Stimmung und Kursentwicklung an den Börsen bleiben uneinheitlich. Die Covid-19-Pandemie und ihre Folgen haben die Finanzmärkte in jüngster Zeit aufs Neue verunsichert. Sind die Kurse angesichts neuer Infektionswellen doch zu weit vorausgeeilt? Werden Inflationsraten und Zinsen im Jahresverlauf stärker steigen? Kommt es also zu einer Wende im Kurs der großen Notenbanken? In den vergangenen Tagen mehrten sich dann die gelassenen Expertenstimmen. Dennoch, viele Anleger zögern mit neuen Börsenengagements oder erwägen vorsichtshalber einen Abbau ihrer Aktienbestände. Das jetzt vorliegende „Credit Suisse Global Investment Returns Yearbook 2021“ unterstreicht mehrfach die eindeutigen Vorteile der langfristigen Aktienanlage. Die diesjährige Ausgabe plädiert zudem für Engagements in den Schwellenländern.
Das von Credit Suisse in Zusammenarbeit mit der London Business School veröffentlichte Jahrbuch gilt als einzigartiger Leitfaden für langfristige Renditedaten. Auf insgesamt 260 Seiten (!) deckt es Daten zu Aktien, Anleihen, Schatzwechsel (Bills), Inflation und Währungen für 32 Einzelmärkte und den 90-Länder-Weltindex ab. Zu 23 dieser Länder sind Daten verfügbar, die bis in das Jahr 1900 zurückreichen. Die diesjährige Ausgabe des Yearbook bietet zudem detaillierte Analysen zu Emerging Markets (EM).
Wer es immer noch nicht glauben wollte und kurzfristig von der Corona-Krise irritiert wird, findet in Text, Tabellen und Charts die extrem weit zurückreichende Bestätigung für die überragende Position der Aktie als Anlageklasse: Abgesehen vom Börsencrash im Oktober 1987 war der durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste Einbruch der schnellste in der Geschichte der globalen Finanzindustrie. Innerhalb von nur 23 Handelstagen brach der Markt um 35 % ein. In den USA und vielen anderen Märkten erfolgte die Erholung außergewöhnlich rasch, was auf massive fiskal- und geldpolitische Anreizmaßnahmen zurückzuführen ist. Im späteren Jahresverlauf erfuhren die Märkte durch die Nachricht über Impfstoffe weiteren Auftrieb.
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Langfristig gesehen zählen Aktien vor Anleihen und Schatzwechseln (Bills) weiterhin zu den besten Finanzinvestitionen. In den letzten 121 Jahren boten globale Aktien eine annualisierte Dollar-Realrendite von 5,3 % gegenüber 2,1 % für Anleihen und 0,8 % für Schatzwechsel. Eindrucksvoll auch folgender Vergleich: Aktien haben seit 1900 in allen Märkten eine bessere Entwicklung als Anleihen und Schatzwechsel verzeichnet. Global erzielten Aktien eine um 4,4 % pro Jahr bessere Performance als Schatzwechsel und schnitten um 3,1 % pro Jahr besser ab als Anleihen. Die Autoren schätzen, dass die Aktienrisikoprämie zukünftig bei rund 3,5 % und damit etwas unter der historischen Zahl von 4,4 % liegen wird. Sie gehen aber dennoch davon aus, dass Aktienanleger ihr Geld im Vergleich zu kurzfristigen Staatsanleihen innerhalb von 20 Jahren verdoppeln dürften.
Die USA bleiben mit großem Abstand der weltweit größte Aktienmarkt und machen heute 56 % der weltweit investierbaren Marktkapitalisierung in Streubesitz aus. Japan (7,4 %) liegt auf Platz zwei, gefolgt von China (5,1 %) an dritter Stelle und Großbritannien (4,1 %) an vierter Stelle. Von Covid-19 waren und sind alle Finanzmärkte betroffen. Insbesondere einigen Schwellenländern gelang es, das Virus ziemlich schnell unter Kontrolle zu bekommen – etwa China, Südkorea und Taiwan (Taipeh), die zusammen rund zwei Drittel des Gesamtwerts der Schwellenländer ausmachen. Langfristig betrachtet haben sich Schwellenländeraktien seit 1900 um 1,4 % pro Jahr schwächer entwickelt als Aktien aus Industrieländern, während Schwellenländeranleihen eine Underperformance von 2,2 % aufwiesen. Diese geht hauptsächlich auf die 1940er-Jahre zurück. Globale Aktien übertreffen Schatzwechsel seit 1960 um etwa 1,5 % pro Jahr. Anleger profitierten in den 1980er- und 1990er-Jahren von besonders hohen Renditen. Seither entwickelten sich die realen Aktienrenditen trotz der starken Erholung seit 2009 und der erfolgreichen Überwindung des Pandemiesturms schlechter als ihre historischen Durchschnittswerte. Drei Bärenmärkte haben in nur zwei Jahrzehnten zeitnah an das mit Aktienanlagen verbundene erhebliche Risiko erinnert. Im zweiten Jahrzehnt seit der Jahrtausendwende hatten die Anleger Glück: Die Märkte erholten sich rasch von der globalen Finanzkrise, woraufhin mehr als ein Jahrzehnt lang starke Renditen erzielt wurden. Danach erholten sie sich noch schneller vom anfänglichen Einbruch infolge der Pandemie.
Ich greife immer wieder anlagerelevante Themen zu den Emerging Markets – mit Schwerpunkt China – auf. Denn ich bin überzeugt, dass auch westliche Privatanleger mit einem „Look east!“ in Zukunft überdurchschnittliche Renditen einfahren können. Das Yearbook bestätigt meine Zuversicht: „Bedeutung der Schwellenländer für globale Märkte nimmt zu.“ Vor gerade einmal 20 Jahren machten Schwellenländer weniger als 3 % der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung und 24 % des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus. Heute repräsentieren sie 14 % des investierbaren Universums globaler Aktien in Streubesitz und 43 % des BIP. China bildet das größte Schwellenland. Seine Gewichtung in den Indizes der Emerging Martkets ist seit Anfang der 2000er-Jahre von 3 % auf derzeit 39 % gestiegen! Aufgrund der sukzessiven Aufnahme von A-Aktien dürfte die Gewichtung des Landes voraussichtlich weiter zunehmen. Trotz des beispiellosen Wirtschaftswachstums Chinas entsprach die annualisierte Rendite des chinesischen Aktienmarkts fast genau derjenigen der Industrieländer.
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Damit bieten Emerging Markets hinsichtlich der Aktienrenditen durchaus die Aussicht auf eine potenziell herausragende Performance einzelner Märkte. Das Risiko einzelner Schwellenländer ist in den letzten 20 Jahren dramatisch zurückgegangen, und auch der Unterschied zwischen dem Durchschnittsrisiko der Schwellenländer und dem der Industrieländer ist kleiner geworden. Unabhängig davon bieten Schwellenländer nach wie vor bedeutende Diversifikationsvorteile für Anleger.
Bleiben Sie gesund, geschätzte Anleger, und verlieren Sie nicht Ihren Optimismus – und machen Sie’s gut!
Herzlich, Ihr Börsen-Dino.
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