Als klassische Old-Economy-Hochdividendenwerte erfreuen sich die US-amerikanischen Master Limited Partnerships (MLPs) unter den Einkommensinvestoren dies- wie jenseits des Atlantiks hoher Beliebtheit. Kein Wunder, betreiben sie doch einerseits Produktions- und Verarbeitungsanlagen sowie Lager- und Transportkapazitäten entlang der volkswirtschaftlich unverzichtbaren Energieversorgungskette und sind damit wie kaum eine andere Branche der Realwirtschaft behaftet. Andererseits unterliegen sie seit 1987 einem eigenen Bundesgesetz, welches die Erträge einer MLP unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei stellt. Eine dieser Bedingungen ist, dass der Großteil der Gewinne, üblich sind etwa 90 Prozent, abzüglich Erhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen, an die Anleger ausgeschüttet werden.
Ausländische beziehungsweise nicht in den USA veranlagte Investoren kommen allerdings nicht in den vollen Genuss dieses Geldsegens. Jedenfalls nicht direkt. Denn die Ausschüttungen einer MLP müssen US-amerikanische Anleger mit dem individuellen Einkommenssteuersatz versteuern (maximal 39,6 Prozent), der sonst für „qualifizierte Dividenden“ anwendbare niedrigere Satz (maximal 23,8 Prozent) kommt hierbei nicht zur Anwendung. Aus dem Grund beträgt die Quellensteuer für ausländische Investoren auch je nach MLP bis zu 35 Prozent. Zwar können sich diese üblicherweise einen Teil der Quellensteuer auf Antrag erstatten lassen, was allerdings erheblichen bürokratischen Aufwand nach sich zieht.
Dieser unerquickliche Umstand lässt sich allerdings mit börsengehandelten Fonds beziehungsweise Exchange Traded Funds (ETFs) umgehen, die selbst wiederum in US-amerikanische MLPs investieren. Mit dem Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF hat die gleichnamige Fondsgesellschaft bereits vor einigen Jahren einen nach allen EU-Regeln konformen ETF kreiert, der exakt diesen Sektor abbildet. Invesco selbst wurde im Jahr 1935 in Atlanta gegründet und zählt mit einem verwalteten Vermögen von aktuell knapp einer Billionen US-Dollar zu den weltweit größten bankenunabhängigen Vermögensverwaltungen.
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Der Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF gehört mit knapp 500 Millionen US-Dollar Marktkapitalisierung tatsächlich zu den größeren Fonds des Emittenten.
Als ETF wird der Fonds passiv gemanagt, es findet also keine aktive Wertpapierauswahl durch ein beauftragtes Fondsmanagement statt. Vielmehr erfolgt die Anlage des Fondsvermögens automatisiert und regelgebunden indem ein (Branchen-)Index abgebildet wird. In diesem Fall handelt es sich um den Morningstar MLP Composite Index. Dieser deckt gemessen an der Marktkapitalisierung etwa 97 Prozent und damit de facto den gesamten MLP-Sektor ab. In den Index aufgenommen werden US-amerikanische MLPs mit einer Marktkapitalisierung oberhalb von 500 Millionen US-Dollar. Derzeit sind das 27 Unternehmen, deren Gewichtung nach der jährlichen Gesamtausschüttungssumme erfolgt. Aktualisiert werden Index wie ETF zweimal im Jahr, jeweils am dritten Freitag im Juni und Dezember. Zurzeit machen die vier größten Positionen gut 40 Prozent des Portfolios aus.
Das Domizil des Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF ist Irland, dennoch ist die Rechenwährung des Fonds der US-Dollar, ausgeschüttet wird in guter US-amerikanischer Tradition quartalsweise, und zwar jeweils Ende März, Juni, Oktober und Dezember. Im Jahr 2018 lagen die Ausschüttungen zwischen 1,16 US-Dollar und 1,04 US-Dollar, insgesamt summierten sie sich auf 4,45 US-Dollar (3,89 Euro). Das entspricht beim aktuell um 52,00 US-Dollar (46,50 Euro) schwankenden Kurs je ETF-Anteil einer annualisierten Dividendenrendite von knapp 8,5 Prozent. Die jährliche Managementgebühr beläuft sich auf 0,5 Prozent des Fondsvermögens. Für in Deutschland veranlagte Investoren fällt tatsächlich mangels Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) keine Quellensteuer an, somit entfällt auch eine etwaige Anrechnung auf die Abgeltungssteuer.
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Der Konzentration der Investitionen in einer Region (USA) und einer Branche (MLPs) steht zumindest eine breite Streuung innerhalb des Sektors entgegen. Damit entfällt wenigstens das Einzelwertrisiko. Zudem handelt es sich bei den Beteiligungen um reife, multimilliardenschwere Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen sich zumindest mittelfristig nicht ersetzen lassen. Andererseits haben zahlreiche MLPs ihr Geschäftsmodell auf Basis der Energieträger Öl und Gas aufgebaut. Und zumindest beim Öl kann eine langfristig positive Prognose bezweifelt werden.
Ferner sind Anleger nicht nur dem US-Dollar und der volkswirtschaftlichen Entwicklung der Vereinigten Staaten in Gänze ausgesetzt, sondern auch deren Gesetzgeber. Das beinhaltet zweifellos ein politisches Risiko, zumal die Energieinfrastruktur ein regulierungsintensives Terrain darstellt – die MLP ist ja selbst Ausfluss desselben. Schlagend wurde dieses Risiko zuletzt ironischerweise mit der Ende 2017 verabschiedeten US-amerikanischen Steuerreform. Die Senkung der Unternehmenssteuern von 36 auf 21 Prozent führte 2018 dazu, dass die eingangs erwähnte Kombination aus Steuerfreiheit auf Unternehmens- und individueller Besteuerung auf Anlegerebene an Attraktivität verlor. Tatsächlich wechselten mehrere MLPs ihre Rechtsform und firmieren seither als „normale” Aktiengesellschaften.
Über die letzten sechs Jahre schwankte die Dividende zwischen 1,00 und 1,75 US-Dollar in Abhängigkeit der Preise für Energierohstoffe, in Summe konnten Anleger knapp 30,00 US-Dollar je Anteil oder knapp 60 Prozent des aktuellen Kurses vor Steuern in dieser Zeit vereinnahmen. Gleiches gilt für den Kurs des ETFs, der zwar in der Weltfinanzkrise weniger in die Knie ging als die marktbreiten Indizes, dafür aber den Rohstoffpreisverfall zwischen 2014 und 2016 voll zu spüren bekam. Seit dem Frühjahr 2016 ging es mit dem Kurs zunächst wieder mäßig bergauf, seit dem Frühjahr 2017 stagniert dieser. Der bisherige Kursverlauf belegt zudem, dass MLPs nur schwach mit gängigen Anlageklassen wie beispielsweise Standardaktien korrelieren. Ein Vorteil von MLPs ist hierbei sicher auch der „Burggraben”, der ihre Anlagen umgibt – kaum ein potenzieller Wettbewerber würde beispielsweise neben eine bestehende eine weitere Pipeline bauen.
Achtung: Invesco hat den Fonds gleich doppelt aufgelegt. Einmal in einer thesaurierenden Variante, bei der die Ausschüttungen automatisch reinvestiert werden (Namenszusatz: Acc) und einmal als ausschüttende Variante (Namenszusatz: Dist) mit vier Dividendenterminen im Jahr. Handelbar ist der Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF an den zuvor genannten Börsen, wobei die Handelsplattform Xetra die höchste Liquidität, also Kauf- und Verkaufsvolumen aufweist. Die entsprechende Wertpapierkennnummer (WKN) für die ausschüttende Variante lautet A119M4, die International Securities Identification Number (ISIN) DE000A119M42.
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