Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktien der chinesischen Fahrzeughersteller BYD und NIO sind unterschiedlich in den neuen Börsenmonat gestartet. NIO konnte am Mittwoch an der Nasdaq nur leicht zulegen, um 0,25 Prozent ging es nach oben auf 12,11 US-Dollar. Platzhirsch BYD hingegen schob sich um gleich 5,56 Prozent vorwärts auf 33,50 Dollar. Damit verzeichnete die BYD-Aktie ein Wochenplus von rund 12 Prozent, während der Herausforderer an der Börse auf der Stelle tritt. Das könnte mit den aktuellen Absatzzahlen beider Unternehmen zusammenhängen, die für Januar den erwarteten Einbruch auswiesen, doch nur einen hat es richtig übel erwischt.
Absatzzahlen: Rekordlauf von BYD endete im Januar
So musste BYD gegenüber dem Dezember 2022 zwar einen empfindlichen Rückgang verkraften. Die Verkäufe gingen im Januar auf 151.341 Einheiten zurück, gegenüber 235.197 Einheiten im Vormonat waren die Verkäufe damit um 35,65 Prozent gesunken. Das habe der Hersteller am Mittwoch bekanntgegeben, meldet cnevpost.com. Damit beendete BYD eine 10-monatige Wachstumsphase, da die Feiertage zum chinesischen Neujahr offenbar ihren Tribut zollten. Denn, und auch das ist Teil der Wahrheit, gegenüber 93.168 verkauften Einheiten vor einem Jahr war der Absatz noch immer um satte 62 Prozent gestiegen.
Dabei war die Modellpalette im Januar 2022 noch eine größere: BYD hatte im März die Produktion und den Verkauf von Fahrzeugen eingestellt, die vollständig von Verbrennungsmotoren angetrieben werden. Seitdem werden nur noch Plug-In-Hybride und rein batterieelektrische Fahrzeuge verkauft. Von den BEVs hatte BYD laut des Berichts 71.338 Einheiten auf die Straße gebracht, Plug-in-Hybride (PHEVs) machten 78.826 Fahrzeuge aus, ein Anstieg um sogar 69 Prozent gegenüber 46.540 Einheiten vor einem Jahr.
NIO verliert sogar im Jahresvergleich
Von solchen Zahlen kann NIO nur träumen, und das nicht nur in Bezug auf die reinen Stückzahlen. Das aufstrebende Start-up gab ebenfalls seine Lieferergebnisse für Januar 2023 bekannt – und scheute dabei jeden Vergleich. Das Unternehmen lieferte im Januar 2023 eigenen Angaben zufolge 8.506 Fahrzeuge aus. Die Lieferungen bestanden demnach aus 2.190 Elektro-SUVs und 6.316 Elektrolimousinen. Die kumulierten Auslieferungen an NIO-Fahrzeugen erreichten zum 31. Januar somit 298.062 Stück.
Dass NIO kein Wort zur Entwicklung verlor, hat Gründe: NIO hatte im Vormonat noch insgesamt 15.815 Elektroautos ausgeliefert, was damals einem Anstieg um 50,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entsprach. Nun waren es jedoch 46,7 Prozent weniger. Doch nicht nur gegenüber dem Dezember 2022 war das ein herber Rückgang, der ebenfalls aufs Neujahrfest zurückzuführen wäre.
- Im Januar 2022 hatte NIO noch 9.652 Fahrzeuge abgesetzt.
- Der Rückgang im Jahresvergleich beträgt somit 11,9 Prozent
NIO meldet lieber Erfolge anderer Art
Und so versucht NIO in der Mitteilung das Interesse auf andere Themen zu lenken: Dass während der Hauptreisezeit vom 13. bis zum 31. Januar 2023 mehr als eine Million Akkuwechsel an den Power Swap Stations in China durchgeführt worden seien, etwa. Zudem sei NIO am 18. Januar 2023 in die Liste Corporate Knights Global 100 aufgenommen worden. Man zähle somit, zu den nachhaltigsten Unternehmen der Welt, „als erste unter den Automarken“, wie es heißt.
NIO messe der kohlenstoffarmen Entwicklung, dem Umweltschutz und dem gemeinsamen Aufbau von Ökosystemen große Bedeutung bei und engagiere sich für die Förderung des CO2-Fußabdruckmanagements über den gesamten Lebenszyklus, das ist dem Unternehmen wichtig. Es gehe um Energieeinsparung und Emissionsreduzierung. „Mit der Vision von Blue Sky Coming wird NIO seine ESG-Leistung weiter verbessern und eine globale nachhaltige Entwicklung unterstützen“.
BYD hat Tesla längst hinter sich gelassen
Zu solchen Themen äußert sich BYD eher selten, der etablierte Batterie- und Fahrzeugkonzern lässt lieber Zahlen sprechen. Der Hersteller lieferte im Gesamtjahr 2022 insgesamt 1.863.494 Fahrzeuge aus, was nicht nur einen neuen Rekord bedeutete. Mit einem Wachstum um knapp 209 Prozent gegenüber dem Vorjahr hatte man die bisherige Höchstmarke geradezu pulverisiert. Das Unternehmen übertraf damit sogar die eigene Prognose von 1,5 Millionen Einheiten – trotz Lockdowns in China und globaler Lieferkettenproblemen in der Branche. Längst ist BYD der weltweit größte Hersteller von elektrifizierten Fahrzeugen, hat gar US-Pionier Tesla weit hinter sich gelassen.
Keine Überraschung, dass BYD auch an der Börse die Konkurrenz zuletzt abschüttelte. Keine Frage, auch die NIO-Aktie hat im zurückliegenden Monat um rund 20 Prozent zugelegt. Bei BYD beträgt der Aufschlag allerdings mehr als 30 Prozent. Noch deutlicher fällt der langfristige Vergleich aus: Nach massiven Kursverlusten von beiden im Herbst 2022 beträgt das Jahresminus bei NIO noch immer um die 40 Prozent. BYD schob sich im selben Zeitraum hingegen sogar ins Plus.