstand hat dies bezogen auf das laufende Jahr offenbar anders gesehen. Die Widersprüche sind auf den ersten Blick erstaunlich.
Ordentliche Delle
Vorstandschef Dominik von Achten hat kundgetan, er würde mit „deutlich negativen Auswirkungen“ auf den Umsatz des Unternehmens für das laufende Jahr wie auch mit Auswirkungen auf den Gewinn rechnen. „Das Ergebnis wird eine ordentliche Delle bekommen“, erwartete der Konzernlenker.
Der Baustoffkonzern geht davon aus, dass Bauprojekte für die Infrastruktur der Branche helfen könnten. Dennoch sei es dabei „unsicher, wie schnell und wie stark sich die Nachfrage erholen“ würde. Deshalb hat das Unternehmen mit Einsparungen reagiert.
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So würden Einsparungen in Höhe von einer Milliarde Euro vorgenommen, um die Liquidität im gesamten Jahr sicherzustellen. Die Einsparungen betreffen indes auch die Aktionäre, die auf einen Teil der Dividende für das vorhergehende Geschäftsjahr (!) verzichten sollen. So würde die Dividende nicht mehr 2,42 Euro betragen, sondern lediglich 0,60 Euro.
Der Absatz sei schon jetzt in Ländern wie Frankreich, Italien oder auch in Spanien erheblich eingebrochen. Das Unternehmen geht von einem Einbruch in Höhe von bis zu 90 % ein, wobei der Vergleichszeitraum, also die Exaktheit der Daten noch fraglich zu sein scheint. Dennoch: Der Anfang des zweiten Quartals sei auf diese Weise beschädigt.
Demgegenüber sollen die Schäden in Deutschland ausgesprochen gering sein. Beton, Kies, Klinker oder Zement werden weiterhin gekauft. Dies dürfte nach Meinung von Beobachtern insofern stabil bleiben, als die Bautätigkeit hierzulande faktisch nicht gebremst worden ist.
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Weltweit ist die Bautätigkeit nach Unternehmensangaben im ersten Quartal um 7 % eingebrochen. Dies macht 3,9 Milliarden Euro aus. Der operative Gewinn nach Abschreibungen würde jedoch sogar um 5 % höher liegen als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres. Eine der Ursachen ist eine Preiserhöhung, die das Unternehmen zu Beginn des Jahres vorgenommen hatte. Insofern ist der bis dato entstandene Schaden überschaubar.
Die Jahresprognose selbst ist derzeit für Analysten schwierig einzuschätzen. Die wesentliche Aussage bezieht sich auf den Umstand, dass die HeidelbergCement bis Ende März 5,4 Milliarden Euro liquider Mittel hatte und auf diese Weise tatsächlich die Liquidität belastbar zu sein scheint. Die Nettofinanzschulden sind allerdings binnen des ersten Quartals auf 9,3 Milliarden Euro gestiegen. Dies entspricht einem Anstieg um annähernd 1 Milliarde Euro.
Der Markt hat sich offenbar durch die Aussage lenken lassen, dass das Unternehmen davon ausgeht, die Krise „gut zu meistern“. Dennoch bleiben hier Fragezeichen: Sollte es eine zweite Welle an Corona-Infektionen mit entsprechenden neuen Maßnahmen geben, wäre auch diese Aussage hinfällig.
Charttechnisch betrachtet ist der Wert inzwischen wieder in einem fast neutralen Modus. Der Anstieg seit dem Ende der Maximalkrise bis zum 19. März ist mit gut 35 % beeindruckend. Dennoch ist das Vorkrisen-Niveau bei weitem nicht erreicht. Hindernisse sind dabei kaum in Sicht. Das 6-Monats-Hoch bei 68,34 Euro sollte aus Sicht der Analysten das Mindestziel sein. Die 12-Monats-Hochs bei 71,68 Euro vom 3. Juli 2019 wären dann gleichfalls direkt greifbar. Nach unten ist der Wert durch eine jetzt entstandene kurzfristige Aufwärtstrendgerade recht gut geschützt.
Gelingt es, zumindest die Unterstützungen bei 40 Euro zu verteidigen, stünde aus dieser Sicht dem Comeback nach oben nichts im Wege.
Auf der anderen Seite sind auch die technisch orientierten Analysten zufrieden. Der Wert würde immerhin am Freitag auch den GD50 überwunden haben, der bei 42,27 Euro verläuft. Die 100-Tage-Linie in Höhe von 53,28 Euro ist indes noch recht weit entfernt, der GD200 bei 59,08 Euro sogar fast 30 %. Insofern ist eine endgültige Erholung noch nicht in Sicht, auch wenn es am Freitag zu einem Plus von 6 % gekommen ist. Noch fehlen mindestens 10 Euro oder 20 %, um auch technisch grünes Licht zu geben. Immerhin: Die meisten Bankanalysten, die sich mit dem Wert beschäftigen, attestieren dem Untenrehmen nun ein höheres Kursziel.
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