Die Gerresheimer AG, ein weltweit tätiger Spezialist für Verpackungslösungen in der Pharma-, Biotech- und Kosmetikbranche, hat ihre Prognose für das laufende Geschäftsjahr deutlich nach unten angepasst. Damit zog sie auch ihre Aktie mit nach unten: Im Montaghandel rauschte der Kurs um über 23% in die Tiefe und notierte so niedrig wie seit Herbst 2022 nicht mehr.
Schwache Märkte und temporäre Einbrüche
Der Anpassung der Prognose liegen mehrere Faktoren zugrunde: Eine weiterhin schwache Nachfrage im Kosmetikmarkt und ein unerwarteter Rückgang bei den sogenannten Containment-Lösungen für flüssige Medikamente zum Einnehmen, also Oral Liquids. Im zweiten Quartal rechnet Gerresheimer nach vorläufigen Zahlen nur mit einem organischen Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Die Adjusted EBITDA-Marge dürfte bei etwa 19% liegen – spürbar unter den bisherigen Erwartungen.
Die Geschäfte mit Spritzen konnten zwar leicht zulegen, da Umsätze aus dem ersten Quartal ins zweite gerutscht sind. Trotzdem bleibt das Wachstum insgesamt verhalten. Gerresheimer-CEO Dietmar Siemssen machte deutlich, dass die Wachstumsdynamik niedriger als erhofft ausfiel, man aber an den langfristigen Wachstumszielen festhalten wolle.
Neue Jahresziele: Kaum noch Steigerung
Infolge dieser Entwicklung senkt Gerresheimer seine Prognose für das Gesamtjahr: Statt eines organischen Wachstums von 3–5% peilt das Unternehmen jetzt nur noch 1–2% an. Auch die Marge rutscht von 22% auf 20%. Besonders schmerzhaft für die Aktionäre: Das bereinigte Ergebnis je Aktie (EPS) soll im Vergleich zum Vorjahr sogar im niedrigen zweistelligen Prozentbereich sinken – ursprünglich hatte man mit einem Zuwachs gerechnet.
Dividende zusammengestrichen
Angesichts der schwachen Aussichten will Gerresheimer seine Dividende massiv kürzen: Statt wie im Vorjahr 1,25 Euro pro Aktie, sollen Aktionäre nur noch 4 Cent pro Aktie bekommen – das gesetzliche Minimum. Damit will das Unternehmen seine finanzielle Flexibilität sichern. Der neue Dividendenvorschlag wird am 5. Juni auf der Hauptversammlung zur Abstimmung gestellt.
Gerresheimer AG Aktie Chart
Analyst von JPMorgan deutet potenzielles Übernahmeszenario an
Die US-Bank JPMorgan bleibt zwar bei ihrem Kursziel von 122,50 Euro, merkt aber an, dass die Korrektur der Prognose einen Rückgang des Umsatzkonsenses um etwa 3% und des operativen Ergebnisses um rund 9% bedeutet. Analyst David Adlington sieht die gekürzte Dividende als besonders negatives Signal für die Bilanz.
Gleichzeitig deutet er an, dass die niedrige Bewertung auch Raum für ein Private-Equity-Gebot schaffen könnte. Die dpa wies in diesem Kontext auf entsprechende Gerüchte hin, die bereits seit Frühjahr am Markt kursieren: Der Konzern habe sich angeblich auf die Suche nach Übernahmeinteressenten begeben. Dass Finanzinvestoren in der Vergangenheit bereits durchaus einen Blick auf das Unternehmen geworfen haben, ist bekannt. Die Zukunft wird zeigen, ob an den aktuellen Gerüchten und Analysen etwas dran ist.
Auch Jefferies bleibt grundsätzlich optimistisch und hält an einem Kursziel von 86 Euro fest, sieht aber ebenfalls einen Korrekturbedarf beim Gewinn von rund 8%, wenn man die neue Marge von 20% berücksichtigt.
Langfristig weiter Potenzial
Trotz der enttäuschenden Zahlen betont Gerresheimer seine langfristigen Perspektiven: Der Konzern ist mit Systemlösungen und High-Value-Produkten gut aufgestellt, vor allem für die Biopharma-Industrie. Zudem verspricht man sich von der Integration des kürzlich übernommenen Bormioli Pharma zusätzliche Chancen.
Die nächste Gelegenheit für mehr Klarheit kommt am 10. Juli, wenn Gerresheimer seine detaillierten Quartals- und Halbjahreszahlen vorlegt.
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