Liebe Leser,
„die Energiekonzerne profitieren derzeit über Gebühr und sind Krisengewinnler, die sich ohne Rücksicht auf die Gesellschaft bereichern.“ So oder so ähnlich wird die Kritik derzeit in vielen Online-Foren formuliert. Doch das Ganze ist längst nicht so einfach wie es scheint, zumindest wenn man sich die neuen Zahlen des in Karlsruhe sitzenden Energiegiganten EnBW anschaut.
EnBW: von Geldregen keine Spur
Das Unternehmen hat am Freitag seine Neunmonatsbilanz und die Prognose für das Restjahr präsentiert. Kurzum: Von einem Krisengewinnler ist hier nicht viel zu sehen. Zwar konnte man den Umsatz zwischen Januar und Ende September auf knapp 39,5 Milliarden Euro mehr als verdoppeln.
Das Wachstum aber schlug sich nicht auf den Profit nieder. Im Gegenteil: Operativ (bereinigtes EBITDA) blieben von dem Mega-Umsatz lediglich 1,97 Milliarden Euro hängen. Das ist in etwa so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Karlsruher melden Gewinnwarnung
Aber nicht nur das: Unterm Strich verdienten die Karlsruher in den neun Monaten bis Ende September nur 163 Millionen Euro. Da der Umsatz massiv zulegte, der Gewinn aber niedrig blieb, fiel die Nettomarge entsprechend dürftig aus. Ein Geldregen ist das also nicht.
EnBW musste deshalb auch seine Prognose absenken und eine Gewinnwarnung veröffentlichen. Demnach erwartet das Management für das Gesamtjahr 2024 nun ein bereinigtes operatives Ergebnis von 2,7 bis 2,9 Milliarden Euro. Damit würde man selbst im besten Falle knapp unter dem Vorjahreswert landen (2,96 Mrd.). Zuvor hatte man den Anlegern noch ein operatives Gewinnplus von 2 bis 7 Prozent in Aussicht gestellt.
Das VNG-Desaster
Es sind gleich mehrere Faktoren, die EnBW pessimistischer werden lassen. Allen voran: der mehrheitlich zum Konzern gehörende Gasversorger VNG. Ähnlich wie Uniper muss VNG derzeit Gas zu höheren Preisen am Markt einkaufen, um seine Verträge wegen fehlender Lieferungen aus Russland zu bedienen. Das Gasunternehmen beliefert nach eigenen Angaben 400 Stadtwerke und Industriekunden mit dem fossilen Rohstoff.
Die Misere führt zu enormen Liquiditätsproblemen bei VNG und belastet auch den Mehrheitsaktionär EnBW und dessen Ergebnis in 2024. In den ersten neun Monaten habe man die Probleme durch eine positive Entwicklung bei den Erneuerbaren Energien und im Handelsgeschäft noch einigermaßen ausgleichen können. So profitierte EnBW von neuen Solarparks und besseren Windverhältnissen. Im Handelsgeschäft wiederum erwiesen sich die hohen Gaspreise als Hilfe.
Belastungen im Netzgeschäft
Doch diese Kompensation gerät mehr und mehr ins Stocken. Die Belastungen durch die VNG-Beteiligung dürfte zunehmen, so EnBW. Hinzu kommen die Probleme im Netzgeschäft. Energienetzbetreiber wie EnBW sind dazu verpflichtet, die Netze mit einer gewissen Grundspannung zu versorgen.
Hierfür muss der Konzern auch am Markt Strom hinzukaufen, was angesichts der aktuellen Preise hoch defizitär ist. Jener Belastungsfaktor sei bislang noch moderat ausgefallen, betonten die Karlsruher. Im vierten Quartal dürften die Einschnitte im Netzgeschäft jedoch „spürbar“ zunehmen.
Mögliche Zusatzsteuer sorgt für noch mehr Unsicherheit
Als wäre das noch nicht schlimm genug, droht EnBW auch politischer Druck. So will die Bundesregierung Energieunternehmen zusätzlich besteuern. Noch gibt es hierzu keine konkrete gesetzliche Ausgestaltung.
EnBW-Finanzchef Thomas Kusterer betonte, dass abgeschöpfte Gewinne bei den Investitionen fehlten und so den Fortschritt der Energiewende ausbremsen würden. Auch hätte eine Zusatzsteuer erhebliche Auswirkungen auf das Vertrauen von Investoren aus dem In- und Ausland – vor allem wenn diese auch rückwirkend erhoben würde. EnBW begründete die Gewinnwarnung indes auch mit dieser bislang kaum abschätzbaren politischen Entwicklung.
EnBW-Aktie: alles andere als ein Krisengewinnler
Die Börse reagierte verstimmt auf diese Unsicherheitsfaktoren, wie Sie im Aktien-Chart von EnBW sehen können:
Enbw Energie Baden-Wuerttemberg Aktie Chart
Am Freitagmittag gab die Aktie des zu mehr als 90 Prozent im Staatsbesitz befindlichen Unternehmens um knapp 2 Prozent auf 81,6 Euro nach (Stand: 11.11.2024, 14:00 Uhr). Auf 12-Monats-Sicht stand das Papier zu dem Zeitpunkt gerade einmal mit 5,5 Prozent im Plus. Auf 6-Monats-Sicht musste man gar ein Minus von 12,4 Prozent konstatieren. Auch an der Börse ist die vermeintliche Stellung von EnBW als Krisengewinnler also alles andere als in Stein gemeißelt.
Hoffnung auf Staatshilfen für VNG
Zugegeben: Es gibt auch positive Faktoren. So hatte die EnBW-Tochter VNG ähnlich wie Uniper Staatshilfe beantragt. Wie teuer die staatliche Rettung des Gasunternehmens werden könnte, ist bis dato unklar. Fakt ist: VNG ist für die deutsche Energieversorgung ein wichtiges Rad im Getriebe und damit systemrelevant.
Die Firma kauft und importiert nicht nur den fossilen Brennstoff, sondern betreibt auch Fernleitungsnetze und Gasspeicher. EnBW darf also auf zumindest in dieser Sache auf politische Hilfe hoffen.
Erneuerbare Energien bieten starkes Potenzial
Hoffen kann man zudem auf die Erneuerbaren Energien. Wie oben erwähnt, erwiesen sich diese zuletzt als Ergebnistreiber und Kompensator der vielen Probleme. In den neun Monaten per Ende September erzielte man damit ein bereinigtes EBITDA von 840 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von satten 54 Prozent und einem Anteil am gesamten Betriebsergebnis von 42,7 Prozent. Kein Wunder also, dass EnBW viel Geld in den Ausbau seiner Öko-Strom-Aktivitäten investiert.
So plant man beispielsweise einen Offshore-Windpark in der Schottischen See. Zudem hatten die Karlsruher kürzlich die deutsche Firma DZ-4 komplett übernommen, einen Anbieter von Photovoltaik-Anlagen und Stromspeichern vor allem für Eigenheim-Kunden. Nicht zuletzt engagiert sich EnBW auch im Bereich der Elektromobilität und hilft beim Ausbau der Ladeinfrastruktur – sowohl im öffentlichen (Ladeparks) als auch im privaten Bereich (Wallboxes).
Eben diese Engagements verschaffen der EnBW-Aktie meiner Meinung nach durchaus Zukunftspotenzial.
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