Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Fed versucht den Befreiungsschlag

17.03.2024 – Die Fed hat zwar wie erwartet die Leitzinsen um 25 Bp angehoben, schlug aber ansonsten überraschend falkenhafte Töne an. So wurden nicht nur für alle kommenden FOMC-Sitzungen in diesem Jahr weitere Straffungen um jeweils 25 Bp in Aussicht gestellt. Notenbankpräsident Powell wies auch unerwartet klar darauf hin, dass die Leitzinsen um noch mehr als die vom FOMC-Median bis zum Jahresende angenommenen 150 Bp angehoben werden können. Wir sind der Auffassung, dass es genau dazu kommen wird. Die Geldterminmärkte haben dieses Szenario jedoch trotz deutlicher Korrekturen in den zurückliegenden Wochen noch nicht eingepreist und besitzen mithin mittelfristig weiteres Korrekturpotenzial.

Fed vollzieht Kurswechsel

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach der letzten coronabedingten Notfallzinssenkung im Frühjahr 2020 hat die Fed gestern die Leitzinsen zum ersten Mal wieder angehoben – wie mehrheitlich erwartet um 25 Bp. Neu liegt der Zielkorridor der Fed-Funds-Rate bei 0,25% bis 0,50%. Darüber hinaus kündigte die US-Notenbank weitere Zinserhöhungen an. Der Median der 16 FOMC-Mitglieder geht nun davon aus, dass die Leitzinsen im Rahmen jeder der verbleibenden sechs FOMC-Sitzungen in diesem Jahr um 25 Bp angehoben werden. Zum Ende dieses Jahres würde die Fed-Funds-Rate demnach bei 1,875% liegen. Für 2024 rechnen die Währungshüter im Mittel nochmals mit rund vier 25-Bp-Zinsschritten.

Zusätzlich rückt das Abschmelzen der Notenbankbilanz schneller als gedacht näher. Jerome Powell sprach im Rahmen der Pressekonferenz davon, der Startschuss dafür könnte schon bei der nächsten FOMC-Sitzung im Mai gegeben werden.

Zu hohe Inflation zwingt die Notenbank zum Handeln

Als zentralen Grund für die geldpolitische Kehrtwende verweist die Notenbank auf die ausufernde Inflation. In der schriftlichen Erläuterungen zum Zinsentscheid wird erstmals eingestanden, dass der Teuerungsdruck nicht nur auf Sonderfaktoren zurückzuführen, sondern immer breiter abgestützt ist. Als zunehmend problematisch sieht die Fed in diesem Zusammenhang das kräftige Lohnwachstum, das dem 2%-Inflationsziel zuwiderlaufe. Sowohl am Arbeitsmarkt als auch in der Wirtschaft insgesamt könne das Angebot nicht mehr mit der Nachfrage Schritt halten. Ergo müsse die Geldpolitik restriktiver werden.

Powell rechtfertigte den restriktiven Kursschwenk auch damit, dass Preisniveaustabilität eine Voraussetzung dafür sei, um das zweite geldpolitische Ziel – Vollbeschäftigung – zu erreichen. Die wirtschaftliche Erholung sieht er durch die Zinserhöhungen nicht in Gefahr. Vielmehr befinde sich die US-Wirt­schaft in einer sehr robusten Verfassung.

Geldterminmärkte unterschätzen weiterhin das Zinserhöhungspotenzial

Alles in allem lassen die Begründungen der Fed zum Zinsentscheid eine eindeutig falkenhafte Haltung erkennen. Nicht zuletzt wies Powell überra­schend klar darauf hin, dass die Leitzinsen im weiteren Jahresverlauf auch um mehr als die vom FOMC-Median angenommenen 150 Bp angehoben werden können – immerhin wäre das die Auffassung von fast der Hälfte der 16 FOMC-Mitglieder.

Wir gehen davon aus, dass die Inflations- und Lohndaten in den kommenden Monaten weiter nach oben überraschen. Unter der Annahme, dass sich der Ukraine-Konflikt nicht noch mehr zuspitzt, sondern dass sich im Laufe der kommenden Wochen eine gewisse Beruhigung einstellt, sollte sich der Aufschwung in den USA fortsetzen und der US-Arbeits­markt immer heisser laufen.

Unter diesen Voraus­setzungen dürfte sich die Fed genötigt sehen, die Leitzinsen in diesem Jahr kräftiger als derzeit vom FOMC-Median veranschlagt anzuheben, beispielweise indem bei mindestens einer FOMC-Sitzung der Erhöhungsschritt 50 Bp beträgt. Die Geldterminmärkte haben dieses Szenario trotz deutlicher Korrekturen in den zurückliegenden Wochen noch nicht eingepreist und besitzen mithin mittelfristig weiteres Korrekturpotenzial. In der Folge besteht auch bei den Treasury-Renditen ungeachtet des jüngsten markanten Anstiegs noch Aufwärtspotenzial.

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