Evotecs Netzwerk spannender Kooperationen weitet sich wieder einmal aus: Die neuen Partnerunternehmen sind der rheinland-pfälzische Forschungsbetrieb Boehringer Ingelheim und der französische In-vitro-Diagnostika-Spezialist bioMérieux. Die drei Biotech-Schmieden gaben heute die Gründung eines Joint Ventures namens Aurobac Therapeutics SAS zur Bekämpfung von antimikrobiellen Resistenzen (AMR) bekannt.
Das 40-Millionen €-Joint-Venture mit Sitz in Lyon wird von Boehringer Ingelheim als Hauptinvestor mit 30 Millionen € finanziert sowie von Evotec und bioMérieux mit jeweils 5 Millionen €.
Das traditionsreiche Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec nennt AMR eine „massive Bedrohung der öffentlichen Gesundheit“. Demnach würden Routineeingriffe wie Kaiserschnitte oder Hüftprothesen lebensbedrohlich und Komplikationen bei Verletzungen und weit verbreiteten Krankheiten wie Diabetes immer weniger behandelbar.
Aurobac wird die Kernkompetenzen der drei Gründungsunternehmen bündeln, um die Antibiotikabehandlung zu ändern, die derzeit stark auf empirischen Ansätzen mit Breitspektrum-Arzneimitteln und nicht fokussierten Medikamenten beruht. Das Ziel ist es, einen neuen Ansatz der Präzisionsmedizin zu entwickeln, um Antibiotika-Resistenzen vollständig zu besiegen.
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Evotec-CEO Werner Lanthaler betonte: „Die düstere Aussicht auf ein post-antibiotisches Zeitalter hat viele Ursachen, aber nur eine Lösung: Die Entwicklung neuer, gezielter und wirksamer antimikrobieller Therapien.“
Boehringer-Vorstand Michel Pairet machte die Relevanz der AMR-Epidemie in Zahlen deutlich: „Jedes Jahr sterben weltweit etwa 1,27 Millionen Menschen an Antibiotikaresistenzen und Schätzungen zufolge könnten bis 2050 weltweit bis zu 10 Millionen Todesfälle auf AMR zurückzuführen sein, womit AMR tödlicher sein könnte als Krebs.“
Ein dichtes Partnernetzwerk
Das neue Joint Venture von Evotec reiht sich ein in die zahlreichen aussichtsreichen Deals, die der Pharma-Entwickler aus Hamburg in der Vergangenheit bereits geschlossen hat – wie etwa die Partnerschaften mit dem Pharma-Riesen Bayer, dem US-Konzern Eli Lilly oder dem Bundesforschungsministerium.
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In letzter Zeit baute die Hamburger Biotech-Schmiede ihr Kooperations-Netzwerk zügig weiter aus. Vor fünf Wochen hatte das Unternehmen die Übernahme des italienischen Zelltherapie-Spezialisten Rigenerand bekanntgegeben. Am Dienstag folgte schließlich die Meldung über den Abschluss der 23-Millionen €-Akquisition.
Kurz zuvor hatte Evotec seine 2018 geschlossene Kooperation mit dem New Yorker Pharma-Konzern Bristol Myers Squibb (BMS) um acht Jahre verlängert und erweitert. Die ursprüngliche Zusammenarbeit hatte sich den Angaben nach als „äußerst produktiv“ erwiesen und eine „vielversprechende“ Pipeline für Molecular Glue Degraders hervorgebracht.
Mit dem Deal erhalten die Hamburger zunächst eine Abschlagszahlung in Höhe von 200 Millionen US$. Der Wirkstoffentwickler erwartet zudem in naher Zukunft weitere erfolgsabhängige und programmbasierte Meilensteinzahlungen, was zu einem möglichen Gesamtvolumen von 5 Milliarden US$ führen kann. Darüber hinaus erhält das Unternehmen mehrstufige Umsatzbeteiligungen basierend auf dem Verkauf von Produkten.
Bei Anlegern ist Geduld gefragt
Die vielen strategischen Investitionen von Evotec haben die Margenentwicklung jedoch zuletzt etwas gebremst. Mit einer EBIT-Marge von 6,6% im vergangenen Jahr lag das Unternehmen deutlich unter dem mittelfristigen Zielbereich von 8 bis 10%. 2022 dürften die Hamburger gar in die Verlustzone rutschen.
Das führt dazu, dass die Evotec-Aktie selbst für die Biotech-Branche noch recht sportlich bewertet ist – und das, obwohl der Kurs auf Jahressicht um über -40% abgerutscht ist. Für die kommenden 12 bis 24 Monate rechne ich mit weiteren Korrekturen um bis zu -20%.
Langfristig sehe ich das Hamburger Unternehmen mit seiner breit gefächerten Pipeline jedoch auf einem sehr guten Weg. Daher sollten Investierte geduldig bleiben und gegebenenfalls Nachkaufgelegenheiten ausnutzen. Neueinsteigern rate ich ebenfalls, auf attraktivere Preise zu warten.
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