Liebe Leser,
in den vergangenen Tagen haben sich die Märkte weiterhin etwas erholt. Die Schwankungen sind zwar recht imposant, aber unter dem Strich haben sich die Kurse nach oben geschoben. Der Dax etwa erreichte nun fast 11.000 Punkte.
Dennoch erinnere ich daran, dass ich in der vergangenen Woche bereits die Zahlen von McKinsey genannt habe – hiernach kann es bis 2028 dauern, bis die Märkte den „Wachstumspfad“ wieder erreichen.
Grund ist unter anderem der Umstand, dass die Lieferketten weltweit zerstört sind. Die Zahlen zeigen, dass McKinsey im Kern Recht hat.
- Die Zahl der Kurzarbeits-Anträge liegt bei 10,1 Millionen
- Das Wirtschaftswachstum soll um 7 % schrumpfen, so eine der neuen Einschätzungen
- Und ich rechne ganz persönlich mit zahlreichen Pleiten kleiner Unternehmen, die ich beobachtet habe. Dies ist mangels „Anträgen“ bei der Arbeitsagentur noch gar nicht sichtbar.
Noch dramatischer allerdings ist weiterhin die Entwicklung in den USA. Die Arbeitslosenquote ist so hoch wie nie seit dem 2. Weltkrieg – bzw. einer anderen Schätzung nach seit der Zeit der Großen Depression bis Anfang der 30er Jahre. Vor allem ist der Hochpunkt nicht einmal erreicht, sodass wir uns weltweit warm anziehen müssen. Die USA waren bis dato die Aufkäufer der Weltproduktion.
Schätzungen zufolge sind die USA für etwa 25 % der Weltwirtschaftsleistung insgesamt verantwortlich. Fehlt den Haushalten das Einkommen, wird es nicht nur eine eminente Verarmung geben, sondern auch eine exportierte Verarmung: Die Nachfrage bricht ein.
Angebotsschock kommt dazu
Noch schlimmer: Immer mehr Anlage“gurus“ wie etwa Warren Buffett lassen erkennen, dass es diesmal lange dauern kann, bis sich die Märkte wieder erholen. Buffett hatte vor einer Woche die Hauptversammlung der Berkshire Hathaway im virtuellen Modus durchgeführt. Ich werde gleich darauf zurückkommen, beginne jedoch mit der Quintessenz: Wenn Sie aktuell investieren, dann orientieren Sie sich an höchster Substanz und daran, dass Sie im Zweifel viel Geduld mitbringen müssen.
Denn Aktienkurse können auch ohne wirtschaftliche Notwendigkeit steigen, wie wir es jetzt gesehen haben. Langfristig jedoch kehren die Kurse immer wieder zum Durchschnitt des jeweiligen Unternehmenswachstums bzw. Gewinnwachstums des Unternehmens zurück. Dieser statistische Effekt nennt sich „Regression zur Mitte“.
Die Aufgabe besteht bei der Einzelauswahl von Aktien also darin, diejenigen zu identifizieren, deren Unternehmen Gewinne – stetig – erwirtschaften und die bezogen auf die durchschnittliche Gewinnentwicklung unterbewertet sind. Wenn Sie hingegen auf Fonds und/oder ETFs setzen, suchen Sie ganz gezielt die großen Märkte aus. Hier finden Sie am Ende zwar nur „Durchschnitt“ – aber eben den Durchschnitt von Unternehmen, die stark am Markt sind.
Dass die Indizes nach Krisen durchaus länger brauchen können, bis es zum Ausbruch nach oben kommt, habe ich Ihnen in der vergangenen Woche zeigen können.
Die beiden folgenden Charts führen Sie zurück in das Jahr 2000, die Dotcom-Blase und 2008, die große Finanzkrise. Danach sind die Börsen immer wieder nach oben ausgebrochen, allerdings auch immer wieder gefallen. Die Kurse sind insgesamt jeweils 13 Jahre lang zwischen verschiedenen Unterstützungen und Hochpunkten hin und her geschwankt, bis sie endlich weiter kletterten.
Dax: 13 Jahre bis zum Ausbruch
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Dow Jones: 13 Jahre bis zum endgültigen Ausbruch
Sie sehen, dass Sie ohnehin am besten Geduld mitbringen sollten. Ausgerechnet jetzt wird es jedoch noch schwieriger.
Warren Buffett ging darauf ein, dass nur derjenige Aktien und also auch Fonds kaufen sollte, der Kursverluste bis zu 50 % in Kauf nehmen könne. Timing in diesen Zeiten sei ohnehin nicht möglich – und er hat seine liquiden Mittel durch den Verkauf von Airlines sogar noch erhöht.
Buffett scheint ausweislich der mehr als 130 Milliarden Dollar (!) Cash-Bestand nicht gewillt, derzeit noch sehr groß einzusteigen. Das sollte zu denken geben.
Was also passiert? Die Kurse können weiter rutschen. Denn die Wirtschaft wird sich in keiner Weise schnell erholen. Wenn die Lieferketten zerstört sind, wenn viele Unternehmen wieder anfangen, in engeren regionalen Grenzen zu produzieren und auch weniger investieren werden, sinkt die Produktivität. Dies nennen Ökonomen am Ende „Angebotsschock“.
Während die Geldmenge steigt, sinkt das relative Angebot – die Inflation ist höchst wahrscheinlich. Aktien haben in inflationären Phasen durchaus Vorteile. Niemand allerdings weiß exakt, ob sich Aktien immer stark zeigen werden, ob es wieder einen Einbruch geben kann, wenn die Inflationsrate steigt oder wie lange sich die Inflation dann halten wird.
Kurz: Die Unsicherheit bleibt.
Der Hoffnungsschimmer: Es gibt keine Alternative
Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer: Die Alternativen sind rar gesät. Immobilien sind bereits recht hoch bewertet und die Nachfrage sinkt. Die Preise dürften zumindest im westlichen Teil der Welt stark sinken oder – bei uns in Deutschland – im besten aller Fälle stabil bleiben. Gold ist unkalkulierbar, da vor allem die großen Hedgefonds sowie die Zentralbanken investieren.
Anleihen sind derzeit überhaupt keine Alternative. Erstens weiß niemand, ob die Staaten sie zurückzahlen können, zweitens sind die Renditen der 10jährigen Staatsanleihen minimal (und oftmals sogar negativ):
- Australien bietet derzeit +0,88 %
- Belgien ist mit 0,04 % nahe der Nullgrenze
- Dänemark offeriert eine Rendite von -0,33 %
- Deutschland bietet -0,55 %
- In Finnland werden genau 0 % fällig
- Frankreich kommt ebenfalls negativdaher: -0,03 %
- Großbritannien, in dem die Arbeitslosigkeit sehr historische Ausmaße annimmt, bietet +0,23 %
- In Kanada erhalten Investoren +0,57 %
- Italien als Hochrisikoland bietet gerade einmal +1,93 %
- Japan ist mit 0,00 % dabei
- Norwegen bietet noch 0,42 %
- In Österreich verdienen Sie -0,1 %
- Schweden zahlt -0,12 %
- Die solide Schweiz bietet -0,56 %
- In den USA gibt es noch +0,66 %
Anleihen sollten Sie – meiner Meinung nach – auf keinen Fall als alleinige Sicherheitsanlage kaufen. Es bleiben demnach lediglich Aktien als Anlagealternative. Es stellt sich lediglich die Frage, in welcher Form Sie investieren sollten.
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Dazu sollten Sie sich folgenden Chart ansehen: Hier ist dokumentiert, in welchen Zeiten wir leben – die Schwankungsbreite, gemessen im „VDax“ ist so hoch wie nie.
VDax: Schwankungen so stark wie nie in der Geschichte des Dax
Ein ähnliches Bild zeigt der sogenannte „VIX“, der Index für die erwartete Schwankungsbreite des S&P 500. In den vergangenen 30 Jahren ist der Index niemals so stark ausgeschlagen wie aktuell.
VIX: Erwartete Schwankungsbreite des S&P 500 so stark wie nie in den vergangenen 30 Jahren
Das bedeutet: Sie sollten langfristig investieren und sich auf Schwankungen einstellen.
Wenn Sie keine Anlagedauer von drei Jahren oder länger planen können, wird es aus Sicht von Analysten in den kommenden Jahren möglicherweise turbulenter. Dann sollten Sie sich diese Simulation dazu ansehen.
Der Anbieter „justetf.com“ hat eine Simulation zur historischen Entwicklung seit Januar 2000 bis Dezember 2019 durchgeführt, bei der ein Risikoanteil festgelegt werden konnte (MSCI World Gross Index) und ein risikoarmer Anteil (Rex Performanceindex). Die Anteilshöhe schwankt, wenn die Kurse sich verändern. Daher wurden die jeweiligen Anteile in der Simulation zum Jahresanfang wieder auf den ursprünglichen Wert korrigiert.
Drei Szenarien zeigen ein sehr „risikoreiches“, ein „risikoarmes“ und ein „neutrales“ Depot aus ETFs auf die Indizes, die ich oben beschrieben habe.
Das Risiko-Depot: 90 % Anteil Aktien, 10 % Anleihen seit dem Jahr 2000
Die Simulation zeigt, dass es bis 2019 bei dieser riskanten Mischung fünfmal zu Verlusten gekommen wäre. Die geometrische, reale Rendite p.a. beträgt 4,7 %. Der maximale Verlust hätte sich zwischenzeitlich auf 47,1 % belaufen.
Das risikoarme Depot: 20 % Anteil Aktien, 80 % Anleihen seit dem Jahr 2000
Bei diesem Depot wäre die Rendite p.a. mit 4,5 % niedriger (!) gewesen als bei dem Depot, das vorwiegend auf Aktien gesetzt hätte – trotz der enormen Krisen. Der maximale Verlust jedoch hätte lediglich -3,9 % betragen.
Das neutrale Depot: 50 % Anteil Aktien, 50 % Anleihen seit dem Jahr 2000
Dieses Depot hätte eine Rendite von letztlich 4,8 % p.a. gebracht und damit die höchsten Erträge. Der maximale Verlust würde zwischenzeitlich -21,3 % betragen haben.
Das Ergebnis zeigt, dass eine gesunde Mischung in den vergangenen 20 Jahren die beste Gesamtperformance gebracht hätte. Allerdings sind die Voraussetzungen für Anleihen auf Basis der niedrigen Renditen (siehe oben) für einen Neuanstieg ungleich schlechter. Deshalb wäre eine Mischung zwischen 30 % und 40 % Anleihen sowie 70 % bzw. 60 % Aktien-ETFs in dieser sicherheitsorientierten Sichtweise wahrscheinlich die beste Variante.
In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich Ihnen stets Aktien-ETFs (Indizes) genannt. Die Sicherheitsbeimischung kann ein ETF auf den „Rex“, den Index auf deutsche Staatsanleihen sein. Hier nenne ich eine Laufzeit der Anleihen von 5,5 bis 10,5 Jahren. Der entsprechende Index wird durch den folgenden ETF abgebildet.
Index-ETF auf Rex-Staatsanleihen-Index, Laufzeit 5,5 bis 10,5 Jahre, ISHARES EB.REXX GOVERNMENT GERMANY 5.5-10.5YR UCITS
Quelle: www.onvista.de, eigene Bearbeitung
Der ETF kostet lediglich 0,16 % p.a. und schüttet seine Erträge aus. Sie können ihn an jeder Börse handeln. Er ist eine wertvolle Ergänzung zu Index-ETFs, die ich Ihnen bereits genannt habe.
Ich wünsche Ihnen weiterhin Geduld und Gesundheit an schwierigen Märkten.
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