Die besten Wasserstoff-Aktien

2020 war das Jahr der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Aktien.

Im vergangenen Jahr verzeichneten gleich mehrere Wertpapiere aus dieser Branche einen Kurszuwachs im dreistelligen Prozentbereich. Angesichts des daraus resultierenden Missverhältnisses zwischen Börsenwert und realen Umsätzen der Unternehmen könnte so mancher Anleger nun ins Grübeln kommen, wie lange dies noch gut gehen wird. Doch nach Meinung vieler Experten dürfte 2021 ein Schlüsseljahr für die Branche werden, der den Hype noch weiter befeuern könnte.

NameKursgewinn in %
Plug Power843,76
Ballard Power183,08
FuelCell Energy643,82
Nel ASA202,93
ITM Power566,67
Bloom Energy325,98
PowerCell Sweden108,79

Kursentwicklung ausgewählter Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Aktien in 2020

Milliardenschwere Förderprogramme

Unter einer Biden-Administration werden die USA in den kommenden Jahren wahrscheinlich erhebliche Investitionen in die Wasserstoff-Infrastruktur getätigt. Das geschnürte Corona-Hilfspaket enthält bereits solche Mittel in Form einer Verlängerung von bestehenden Steuergutschriften für saubere Energien.

Darüber hinaus hat die Europäische Union die Umsetzung ihres Dreistufenplans gestartet, welcher sich auf Wasserstoff als saubere Energielösung konzentriert. Asiatische Länder wie Südkorea forcieren den Wechsel zu einer alternativen Energieversorgung basierend auf Wasserstoff mit Milliardenprogrammen.

Und auch die arabischen Ölstaaten erkennen die Zeichen der Zeit und stecken Milliarden in Wasserstoffprojekte und ähnliche Technologien. Daher ist es nicht wirklich überraschend, dass grüne Wasserstoffaktien in letzter Zeit boomen und das Interesse der Anleger auf sich ziehen.

Milliardenschwere Förderprogramme

Wasserstoff – die Marktprognose

Das Gesamtumsatzvolumen der Branche betrug 2020 rund 5 Mrd. USD. Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll sich diese Summe laut Schätzungen auf 40 Mrd. USD jähr-lich steigern. Damit ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Der Wandel im Fahrzeug- und Energiesektor wird nicht innerhalb dieser fünf Jahre vollzogen sein. Das heißt, die potenziell erzielbaren Umsätze dürften längerfristig noch weitaus höher sein.

Das angesprochene Marktvolumen von 40 Mrd. USD ist aber dennoch ein guter Ausgangswert, um die mögliche Umsatzentwicklung bei den betroffenen Unternehmen besser einschätzen zu können. Über den Daumen gepeilt würde dies einer Verachtfachung der jetzigen Einnahmen entsprechen.

Bedenkliche Bewertungen

Diese zu erwartenden Umsätze werden sich natürlich nicht gleichmäßig über alle im Sektor vertretenden Firmen verteilen. Doch klar ist auch: Der Kuchen, von dem sich die Unternehmen in den kommenden Jahren bedienen können, ist nicht unendlich groß.

Vor diesem Hintergrund stellt sich aus Anlegersicht die Frage, ob eine Verachtfachung, Verzehnfachung – was auch immer – der Unternehmensumsätze ausreichen wird, um die derzeitige Kursbewertung einzelner Aktien zu rechtfertigen. Zumindest in Einzelfällen wird es daher noch zu scharfen Kurskorrekturen kommen. Keine Aktiengesellschaft kann sich auf Dauer alleine von Fantasie ernähren.

Wasserstoff versus Brennstoffzellen

Wasserstoff und Brennstoffzellen sind unterschiedliche Dinge. Wasserstoff ist ein Energieträger, die Brennstoffzelle ein Energiewandler. Doch gerade die technologische Verzahnung von Energieträger und -wandler hat für den aktuellen Hype gesorgt. Deshalb tauchen in der untenstehenden Tabelle auch Aktien aus beiden Branchen auf, egal ob sie „Pure Player“ sind oder sich mit beiden Technologien gleichzeitig befassen.

AFC EnergyGB00B18S7B29A0MNJ0
Ballard PowerCA0585861085A0RENB
Bloom EnergyUS0937121079A2JQTG
Cell ImpactSE0005003217A1JN96
Ceres PowerGB00BG5KQW09A2NB49
CumminsUS2310211063853121
Enova SystemsUS29355M2008A0F45E
FuelCell EnergyUS35952H6018A2PKHA
Hazer GroupAU000000HZR9A2AMF6
HydroPhi TechnologiesUS44902P1012A110TW
HyperSolarUS86738R1086A2P662
Impact CoatingsSE0001279142A0DK8Q
ITM PowerGB00B0130H42A0B57L
MagneGasUS55939L4005A2JSF8
McPhy EnergyFR0011742329A1XFA8
myFC HoldingSE0005505898A1W8LN
Neah PowerUS63948P2065A0N9EY
Nel ASANO0010081235A0B733
Plug PowerUS72919P2020A1JA81
PowerCell SwedenSE0006425815A14TK6
PowerHouse EnergyGB00B4WQVY43A1JJGH
Proton Power SystemsGB00B140Y116A0LC22
Quantum Fuel SystemsUS74765E3071A1W3PR
SFC EnergyDE0007568578756857
UmicoreBE0974320526A2H5A3
Xebec AbsorptionCA9838911027A0RPQ3

  Für Anleger ist wichtig, genau hinzuschauen, womit die jeweiligen Unternehmen Geld verdienen (wollen). Produktion, Transport und Vertrieb von Wasserstoff ist technologisch weniger komplex als die Entwicklung und industrielle Fertigung von effizienten Brennstoffzellen-Systemen. Dieser Umstand könnte Vertreter der „Old Economy“ anlocken. Ansätze sind jetzt schon zu beobachten. Sind die heutigen „Pure Player“ dann in der Lage, sich dieser finanzkräftigen Konkurrenz zu erwehren? Existiert so etwas wie ein Burggraben?

Die unterschiedlichen Spezialisierungen der Unternehmen

Die heutigen Produzenten von Brennstoffzellen forschen und entwickeln mitunter schon seit Jahrzehnten an der Technologie und halten eine Vielzahl an Patenten. Dieser Wissensvorsprung lässt sich von großen Industriekonzernen nicht auf die Schnelle aufholen. Doch welches System wird sich letztlich am Markt durchsetzen? Gelingt es ihnen, die teure Entwicklungsphase durchzufinanzieren? Oder droht ihnen eines Tages die Übernahme durch einen Big Player?

NameMarket Cap 2021Umsatz 2019
Plug Power30,42 Mrd. USD230,2 Mio. USD
Ballard Power9,5 Mrd. USD106,3 Mio. USD
FuelCell Energy5,6 Mrd. USD60 Mio. USD
Nel ASA5,34 Mrd. USD60,82 Mio. USD
ITM Power5,04 Mrd. USD4,48 Mio. USD
Bloom Energy6,54 Mrd. USD785,18 Mio. USD
Cummins35,22 Mrd. USD23.571 Mio. USD
PowerCell Sweden2,6 Mrd. USD8,01 Mio. USD

Marktkapitalisierung/Umsatz

Plug Power

Traumhafte Kursrendite

Die Anleger können nur hoffen, dass die Wasserstoff-Brennstoffzellensysteme des Unternehmens ebenso gut funktionieren wie die Plug Power-Aktie. Denn diese beendete das Jahr 2020 mit einem satten Plus von 844 % – trotz eines heftigen Rücksetzers im Oktober, bei dem die Aktie ein Viertel ihres Werts einbüßte. Mal zum Vergleich: Der S&P 500 musste sich im selben Zeitraum mit einem mageren Plus von 16 % begnügen.

Das Unternehmen stellt emissionsfreie Brennstoffzellenprodukte her, die der Stromerzeugung dienen. Dabei konzentriert sich Plug Power auf wirtschaftlich tragfähige und nachhaltige Energielösungen und deckt hierbei inzwischen praktisch die gesamte Produktionskette ab. Damit spricht man ein großes Spektrum an Kunden an, das von der Automobilindustrie bis hin zu Rechenzentren reicht.

Wenn der Kurs einer Aktie so sehr explodiert, stellt sich unweigerlich die Frage, ob sie denn überhaupt noch Potenzial für weiteres Kurswachstum in sich birgt. Langfristig orientierte Investoren können zu Recht auf die Tatsache verweisen, dass Plug Power kein Emporkömmling ist, sondern fast schon ein Vierteljahrhundert im Geschäft tätig ist.

Allerdings gibt es einen Wermutstropfen: Trotz der langen Marktzugehörigkeit ist es dem Unternehmen immer noch nicht gelungen, einen Gewinn zu erwirtschaften. Die Frage muss erlaubt sein: Pumpen die Investoren gerade ihr Geld in ein Fass ohne Bo-den?

Die Wall Street hat diesbezüglich sehr widersprüchliche Signale gesendet. Im dritten Quartal verfehlte das Unternehmen die Prognosen deutlich und meldete einen Verlust von 11 Cents pro Aktie, während der Analystenkonsens bei -0,07 USD lag. Die ersten drei Quartale des Jahres 2020 wurden mit einem Verlust abgeschlossen, wobei für das vierte Quartal ebenfalls rote Zahlen erwartet werden.

Dennoch stufen 10 von 11 Analysten die Plug Power-Aktie als Kauf ein, was zum großen Teil auf den Bruttoumsatz von 125,6 Mio. $ im dritten Quartal zurückzuführen ist, der ein Wachstum von 106 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Es war auch das beste dritte Quartal in der Geschichte des Unternehmens. Die Verbesserung wurde – abgesehen vom Umsatzschub – vor allem durch Senkung der Betriebskosten erreicht.

Investitionen in Wachstum

Ein plausibler Grund für die anhaltenden Verluste ist, dass Plug Power nicht nur kräftig in die Entwicklung neuer Technologien investiert hat, sondern sein Wachstum kontinuierlich durch Zukäufe forciert. So hat das Unternehmen vor kurzem die Übernahme von United Hydrogen und Giner ELX als Teil der Strategie „grüner“ Wasserstoff abgeschlossen.

Zudem plant Plug Power, eine Gigafactory für die Brennstoffzellen-Produktion zu errichten. Sprich: Die Investitionen könnten zumindest mittelfristig die Bilanz weiterhin überdurchschnittlich belasten. Dahinter steckt aber die erkennbare Strategie, sich frühzeitig Marktanteile und damit zukünftige Umsätze zu sichern.

Um das Ganze abzurunden, verkündete Plug Power eine Zusammenarbeit mit strategischen Partnern, mit deren Hilfe das Unternehmen fünf Wasserstoffanlagen in den USA bauen will. Die ersten beiden Anlage befinden sich bereits in der Planungsphase und sollen bis Ende 2024 fertiggestellt sein.

Ballard Power

Platzhirsch mit großen Ambitionen

Das in Kanada ansässige Unternehmen ist seit fast 40 Jahren ein globaler Anbieter von innovativen sauberen Energie- und Brennstoffzellenlösungen. Das Unternehmen entwickelt und fertigt seine Brennstoffzellenprodukte vor allem für den Einsatz in Nutzfahrzeugen wie Lkws, Gabelstapler, Busse, Züge und Schiffe. Doch inzwischen tritt Ballard Power auch immer häufiger im lukrativen Automobilsektor in Erscheinung.

Der Namensgeber und kanadische Geophysiker Geoffrey Ballard ist zwar bereits 2008 verstorben. Aber er wäre zweifellos zufrieden mit den Fortschritten, die sein Unter-nehmen in den Jahren seither gemacht hat. Im Januar 2020 gab Ballard Power bekannt, dass seine in Nutzfahrzeugen verbaute Antriebstechnologie mehr als 18 Millionen Meilen zurückgelegt hat.

Das Unternehmen hat beständig in Entwicklung und Forschung investiert. So existieren inzwischen zahlreiche Patente, die Ballard Power noch vergolden könnte, wenn andere Lizenznehmer zu einem späteren Zeitpunkt auf diese zurückgreifen sollten. So entwickelte das Unternehmen konkret zum Beispiel Ersatzlösungen für den Rohstoff Platin, der den Bau von Brennstoffzellen aktuell noch zu einem kostspieligen Vergnügen macht.

Noch nicht in der Gewinnzone

Das Unternehmen meldete für das dritte Quartal 2020 ein Umsatzplus von 4 % im Ver-gleich zum Vorjahr. Ein großer Teil davon ist auf die 161%-ige Steigerung des Umsatzes im Bereich Heavy Duty Motive zurückzuführen.

Diese positive Entwicklung ist deshalb so interessant, weil Ballard Power noch in 2018 einen heftigen Umsatzeinbruch von -20% verkraften musste. Seitdem geht es auf der Einnahmenseite aber wieder merklich aufwärts.

Dennoch warten die Anleger bisher vergeblich darauf, dass die Firma endlich die Gewinnzone erreicht. Das Geschäftsjahr 2019 beendete man beispielsweise mit einem Minus von 0,16 USD je Aktie. Auch in 2020 dürfte sich das Blatt aller Voraussicht noch nicht gewendet haben. Das Umsatzplus im Q3 ergab unterm Strich ein Ergebnis von -0,05 USD je Aktie.

Das China-Geschäft boomt

Nichtsdestotrotz lassen sich den jüngsten Quartalsberichten hoffnungsvolle Signale entnehmen. So resultierte das zuletzt beobachtete Umsatzwachstum unter anderem aus höheren Verkaufszahlen in China. 700 chinesische Busse und 2.000 Lkws setzen bereits auf die Brennstoffzellen-Technologie aus Kanada.

Dieser Erfolg dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen, da man mit dem chinesischen Konzern Weichai Power in China ein gemeinsames Unternehmen gegründet hat. Der Joint Venture-Partner hält zudem seit 2018 etwa 20 % der Anteile an Ballard Power.

Mit Weichai hat man bereits einen Montage-/Fertigungsbetrieb in China errichtet, drei weitere sollen noch folgen. Ähnliches plant Ballard Power in Kooperation mit Broad Ocean Motor, einem zweiten chinesischen Großaktionär (rund 10 % Beteiligung). Hier sind mittelfristig zwei Werksstandorte in Planung.

Auch Europa lockt

Gleichzeitig verzeichnete Ballard einen 540%-igen Umsatzanstieg im Bereich Backup Power, der auf eine Zunahme der Lieferungen an europäische Kunden zurückzuführen ist. Mitte Dezember 2020 gab Ballard eine Zusammenarbeit mit Eltek Nordic, einem norwegischen Unternehmen für Energieumwandlung, bekannt. Im Rahmen dieser Vereinbarung wird Ballard sein Brennstoffzellen-Backup-Stromversorgungssystem für Telekommunikationsnetze und andere kritische Kommunikationsinfrastrukturen bereitstellen.

Im selben Monat teilte Ballard Power mit, dass das Unternehmen Brennstoffzellenmodule für den Betrieb von 10 Elektrobussen in den Niederlanden liefern wird. Der Kunde wies ausdrücklich darauf hin, dass man Interesse habe, weitere Busse mit Ballards Systemen in europäischen Städten einzusetzen. Weitere Großaufträge könnten also folgen, vielleicht sogar aus der gesamten Europäischen Union, die entsprechende Förderprogramme gerade auf den Weg bringt.

Ballard Power tüftelt darüber hinaus bereits mit dem deutschen Autobauer Audi an einem Pkw-Prototypen, der auf Wasserstoffbasis betrieben werden soll und eine deut-lich schnellere „Betankung“ ermöglichen soll, als dies bei elektrischen Antrieben der-zeit umsetzbar ist. Auch mit einer Tochter des japanischen Autokonzerns Toyota besteht eine Partnerschaft.

Kasse ist gefüllt

Dieser Aufbau von Produktionskapazitäten und die Investitionen in Entwicklungsarbeit geht aber zunächst einmal ins Geld. Daher hat Ballard Power zuletzt eine Kapitalerhöhung in Höhe von 400 Mio. USD durchgeführt. Die Cashbestände sind nun wie-der kräftig gefüllt.

Und ab 2021 soll sich dieser Wachstumsschub auch umsatzseitig spürbar auswirken. Die Konsenserwartung liegt bei einem Plus von rund 25 %. Zudem dürfte sich Ballard noch mehr der Gewinnzone annähern als 2020. Die Analysten prognostizierten für das erste Quartal 2021 einen Verlust von 3 Cents pro Aktie – das wäre eine Verbesserung um 25% gegenüber Vergleichszeitraum aus dem Vorjahr.

Generell zeigen sich die Bankanalysten von der kurstechnischen und fundamentalen Entwicklung beeindruckt: 9 von 11 Experten stuften die Aktie als „Buy“ oder „Overweight“ ein, keiner vergab ein „Sell“ – trotz der sportlichen Bewertung an der Börse zum Jahresanfang.

FuelCell Energy

Das Kraftwerk

FuelCell Energy mit Sitz in Danbury, Connecticut, ist einer der führenden Akteure in der Brennstoffzellen-Technologie. Das Unternehmen hat viel investiert, um seine innovativen Technologien voranzutreiben. Bei den Einnahmen kann die Firma aber noch nicht mit Konkurrenten wie etwa Ballard Power mithalten. Für das Geschäftsjahres 2020 meldete FuelCell beispielsweise einen Umsatz von 70 Millionen USD.

Interessante Geschäftsstrategie

Dennoch ist die Geschäftsstrategie von FuelCell Energy durchaus interessant und bietet gerade mittelfristig große Zuwachschancen. Das Unternehmen hat sich auf Kraftwerke spezialisiert, die bei Industrie- und Handelsunternehmen zum Einsatz kommen, aber auch bei Energieversorgern und Kommunen.

Diese auf der Brennstoffzellen-Technik basierenden Anlagen können vielseitig genutzt werden: zur Stromerzeugung, zur Energiespeicherung, zum Betrieb von Heizungen/Klimaanlagen, zur Produktion von zusätzlichem Wasserstoff und zur Rückgewinnung von fossilen CO2-Emissionen.

Als Anleger braucht man nur die Tageszeitung aufzuschlagen, dann weiß man, dass in diesen Bereichen alsbald eine riesige Nachfrage einsetzen wird. Denn den wohlfeilen politischen Absichtserklärungen in Europa, Nordamerika und Asien dürften in den kommenden zehn, zwanzig Jahren wohl auch Taten folgen. Wer dann die passende – und vor allem praxiserprobte – Lösung parat hält, könnte sich an den anstehenden Umrüstungen eine goldene Nase verdienen.

NEL ASA

Der europäische Pionier

Die weiter oben angeführte Tabelle mit allen Marktteilnehmern lässt klar erkennen, dass 2024 auf der Weltkarte drei „Hotspots“ existieren, in denen sich gleich mehrere Firmen aus dem Bereich Wasserstoff/Brennstoffzelle angesiedelt haben.

• Nordamerika (USA, Kanada)• Großbritannien• Skandinavien (Schweden, Norwegen)

Experte im Anlagenbau

NEL ASA aus Norwegen zählt zur letzten Gruppe. Das Unternehmen verfügt über langjähriges Know-how in einer für die Branche grundlegenden Technologie, nämlich der Produktion von Elektrolyseuren. Mit diesen Geräten lässt sich Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufspalten – die gängigste Methode, um den Rohstoff Wasserstoff zu gewinnen.

Durch geschickte Zukäufe hat NEL sein Portfolio an Wasserstoff-Technologien kontinuierlich ausgebaut. Ein Beispiel hierfür ist der RotoLyzer, den man 2015 durch die Übernahme von RotoBoost erwarb. Dieser Elektrolyseur passt auf eine herkömmliche Europalette und kann problemlos von A nach B transportiert werden. Eine normale Anlage ist etwa hundert Mal so groß.

Nur ein Handicap

Darüber hinaus entwickelt NEL Wasserstoff-Tankstellen. Das schönste Brennstoffzellen-Auto nützt ja nichts, wenn der Kunde kein ausreichend dichtes Tankstellennetz vorfindet, das ihm die gleiche Mobilität wie mit einem Benziner oder Diesel ermöglicht. Alleine in Europa dürften deshalb in den kommenden Jahren zigtausende Tankstellen entstehen bzw. umgerüstet werden, die eine Technologie benötigen, wie sie NEL an-bietet.

Das größte Handicap, das NEL von Unternehmen wie etwa Ballard Power oder Plug Power derzeit noch unterscheidet, sind die geringeren Geldmittel, um die Expansion schnell voranzutreiben. 2019 lag der Jahresumsatz bei „bescheidenen“ 54 Mio. Euro, während man Verluste in Höhe von rund 24 Mio. Euro schrieb.

An dieser Situation scheint sich auf den ersten Blick im Geschäftsjahr 2020 nichts geändert zu haben. Der Umsatz betrug im 3. Quartal 14 Mio. Euro – etwa genau so viel wie im Vorjahresquartal. Der Verlust summierte sich allerdings auf etwa -49 Mio. Euro. Und das hatte einen besonderen Grund.

Das Nikola-Debakel

2020 flatterte bei NEL ein Großauftrag seitens des E-Lkw-Herstellers Nikola herein, der dem norwegischen Unternehmen mittelfristig wohl bis zu 1,5 Mrd. USD eingebracht hätte – so zumindest die Schätzungen.

Doch dann platzte im Sommer 2020 die „Nikola-Bombe“. Das Start-up verfügte noch gar nicht über die Technologie, um einen E-Sattelschlepper zu bauen, mit dem man sein Unternehmen beworben hatte. Dummerweise geriet für NEL dadurch nicht nur der avisierte Großauftrag in Gefahr. Die Norweger hielten Aktien von Nikola, die man nun aufgrund des Kursabsturzes neu in der Bilanz bewerten musste, was zu den außergewöhnlichen Quartalsverlusten führte.

Das Jahr 2020 endete für NEL allerdings noch versöhnlich mit dem erfolgreichen Bör-sengang einer weiteren Unternehmensbeteiligung: Everfuel. Vom IPO im Oktober bis zum Jahresende 2020 hatte sich die 17%-Beteiligung im Wert mehr als verdreifacht, was einem Betrag von rund 80 Mio. Euro entsprach. Damit werden sich die Wertverlus-te aus dem Nikola-Debakel zumindest auf Jahressicht wieder ausgleichen lassen.

Verheißungsvoller Auftrag

NEL ASA gilt in Europa aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Pionier der Wasserstoffbranche und ist innerhalb des EU-Raums als bestens vernetzt. Dies könnte sich in den kommenden Jahren noch als großer strategischer Vorteil erweisen, insbesondere gegenüber der Konkurrenz aus Nordamerika, sobald die EU ihr Milliarden-Füllhorn an Fördergeldern ausschüttet.

Doch NEL hat sich in den vergangenen Jahren auch jenseits des Heimatkontinents bereits Märkte erschlossen, wie zum Beispiel in Südkorea. Die dortige Regierung verfolgt ehrgeizige Pläne hinsichtlich des Ausbaus der Wasserstoff-/Brennstoffzelleninfrastruktur. So sollen bis Ende 2024 alleine über 300 Wasserstoff-Tankstellen entstehen. Von diesem Kuchen will sich NEL ein großes Stück abschnei-den.

Gewaltige Lücke

Aus Anlegersicht sind diese Mega-Aufträge aber auch dringend vonnöten. Denn Ende 2020 war der Börsenwert des Unternehmens etwa 60 Mal so groß wie der Jahresumsatz. Diese Bewertung lässt sich auf Dauer nicht aufrechterhalten. Zudem haben sich die Anteile infolge von Kapitalerhöhungen nochmals verwässert.

Immerhin blieb das Unternehmen auf diese Weise schuldenfrei und konnte dennoch seine Expansion vorantreiben. Doch die gewaltige Lücke, die momentan zwischen realen Einnahmen und Börsenbewertung klafft, sollte sich in den kommenden Jahren allmählich schließen. Sonst droht dem Kurs noch ein unangenehmer Absturz.

ITM Power

Die perfekte Nische?

Das britische Unternehmen ITM Power steht vordergründig in direkter Konkurrenz zu NEL Hydrogen, da es sich ebenfalls auf die Herstellung von Wasserstoff-Elektrolyseuren verlegt hat. Doch während der Fokus bei NEL eher auf dem Automobilmarkt liegt, konzentriert sich ITM auf Energieanlagen und Speichersysteme.

Die Chancen, gerade in der Industrie Abnehmer für die eigenen Produkte zu finden, sind in 2020 nochmals rapide gestiegen. Denn im vergangenen Jahr schloss sich ITM Power mit dem Gase-Kozern Linde zu einem Joint Venture zusammen. Und Linde ist bekanntlich im industriellen Sektor bestens vernetzt.

Auf der Watchlist

Bei britischen Aktien stellt sich derzeit die Frage, ob und inwieweit sich der inzwischen vollzogene Brexit schädlich aufs Geschäft auswirken wird. Zum einen ist ITM aber im Bereich einer Spitzentechnologie mit vermutlich hoher Nachfrage tätig, aber weltweit noch überschaubarer Konkurrenz tätig. Zum anderen wird die Partnerschaft mit dem inzwischen in Irland ansässigen Linde-Konzern den Zutritt auf den EU-Markt zumindest erleichtern.

Zu einem ähnlichen Schluss gelangen derzeit die Analysten. Im Dezember 2020 ist die Zahl der Bankhäuser, die die Aktie genauer unter die Lupe nehmen, von vier auf sechs gewachsen. Und von diesen sechs Analysten gaben gleich fünf zum Jahres-beginn 2024 eine Kaufempfehlung ab.

Bloom Energy

Brennstoffzellen aus Sand

Der kalifornische Brennstoffzellen-Hersteller Bloom Energy dürfte vielen deutschen Anlegern noch kein Begriff sein, da hierzulande wenig über das Unternehmen berichtet wird. Doch Bloom hat eine komplexe, aber nichtsdestotrotz interessante Technologie entwickelt.

Eine vielversprechende Kombination

Zu den Firmengründern gehören mehrere ehemalige Mitarbeiter der NASA. Wer sich mit dem Thema Brennstoffzellen etwas beschäftigt hat, der weiß, dass die Raumfahrt eines der ersten Anwendungsfelder dieser Technologie war. Also eine vielversprechende Kombination.

Was macht Bloom Energy anders? Die Firma verwandelt Wasserstoff durch einen Oxidationsprozess in Strom. Statt der heute noch üblichen Edelmetalle verwendet das Unternehmen für seine Brennstoffzellen jedoch Wafer aus Sand. Damit ist technologisch eine der größten noch bestehenden Hürden überwunden, die man mit der Brennstoffzellentechnik verbindet.

Strategiewechsel

Aber Vorsicht: Seit seiner Gründung 2001 hat Bloom Energy schätzungsweise 1,7 Mrd. USD an Investorengeldern „verbrannt“. Denn bis heute konnte das Unternehmen kein einziges Geschäftsjahr mit Gewinn abschließen. Ein Investment birgt also ein gewisses Risiko.

Doch im Juli 2020 vollzogen sich gleich zwei spannende Entwicklungen, welche die Aktie wieder in den Fokus der Anleger führen könnten. Zum einen verschrieb sich das Unternehmen der Philosophie „grüner Wasserstoff“ und will zu diesem Zweck auch eine eigene Elektrolyseur-Produktion aufbauen. Bis dato hatte man als Treibstoff für die Brennstoffzellen auch Diesel, Erdgas oder Biogas verwendet.

Eine große Chance

Zum anderen gab man die Zusammenarbeit mit SK Engineering & Construction aus Südkorea bekannt. Dieser Deal zahlte sich bereits im Herbst aus, als man gemeinsam mit seinem neuen Partner eine wichtige Ausschreibung für die Lieferung von Brennstoffzellen und Elektrolyseanlagen gewann.

Marktbeobachter sind sich einig, dass Südkorea derzeit testweise Aufträge vergibt, um die geeigneten Firmen für den geplanten Umbau zu einer nachhaltigen Wasserstoff-Wirtschaft zu identifizieren. Dieser Umbau wäre dann mit Milliardenaufträgen verbunden. Bloom Energy wird sich also jetzt beweisen müssen, um die Früchte seiner lang-jährigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu ernten.

Cummins

Der Hai im Karpfenteich

Was hat ein etablierter Produzent von Diesel- und Gasmotoren in dieser Wasserstoff-Aktienauswahl zu suchen, wird sich mancher Leser nun fragen. Im September 2019 kaufte das Unternehmen aus Columbus (Indiana) Hydrogenics für einen Übernahme-preis von 2,9 Mrd. USD auf, wodurch Cummins mit einem Schlag zu einem der größten Fische in der Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Branche aufstieg.

Ein echter Winner

Von dieser Strategie profitierte auch die Aktie, die seitdem um mehr als 50 % zulegen konnte. Damit werden die Anteilsscheine zwar noch nicht in Sphären gehandelt wie andere Wasserstoff-Papiere. Doch Cummins bietet gegenüber der Konkurrenz einen unschlagbaren Vorteil: Die Firma verdient tatsächlich schon Geld und erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 23,6 Mrd. USD sowie einen Nettogewinn von 2,3 Mrd. USD.

Mit einem KGV von 12,3 und einem KUV von 1,14 in 2019 war Cummins im vergangenen Jahr naturgemäß ein wahres Schnäppchen für eine „Wasserstoff-Aktie“. Doch selbst zum Jahresbeginn 2021 bewegt sich das erwartete KGV von 20 noch in realistischen Bereichen.

Jede Menge Erfahrung

Natürlich resultiert diese Bewertung zum Teil aus der Tatsache, dass es sich nicht um eine reine Wasserstoff-Brennstoffzellen-Aktie handelt. Cummings verdankt seine Umsätze zum großen Teil noch der Produktion von Diesel-, Erdgas-, Elektro- und Hybrid-Antriebssträngen.

Und momentan ist die Frage noch unbeantwortet, wie konsequent das Unternehmen seine Wasserstoff-Sparte ausbauen wird. Auf der anderen Seite sprechen wir über einen Hersteller mit jahrzehntelanger Expertise im Motorenbau, der zudem über genügend Liquidität aus laufenden Einnahmen verfügt, um diese Neuausrichtung schnell voranzutreiben.

Noch ein Geheimtipp?

Im Jahr 2020 hat die Cummins-Aktie zumindest alle Analystenprognosen für die ersten drei Quartale in einem Bereich zwischen 38 %und 100% übertroffen. Dennoch führte dies nicht dazu, dass die Analysten in Euphorie verfielen. 15 Bankhäuser raten zum „Halten“, während nur 6 Analysten eine Kaufempfehlung aussprechen. Behalten sie recht mit ihrer Einschätzung? Die nächsten Jahre werden es zeigen.

Doch für die Cummins-Aktie dürften sich jene Anleger interessieren, die einerseits das Zukunftspotenzial der Wasserstoff-/Brennstoffzellen-Technologie erkennen. Aber andererseits vor einem konkreten Investment zurückscheuen, weil die fundamentale Basis angesichts der aktuellen Börsenbewertung bei vielen Unternehmen noch abenteuerlich wirkt. Cummins sticht da mit seiner soliden Bilanz – und einer üppigen Dividendenausschüttung – sicherlich positiv hervor.

Powercell Sweden

Powercell Sweden ging 2008 aus dem schwedischen Automobilkonzern Volvo hervor. Das Unternehmen entwickelt Brennstoffzellen – vor dieser Backstory wenig überraschend – für die Autoindustrie, wendet sich mit seinen Systemen aber auch an Kunden im Schiffsbau, in der Energieversorgung und der Telekommunikation.

Insbesondere wegen seiner emissionsfreien Antriebe für Passagier- und Frachtschiff-fahrt steht die vergleichsweise kleine Firma auf der Watchlist vieler Anleger. Denn dieser Bereich gehört zu den größten CO2-Erzeugern weltweit. Hier könnte der Umstieg auf alternative Antriebstechnologien zuerst vorangetrieben werden und ein entsprechender Milliardenmarkt auf die Anbieter solcher Systeme warten.

Ein Tanz auf vielen Hochzeiten

Doch Powercell tanzt, wie bereits erwähnt, auf vielen Hochzeiten. In China hat man bereits Fuß gefasst und einige interessante Kooperationen in Gang gebracht, darunter zum Beispiel die Entwicklung eines Brennstoffzellen-Busses.

In Deutschland hat man in Bosch einen einflussreichen Partner gefunden, mit dem man Brennstoffzellen für den europäischen Automobilsektor herausbringen will und der sich zudem mit 11% am Unternehmen beteiligt hat. Ab 2024 soll die Serienproduktion starten. Dies könnte dann für Powercell den großen Durchbruch bedeuten – ins-besondere im Hinblick auf die Einnahmen.

Die nächste interessante Zusammenarbeit kam im Sommer 2020 mit dem Schweizer Industriekonzern ABB zustande. In diesem Fall soll die Brennstoffzellen-Technologie von Powercell im Bereich stationärer Stromversorgung zum Einsatz kommen.

Die Hürde ist nicht zu hoch

Die Projekt-Pipeline von Powercell Sweden klingt sehr vielversprechend, keine Frage. Doch rechtfertigt sie ein KUV im dreistelligen Bereich? Genau dies ist der Knackpunkt hinsichtlich der Frage, ob ein Investment in die Powercell-Aktie auch 2021 noch lohnt. Dazu müsste das Unternehmen seine Umsätze in näherer Zukunft unbedingt signifikant steigern.

Die gute Nachricht lautet: In 2019 lag der Jahresumsatz bei mageren 6,5 Mio. Euro. Das bedeutet, die Einnahmen müssen „nur“ um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag steigen, schon hätte man ein Umsatzwachstum von 100 %. Das erscheint in dieser Boom-Branche realistisch.

2024 wird zum entscheidenden Jahr

Die bisher aus dem Geschäftsjahr 2020 bekannten Zahlen bestätigen diese Mutmaßung. In den ersten drei Quartalen nahm Powercell annähernd so viel ein wie im Gesamtjahr zuvor. Das 4. Quartal wird dann – hoffentlich – das Wachstum befeuern.

Nichtsdestotrotz hat Powercell noch einen weiten Weg vor sich, um zu dem Unter-nehmen anzuwachsen, das die Börse angesichts der Kursbewertung in ihm sieht. 2021 ist die Aktie für Anleger noch eine in erster Linie spekulative Wahl. Erst 2024, wenn die mit Bosch entwickelte Brennstoffzelle in Serie geht, dürfte sich eine genauere Bewertung ergeben, die genaueren Aufschluss darüber gibt, wie viel fundamentales Potenzial tatsächlich in dem Unternehmen steckt.

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