Im Oktober hat sich die seit Monaten anhaltende Abwärtstendenz bei den Industrierohstoffpreisen weiter fortgesetzt. In Summe gab der Index 2,6 Prozent nach. Am stärksten sank der Teilindex für Agrarrohstoffe, der zum Vormonat um 4,9 Prozent fiel. Hier wirkte sich der anhaltende Preisrückgang bei Baumwolle aus. Die hohe Inflation schmälert das Konsumverhalten der Menschen und führt zu einer sinkenden Nachfrage nach Textilien.
Auch der Holzpreis hatte weiter mit Abgaben zu kämpfen. Das dürfte an der Abkühlung in der Baubranche liegen, die mit höheren Zinsen und dem Konjunkturverlauf zu kämpfen hat. Beim Teilindex für Nichteisenmetalle fiel das Minus mit 0,9 Prozent zum Vormonat am geringsten aus. Anders war die Lage im Teilindex für Eisenerz und Stahlschrott. Dort sanken die Preise gegenüber dem September um 4,1 Prozent. Insgesamt fiel der Index für Industrierohstoffe im Oktober um 2,6 Prozent.
Eisenerzpreis unterliegt großen Schwankungen
Eisenerz wird auf dem Weltmarkt in Tonnen gehandelt und der Preis zumeist in US-Dollar angegeben. Die Preiskurve steht in enger Verbindung mit der weltweiten Konjunktur und ist daher großen Schwankungen ausgesetzt. Ende 2015 erreichte der Eisenerzpreis mit weniger als 50 US-Dollar seinen letzten Tiefpunkt. In der Folge schlossen einige Bergbauunternehmen nicht lukrative Minen, woraufhin das Angebot zurückging und der Preis wieder Auftrieb bekam.
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Der Ausbruch der Corona-Pandemie wirkte sich nicht negativ auf den Preis von Eisenerz aus. Stattdessen gab es ab April 2020 einen kräftigen Anstieg, der Mitte 2021 zu Preisen von über 200 Dollar je Tonne führte. Das war das höchste Niveau seit mehr als zehn Jahren. Grund war ein knapperes Angebot durch Corona-bedingte Minenschließungen und festsitzende Containerschiffe. Allerdings wurde dieses Preisniveau nicht lange aufrechterhalten. Als sich die Lage wieder entspannte, setzte ab Juli eine scharfe Korrektur an, die im November zu einem Preissturz auf unter 100 Dollar führte.
Ukraine-Krieg lässt Eisenerzpreis weiter ansteigen
Zum Ende des vergangenen Jahres und zu Beginn des neuen Jahres erfuhren die Eisenerzpreise wieder deutlichen Auftrieb. Zum einen lag dies am Wegfall von Corona-Einschränkungen und dem Wiederhochfahren der Wirtschaft, also einer steigenden Nachfrage, zum anderen aber auch an anhaltenden Lieferschwierigkeiten, die das Angebot verknappten. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges stiegen die Preise in Erwartung einer weiteren Angebotsverknappung und möglicher Lieferschwierigkeiten zunächst weiter nach oben.
Seinen Höchststand erreichte der Eisenerzpreis in diesem Jahr im März auf einem Niveau von über 160 Dollar. Ab April kehrte sich das Bild wieder um und die Preise gingen in eine Abwärtsbewegung über. Zurückzuführen war dies auf die Konjunkturabkühlung in Europa, den USA und China und wachsende Sorgen vor einer globalen Rezession.
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Covid-Ausbrüche bremsen chinesische Wirtschaft aus
Industrierohstoffe leiden auch stark unter den anhaltenden Covid-Ausbrüchen in China, das als weltweite Wachstumslokomotive auch am stärksten entsprechende Rohstoffe nachfragt. Die vergleichsweise hohen Infektionszahlen und der weiterhin sehr strenge Umgang mit dem Thema Corona bremsen die chinesische Wirtschaft aus und haben zu einem Rückgang der Bautätigkeit geführt.
Schätzungen zufolge dürfte das chinesische Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um rund drei Prozent steigen. Die Weltbank prognostiziert ein Wachstum von 2,8 Prozent. Damit würde die Volksrepublik das im März ausgegebene Ziel eines Wirtschaftswachstums um 5,5 Prozent deutlich verfehlen.
Stahl zur Umsetzung von Infrastrukturprogrammen
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD prognostiziert für das kommende Jahr aber wieder deutlichere Zuwächse. Nach aktuellen Schätzungen dürfte das Plus bei 4,6 Prozent liegen. Das wiederum könnte auch die Nachfrage nach Industriemetallen wie Eisenerz wieder ankurbeln. Eisenerz kann zu Stahl weiterverarbeitet werden, das in großer Menge für Infrastrukturprojekte wie Schienenverkehrsnetze, Eisenbahnen und den Gebäudebau benötigt wird. Nicht nur in China, auch in Europa und den USA gibt es umfangreiche Infrastrukturprogramme.
Signale der Entspannung beim Thema Corona
Der Eisenerzpreis hat denn auch nach dem Rücksetzer auf Tiefstände bei 75 Dollar je Tonne in den letzten Wochen wieder zulegen können. Das mag mitunter daran liegen, dass es aus China leichte Entspannungssignale hinsichtlich des Umgangs mit Corona gibt. Außerdem hat die Volksrepublik verlauten lassen, das Tempo bei den Impfungen zu erhöhen. So würden die Bemühungen verstärkt die über 80-Jährigen zu immunisieren.
Nach offiziellen Angaben waren im November 86,4 Prozent der über 60-Jährigen zweimal geimpft. Über eine zusätzliche Booster-Impfung verfügten demnach 68,2 Prozent der über 60-Jährigen. Um die Impflücken zu schließen, könnte auch Deutschland seinen Teil beitragen. Diskutiert wird über eine Lieferung des von BioNTech und Pfizer entwickelten und an Omikron angepassten Covid19-Vakzins. Bislang hat der Impfstoff allerdings nur in den Sonderverwaltungszonen in Hongkong und Macau eine Notfallzulassung erhalten.
Wie geht es für den Eisenerzpreis weiter?
Der Eisenerzpreis reagiert am Dienstag mit deutlichen Aufschlägen auf die Entwicklungen in China und springt wieder über die Marke von 100 Dollar je Tonne. Angesichts der starken Schwankungen und der nicht abzusehenden Entwicklung der Weltwirtschaft ist es schwierig eine valide Prognose für den Eisenerzpreis abzugeben. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Preis im Trend erhöht, wohingegen es in diesem Jahr unter dem Strich etwas zurückging. Die Tendenz der letzten Wochen deutet aber auf steigende Eisenerzpreise hin. Setzt sich dieser Trend auch im Dezember fort, könnte auch auf Jahressicht schlussendlich eine Preissteigerung stehen.