Das wird heftig: Lassen Sie uns nicht nur über den DAX sprechen!

„Unser“ deutscher Leitindex der DAX hat kräftig an Gewicht zugelegt. Was das bedeutet und wie Sie damit umgehen, erfahren Sie hier.

Liebe Leserin, lieber Leser,

„unser“ deutscher Leitindex der DAX hat kräftig an Gewicht zugelegt. Bestand er seit Einführung am 1. Juli 1988 aus den 30 Topwerten der deutschen Wirtschaft, sehen wir nun seit dem 20. September den „DAX40“.

Deshalb sind es nun 40 Werte

Die Erweiterung des Index stand schon länger im Raum. Mit der Erweiterung soll die Entwicklung der wichtigsten Aktiengesellschaften des Landes klarer im international beachteten DAX dargestellt werden.

Der Anlass dafür, hier endlich „Nägel mit Köpfen“ zu machen, waren die Vorgänge um Wirecard. Denn mit der Aufnahme von weiteren 10 Kandidaten wurde auch direkt das Regelwerk für DAX-Werte verschärft.

Schließlich will die Deutsche Börse, die unter anderem für die deutschen Indizes verantwortlich zeichnet, nicht noch einmal erleben, dass eine insolvente Firma wie Wirecard noch wochenlang im Index geführt wird.

Das ist nämlich geschehen. Der marode Finanzdienstleister Wirecard meldete Ende Juni 2020 Insolvenz an. Leider erfolgte aufgrund einer Lücke im Regelwerk das Delisting, also das Verlassen des DAX, erst Ende August.

Insolvent im DAX, nicht nur ein Imageproblem

Beginnen wir erst einmal mit den praktischen Schwierigkeiten, die sich aus der Insolvenz eines DAX-Mitgliedes ergeben.

Die erste Reaktion vieler Anleger ist in der Regel der sofortige Verkauf einer solchen Aktie. Der Kurs stürzt ins Bodenlose. Das ist auch bei Wirecard geschehen.

Notierte der Wert am 12. Juni noch bei über 90 Euro, sahen die schockierten Noch-Anleger nur einen Monat später einen Kurs von unter 2,50 Euro. Und das alles noch, während Wirecard im DAX geführt wurde.

Das eine solche Bewegung den Index massiv belasten kann, ist verständlich. Denn jede der (damals) 30 Aktien des DAX geht in die Berechnung des Index ein.

„Otto-Normalverbraucher“ kauft sehr oft DAX-Werte

Psychologisch ist das ein noch viel größeres Problem. Denken wir einmal nur an den weit verbreiteten Typus des „Otto Normalverbrauchers“. Welche Aktien wird er wohl zuerst kaufen, wenn er beginnt, sich mit der Börse zu beschäftigen?

Die Antwort liegt auf der Hand. Diese Anleger werden sich in der Regel zuerst den DAX-Werten zuwenden. Denn über diese berichten Medien wie Fernsehen und Tageszeitungen deutlich mehr als über Werte aus den kleineren deutschen Indizes oder gar aus dem Ausland.

Neueinsteiger werden verprellt

Stellen Sie sich einmal die folgende Situation vor: Sie wollen Ihre ersten Aktien kaufen. Am Rande haben Sie in einer Sendung wie „Börse vor Acht“ in der ARD etwas von Wirecard gehört.

Sie recherchieren ein wenig. Die Firma erscheint Ihnen solide und zukunftsorientiert. Die Gewinnsituation stellt sich mehr als zufriedenstellend dar.

Ihr Fazit: Wirecard ist solide. Und dann ist die Aktie ja auch noch im DAX. Das ist der deutsche Leitindex. Hier wird bestimmt ordentlich geprüft. Den Wert kaufe ich!

Und dann geschah das, was auf keinen Fall passieren sollte. Es stellt sich „überraschend“ heraus, dass Wirecard eine einzige mit krimineller Energie aufgebaute Luftnummer ist.

Der letzte nun noch mögliche Schritt ist die Insolvenz. Der Kurs rauscht in die Tiefe. Nehmen wir an, dass der Neueinsteiger im Vertrauen auch auf die Kontrollmechanismen im DAX 100 Wirecard-Aktien am 12. Juni gekauft hat.

Für diesen Erwerb sind rund 9000 Euro geflossen. Bereits einen Monat später war dieses Investment nur noch weniger als 250 Euro wert.

Und noch nicht einmal dieser Kleckerbetrag ist dem Anleger geblieben, wenn er die Aktie immer noch hält. Aktuell wäre das bei einem Kurs von 0,24 Euro nur noch 24 Euro.

Pfand schlägt Wirecard um Längen

Übrigens: Wenn in unserem Beispiel der Anleger für die 9000 Euro preiswertes Mineralwasser bei einem Discounter erworben hätte, betrüge allein der Pfandwert noch rund 5100 Euro.

(Berechnet mit einem Preis von 0,19 Euro für 1,5 Liter und 0,25 Euro Pfand pro PET-Flasche.)

Ich denke, wir alle müssen nicht zu viel Phantasie aufwenden, um Folgendes zu vermuten:

Dieser Anleger wird aller Voraussicht nach niemals mehr eine Aktie auch nur „mit der Kneifzange anfassen“.

Image ist bares Geld wert

Der Image-Schaden für die Deutsche Börse ist also gewaltig. Dagegen war die Entwicklung um die Aktie der Deutschen Telekom geradezu ein „laues Lüftchen“.

Wenn Sie sich nicht an die Ereignisse um diese ehemalige Volksaktie erinnern:

Anfang 2000 erlebte der Wert einen massiven Hype. Der Eine oder Andere unter Ihnen erinnert sich vielleicht noch an die Werbespots mit Manfred Krug für diese Aktie.

Es wurden Notierungen um 90 Euro und höher aufgerufen. Selbst nach einer massiven Erholung notiert die Aktie der Deutschen Telekom auch jetzt noch bei nur rund 17,50 Euro.

Das war schon mehr als ärgerlich für die eh schwach entwickelte Aktienkultur in Deutschland.

Aber im Vergleich zum Wirecard-Skandal war das fast schon erträglich.

Solch ein Image-Schaden soll sich nun nie wieder im DAX ereignen.

Sie merken schon: Da gibt es noch Einiges zu berichten. In der kommenden Ausgabe gehe ich auf das neues Regelwerk im DAX ein. Und ich erkläre Ihnen, warum ein Wert wie Delivery Hero wohl ein weiterer Anlass für die DAX-Reform war.

Achtung: Bei Delivery Hero zeichnen sich keinerlei Machenschaften wie bei Wirecard ab. Ich betone das ausdrücklich, damit hier kein falscher Eindruck entsteht. Der Grund, warum diese Aktie auch ein Grund für die DAX-Reform ist, ist ein anderer. Und dieser ist zwar ärgerlich, aber eben nicht mit dem Geschehen um Wirecard vergleichbar. 

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