Nach der Wiederwahl von Staatschef Xi Jinping auf dem chinesischen Parteitag hatte es an den chinesischen Börsen einen finalen Ausverkauf gegeben. Am Markt gab es große Befürchtungen, dass Xi seine ideologische Politik auf Kosten des Wirtschaftswachstums fortsetzen könnte.
Das wichtigste Börsenbarometer in Hongkong, der Hang-Seng-Index, stürzte daraufhin um mehr als 1.000 Punkte bzw. über 6 Prozent ab und markierte Ende Oktober mit 14.597 Punkten den tiefsten Stand seit Mai 2009. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Index gegenüber den Höchstständen von Februar 2021 mehr als halbiert.
China rückt von Null-COVID-Politik ab
Zunächst sah es auch so aus, als ob die Staatsführung ihren bisherigen Kurs fortsetzen würde. Gerade im Hinblick auf die Null-COVID-Politik schien kein Umdenken stattzufinden. Das änderte sich erst mit den landesweiten Protesten in den chinesischen Metropolen. Mittlerweile haben die handelnden Personen eingesehen, dass es so nicht weitergeht und die strengen Corona-Auflagen zurückgenommen. Die Abkehr von der Null-COVID-Politik hat zur Wiederöffnung Chinas geführt und den Märkten in den letzten Wochen einen kräftigen Schub gegeben.
Hang-Seng-Index leitet im November die Wende ein
Während der September und der Oktober 2024 aus Sicht des Hang-Seng-Index noch zu den statistisch schlechtesten Börsenmonaten zählten, war der November der drittbeste Monat seit der Datenerhebung Ende 1990. Auf Monatssicht betrug das Plus fast 27 Prozent. Im Dezember legte der Index um weitere gut sechs Prozent zu. Nach einer mehrwöchigen Konsolidierung gelang zum Ende des Jahres der Ausbruch aus dem seit Februar 2021 bestehenden Abwärtstrend.
Und auch das neue Jahr hat prächtig begonnen. Die Bullen schieben den Hang-Seng-Index weiter mit großer Dynamik nach oben. Schon jetzt belaufen sich die Gewinne in diesem Monat auf mehr als acht Prozent. Weder die 200-Tage-Linie (EMA200) noch die 20.000-Punkte-Marke haben die Käufer ausbremsen können.
Die chinesische Öffnung nach der Rücknahme der Corona-Restriktionen lässt chinesische Hersteller wieder mit mehr Optimismus in die Zukunft blicken. Zuletzt ist der Teilindex für die künftige Produktion laut dem chinesischen Wirtschaftsmagazin Caixin auf den höchsten Stand seit zehn Monaten geklettert.
Hang Seng Chart
Hang-Seng-Index überwindet Corona-Crashtief
Zu Wochenbeginn überwand der Hang-Seng-Index das Corona-Crashtief von Mitte März 2020 bei 21.139 Punkten und rückte mit einem Plus von 396 Punkten bzw. 1,89 Prozent auf 21.388 Punkte vor. Auf der Oberseite stellt sich dem Index nun bei 22.449/22.520 Punkte ein weiterer horizontaler Widerstand in den Weg. Kurzfristig könnte auch der Relative-Stärke-Index (RSI) für Druck von oben sorgen. Im Tageschart ist der RSI in den überkauften Bereich oberhalb der 70er-Schwelle vorgedrungen. Damit wäre der Index eigentlich reif für eine Gegenbewegung nach unten.
Spätestens beim Doppelsupport aus 20.000-Punkte-Marke und 200-Tage-Linie sollten die Bullen aber wieder Zugriff bekommen. Möglicherweise auch schon früher. In Frage kommt beispielsweise das überwundene 38,2 %-Fibonacci-Retracement der Abwärtsbewegung von Februar 2021. Es befindet sich 20.933 Punkten. Auf der Oberseite liegt das nächste Fibonacci-Kursziel (50 %-Fibonacci-Retracement) bei 22.890 Punkten. Das unter Elliott-Wave-Theoretikern so viel beachtete 61,8 %-Fibonacci-Retracement verläuft bei 24.847 Punkten. Es liegt inmitten der horizontalen Widerstandszone von 24.541/25.051 Punkten.
61,8 %-Fibonacci-Retracement im Fokus
Verfechter der Elliott-Wave-Theorie sehen im 61,8 %-Fibonacci-Retracement oftmals den entscheidenden Punkt, an dem sich zeigt, ob die aktuelle Bewegung nur eine Gegenbewegung ist oder sie einen neuen Trend begründet. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass die Gegenwehr der Bären in diesem Bereich besonders stark ausfallen könnte. Kommt es jedoch zum erfolgreichen Ausbruch, sind Anschlusskäufe zu den Hochpunkten von Februar 2021 und Anstiege auf neue Rekordstände möglich.
Chinas Wiederöffnung und Dollarschwäche als Kurstreiber
Neben Chinas Wiederöffnung lockt auch ein schwächerer US-Dollar Investoren zurück in die Region. Hinzu kommen weitere Konjunkturmaßnahmen zur Wiederbelebung des in Schieflage geratenen Immobiliensektors und nachlassende regulatorische Risiken. Ein hochrangiger Beamter der chinesischen Zentralbank hatte zuletzt erklärt, dass sich das harte Durchgreifen gegen den Internetsektor dem Ende zuneige.
Profitieren konnten die Börsenplätze in Fernost zu Wochenbeginn auch von den starken Vorgaben der Wall Street vom Freitag. Dort sorgen positive Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten für sinkende Zinserwartungen und neue Zuversicht an den Aktienmärkten.
Goldman Sachs rechnet mit Fortsetzung der China-Rallye
Analysten von Goldman Sachs gehen davon aus, dass die Rallye an den chinesischen Märkten weitergehen wird. „Das vorherrschende Marktumfeld veranlasst uns zu der Annahme, dass das Abwärtsrisiko einer Untergewichtung oder einer Leerverkaufsposition in chinesischen Aktien deutlich höher ist als eine Long-Position“, so der Experte Kinger Lau.
Durch den starken Lauf chinesischen Aktien ist auch der MSCI Asia Pacific Index technisch betrachtet in einen Bullenmarkt eingetreten, da die Kursgewinne seit dem Tief von Ende Oktober inzwischen bei mehr als 20 Prozent liegen. Für den Hang Seng Index stehen seit dem Indextief bereits Zuwächse von mehr als 46 Prozent zu Buche. „Die Rallye war schnell und heftig, daher ist es nur natürlich, einige Gewinnmitnahmen zu erwarten“, erklärt Charu Chanana, Senior Strategist bei Saxo Capital Markets.
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