Abspaltungen sind bei großen deutschen Konzernen längst ein willkommenes Mittel, um Privatinvestoren auf Wachstumsbereiche zu konzentrieren. Sie müssen sich nur den Siemens-Konzern und dessen zahlreiche Firmenausgründungen anschauen. Darunter:
- Osram,
- Infineon,
- Healthineers
- und Siemens Energy.
Daimler Truck seit Dezember eigenständige Aktie
Doch auch in der Autobranche sind die Abspaltungen inzwischen Gang und Gäbe. So hatte beispielsweise Volkswagen seine LKW-Tochter Traton abgespalten und an die Börse gebracht.
Im letzten Jahr war dann Daimler bzw. Mercedes-Benz an der Reihe. Seit Dezember ist dessen LKW-Tochter Daimler Truck ebenfalls separat an der Börse gelistet und wurde nur wenig später in den Dax aufgenommen. Grund genug, dass wir uns heute einmal die bisherige Bilanz der neuen Daimler-Aktie anschauen.
Daimler Truck-Aktie: Ukraine-Krieg sorgt für Unsicherheit
Die sieht nämlich alles andere als rosig aus. Zwar legte die Daimler Truck-Aktie kurz nach dem IPO am 10. Dezember deutlich zu. Spätestens seit Mitte Februar ging es aber deutlich abwärts. Unterm Strich verlor das Papier seit dem Börsengang bis heute rund 18 Prozent an Wert (Stand: 05.07.2022, 14:00 Uhr).
Eigentlich schade, denn Daimler Truck ist durchaus ein Konzern mit Zukunft. Dazu aber gleich mehr. Die Gründe, warum die Aktie des LKW-Bauers zuletzt in Schieflage geriet, sind jedenfalls von äußerer Natur. Sie werden es schon ahnen: Es geht natürlich um die Folgen des Ukraine-Kriegs.
Diese setzen konjunkturanfälligen Aktien aus der Autobranche nämlich schwer zu. Kein Wunder, denn eine drohende Rezession könnte die Nachfrage nach den Schwerlastern empfindlich beeinträchtigen. Hinzu kommen die allgemeinen Probleme der Branche in Sachen Materialverknappung. Und nicht zuletzt leiden produktionsintensive Firmen massiv unter den steigenden Energiepreisen.
Daimler Truck: starke Zahlen im ersten Quartal
Zumindest im ersten Quartal zeigte sich Daimler Truck aber noch sehr stark. So konnte man den Absatz zwischen Anfang Januar und Ende März um 8 Prozent auf 109.000 Einheiten steigern. Daimler Truck war damit erneut der größte LKW-Bauer der Welt.
Trotz der Lieferengpässe in Q1 war die Nachfrage nach den großen Transportfahrzeugen beachtlich. Auch deshalb konnte man bei den Kunden höhere Preise durchsetzen und den Profit erhöhen. So stieg das bereinigte Betriebsergebnis EBIT in Q1 um rund 11 Prozent auf 651 Millionen Euro. Der Umsatz belief sich übrigens auf 10,6 Milliarden Euro (+17 %).
Ebenfalls positiv: Allein im ersten Quartal erzielte man einen Auftragseingang von 139.000 Fahrzeugen. Der Auftragsbestand lag somit Ende März auf einem Rekordniveau.
Hauptversammlung: Firmenchef Daum betonte Krisenresistenz
Die Aussichten sind also gar nicht mal so schlecht. Etwas, das der Konzern erst vor wenigen Wochen erneut betont hatte. Auf seiner ersten Hauptversammlung als selbstständiges Unternehmen am 22. Juni hatte Daimler Truck nämlich seine Wachstumsziele bestätigt.
So will man im Gesamtjahr sagenhafte 520.000 Fahrzeuge absetzen. Der Umsatz soll um ein Viertel auf 48 bis 50 Milliarden Euro steigen. In Sachen Umsatzrendite peilt man für 2022 eine Steigerung um mindestens ein Prozentpunkt auf 7 bis 9 Prozent an
Daimler Truck erwartet, dass die Nachfrage nach LKWs weiterhin extrem hoch sein wird. Entsprechend werde man wahrscheinlich immer noch höhere Preise bei den Kunden erzielen können.
Natürlich wies das Management auf der Hauptversammlung auch auf die Risiken hin. Wie oben erwähnt, könnte eine weitere Eintrübung der Weltwirtschaft die Geschäfte der Stuttgarter perspektivisch stark unter Druck setzen.
Einen solchen Abschwung aber könne man abfedern, so Firmenboss Martin Daum am 22. Juni. Der Manager begründete das übrigens mit Nachholeffekten infolge der Corona-Pandemie. Viele Kunden müssten jetzt ihre Flotten dringend erneuern. Das treibe die Nachfrage an, so Daum. Man beobachte deshalb keine Stornierungen bei Kaufverträgen.
Daimler Truck-Aktie: Aktionäre trauen dem Braten nicht
Für die Anleger waren die Aussagen Daums freilich als Wink mit dem Zaunpfahl gedacht. Frei nach dem alten Börsenmotto: Wir sind so krisenresistent aufgestellt, dass der Fall des Aktienkurses übertrieben war.
Die Aktionäre aber trauen dem Braten trotzdem noch nicht. Der auf der Hauptversammlung geschürte Optimismus reichte Ende Juni jedenfalls nur für eine sehr schmale Gegenbewegung.
Die Angst vor einer Rezession, gepaart mit den drohenden Engpässen bei wichtigen Energierohstoffen, ist einfach zu mächtig und überlagert derzeit alles. Neben der geopolitischen und konjunkturellen Entwicklung wird für Daimler Truck-Aktionäre nun übrigens vor allem der 11. August wichtig werden.
Dann wollen die Stuttgarter nämlich ihre Bilanz zum zweiten Quartal präsentieren. Erst dann wird man einen Vorgeschmack bekommen, ob der Konzern wirklich so krisenfest ist, wie er gerne behauptet. Interessant werden natürlich auch die darauffolgenden Präsentationen zu Q3 und Q4.
Batterie und Brennstoffzelle: Zweigleisigkeit sorgt für Sicherheit
Das Störfeuer gegen Daimler Truck sollte aber grundsätzlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Konzern eigentlich auf einem guten Wege in die Zukunft ist.
So forciert Daimler Truck nicht nur rein elektrische LKWs, sondern will auch bei der Brennstoffzelle ein Wörtchen mitreden. Diese gilt gerade im Schwerlastverkehr durchaus als Alternative zum Batterieantrieb. Die Stuttgarter sichern sich mit jener Zweigleisigkeit jedenfalls sehr gut für die Zukunft ab.
Zudem will Daimler Truck auch bei der Batterieproduktion mitmischen. Erst kürzlich hatte man sich an dem deutschen Maschinenbauer Manz beteiligt, um dessen Know-how in Sachen Lithium-Ionen-Batteriezellen abgreifen zu können.
Das will Daimler Truck nutzen, um in einer Gigafactory eigene Batteriezellen zu fertigen. Dadurch macht sich der Konzern unabhängiger von externen Lieferanten und auch von geopolitischen Konflikten gerade mit asiatischen Staaten.
Meine Pros und Kontras zur Daimler Truck-Aktie
Pros | Kontras |
Starke Kundenbindung und Reputation | Konjunkturabhängigkeit ist derzeit ein Negativfaktor |
Beachtliches finanzielles Polster | Angst vor Einbruch der Weltwirtschaft (Rezession) |
Sehr gute Auftragslage in Q1 | Unklare geopolitische Entwicklung auch mit Blick auf China (Protektionismus) |
Mehr Gewinn in Q1 dank Materialengpässen und hoher Nachfrage | Hohe Energiepreise könnten Marge unter Druck setzen |
Solide Zukunftsvision dank Batterie und Brennstoffzelle | Straffere Geldpolitik macht Investitionen teurer |
Daimler Truck kaufen, halten oder verkaufen?
Wie wird sich Daimler Truck jetzt weiter entwickeln? Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Anleger lieber verkaufen? Die Antworten auf diese Fragen und warum Sie jetzt handeln müssen, erfahren Sie in der aktuellen Daimler Truck-Analyse.