Gold und Silber: Die echte Nachfrage hat kurzfristig kaum Einfluss auf den Preis

Lieber Investor,

die Preise, die wir für Waren und Dienstleistungen bezahlen, sind nicht statisch, sondern unterliegen einem beständigen Preisfindungsprozess. Angebot und Nachfrage schwanken und mit ihnen schwanken auch die Preise, sodass höhere Preise immer der Ausdruck einer gestiegenen Nachfrage sein sollten, während tiefere Preise auf ein Überangebot seitens der Anbieter deuten.

So tief diese Theorie noch immer in unseren Köpfen verankert ist, so unzutreffend ist sie, wenn man einen Blick auf die heutigen Rohstoff- und Edelmetallmärkte wirft. Auch hier sollten die Preise vor allem im Spiel von Angebot und Nachfrage schwanken, was bedeutet, dass die Produzenten und Verbraucher die wichtigsten Akteure im täglichen Preisfindungsprozess sind.

Das waren sie einmal und sind es vielleicht auch noch heute, wenn man auf die ganz langen Zeitebenen schaut. Aber wenn die täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Kursfeststellungen in den Blick genommen werden, wird der Einfluss der Produzenten und echten Verbraucher ausgesprochen gering.

An den Märkten gibt es nämlich noch eine dritte Gruppe, deren Bedeutung zunehmend größer wird: die Spekulanten. Sie kaufen einen Rohstoff nicht, weil sie ihn für sich selbst oder ihr Unternehmen als Ausgangsprodukt benötigen. Sie verkaufen ihn auch nicht, weil sie ihn produziert oder auf Lager haben.

Das schnelle Geld verzerrt die Preise

Gekauft oder verkauft wird ein Rohstoff von diesen Marktteilnehmern nur, weil ein charttechnisches Signal vorliegt, und weil man mit dem Handel der Rohstoffkontrakte Geld verdienen möchte. Andere Gründe am Rohstoffmarkt tätig zu werden, gibt es für diese Gruppe nicht.

Wohlgemerkt, man möchte mit dem Handel der Rohstoffkontrakte Geld verdienen, nicht mit dem Handel der Rohstoffe selbst, denn dieser wäre viel zu aufwendig und damit viel zu kostenintensiv. Es müssten Lagerhallen und Öltanks gebaut und mühsam befüllt und wieder geleert werden. All das will man nicht. Was allein zählt, ist der Kauf und Verkauf von Terminkontrakten, also der Handel mit Papier, oder wenn Sie es etwas vornehmer ausdrücken wollen, mit Absichtserklärungen.

Es gibt diese Gruppe von Spekulanten seit es die Terminkontrakte gibt und diese sind nötig, um dem Kauf- und Verkaufsprozess Regeln und Struktur zu geben. Wenn nicht klar ersichtlich ist, wer was wann und in welchen Mengen zu einem bestimmten Preis verkauft oder kauft, wird der Markt schnell unübersichtlich und chaotisch.

Eine gute Absicht verkehrt sich in ihr Gegenteil

Vor diesem Hintergrund sind Terminkontrakte eine gute und unverzichtbare Erfindung. Sie machen den Handel transparent und nachvollziehbar und sie erleichtern ihn enorm. Es sind also nicht die Terminkontrakte an sich das Problem, sondern es ist ihre hohe Zahl. Wenn deutlich mehr Terminkontrakte gehandelt, als weltweit reales Gold und Silber produziert und verbraucht werden, passt etwas nicht.

Zum eklatanten Missverhältnis zwischen dem realem Angebot und dem wilden Handel von Angebotsversprechen kommt als weiteres Problem das synchrone Verhalten der Trader hinzu. Weil kein echter Verbrauch gegeben ist, muss man sich zwangsläufig an anderen Größen orientieren als dem eigenen Bedarf.

An dieser Stelle kommt die Charttechnik ins Spiel. Gekauft werden Gold, Silber, Mais oder Kupfer nicht, weil man sie benötigt, sondern weil ein gleitender Durchschnitt durchbrochen wurde oder im Chart ein anderes Kaufsignal getriggert wurde.

Was auf der Ebene des Einzelnen legitim ist, wird schnell zu einem Problem, wenn alle mehr oder weniger auf die gleichen Signale handeln und zeitgleich ihre Verkäufe oder Käufe tätigen. Aus einer kleinen Bewegung wird dann schnell ein großer Strom, der wenn er lang anhaltend ist, sogar Existenzen, etwa die der Bauern und Minenarbeiter vernichten kann.

Eine auf den Kopf gestellte Welt

Wir haben uns an negative Zinsen gewöhnt und werden uns sicher auch bald an Mais- und Sojapreise gewöhnen, die völlig unabhängig vom realen Angebot nach gleitenden Durchschnitten und durchbrochenen Widerständen bzw. Unterstützungen gebildet werden. Schuld an dieser Veränderung sind allein die Masse der Spekulanten und ihr synchrones Agieren.

Es zählt nicht mehr, was auf den Feldern geerntet und in den Mienen produziert wird, sondern nur noch die Frage, wie groß das numerische Übergewicht der Spekulanten gegenüber den realen Produzenten und Verbrauchern ist. Oder anders formuliert: An vielen Stellen wird der Preis heute von Leuten gemacht, die es eigentlich nichts angeht und die mit den gehandelten Rohstoffen oder Edelmetallen nicht viel zu tun haben.

Was bedeutet dies für den Rohstoffanleger und insbesondere die Goldanleger? Ob wir die Entwicklung mögen oder nicht, die Kurse werden in Zukunft noch viel stärker von technischen Merkmalen beeinflusst. Diese sollten wir kennen und bei unseren Kauf- und Verkaufsentscheidungen berücksichtigen, weil sie kurzfristig die Preise sehr viel stärker bestimmen als das Spiel von Angebot und Nachfrage.

Wer als Goldanleger dem übermäßigen Einfluss der Spekulanten aus dem Weg gehen möchte, dem bleibt im Grunde nur der Weg, sich vom Future- und Zertifikatehandel zu verabschieden und sich allein dem physischen Gold und Silber zuzuwenden. Zwar wird auch der Preis, zu dem wir unsere Barren und Münzen erwerben, maßgeblich von den Papiermärkten bestimmt. Da das Gold allerdings in den meisten Fällen langfristig gehalten werden soll, sind diese Einflüsse auf lange Sicht zu vernachlässigen.

Am Ende wird ohnehin zählen, dass das physische Gold und Silber auch dann noch da sein wird, wenn viele Geldwerte und Papierformanlagen längst untergegangen sind.

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