BYD- und NIO-Aktie: Einmal überraschend, einmal nicht!

Die Aktien der chinesischen Autobauer BYD und NIO schwächeln an den Börsen derzeit. Zumindest in einem Fall ist das durchaus nachvollziehbar.

Auf einen Blick:
  • Die BYD-Aktie hat nach gutem Lauf zuletzt nachgegeben
  • Beim größten Autobauer aus China ist das eher unverständlich
  • Bei Nio hat die aktuelle Kurschwäche hingegen einen Grund
  • Der Newcomer enttäuschte jetzt erneut mit seinen Quartalszahlen

Liebe Leserin, lieber Leser,

zwei Mal bereits waren die Aktien der chinesischen Autobauer BYD und NIO im Laufe des November unter Druck geraten. Zum ersten Mal nach Trumps Wahlsieg, zum zweiten Mal vor einer Woche, als bekannt wurde, dass der designierte US-Präsident zwei bekannte China-Kritiker für zentrale Regierungspositionen nominieren will. Dass sowohl die Nio-Aktie als auch die Papiere von BYD am Mittwoch erneut nachgaben, war in einem Fall keine Überraschung. Im anderen Fall dagegen schon. Denn tatsächlich gab es von BYD sogar gute Nachrichten, NIO hingegen enttäuschte erneut mit seinen Zahlen.

NIO: Umsatz gesunken, Verluste gestiegen

Dass NIO weiter Verluste schreibt, war zweifelsohne erwartet worden. Dass die Gesamteinnahmen im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,1 Prozent auf 18.673,5 Millionen RMB (rund 2.66,0 Millionen US-Dollar) zurückgingen, wie am Mittwoch bekannt wurde, war allerdings keine gute Nachricht. Da half es NIO auch nicht, dass dies gegenüber dem zweiten Quartal 2024 einem Anstieg um 7,0 Prozent entspricht. Zumal der Betriebsverlust im Berichtszeitraum sogar angestiegen ist:

  • Dieser belief sich laut NIO im dritten Quartal auf 5.237,8 Millionen RMB (746,4 Millionen US-Dollar), ein Plus von 8,1 Prozent im Jahresvergleich
  • Gegenüber dem dem zweiten Quartal 2024 hielt sich der Anstieg in Grenzen, lag laut Mitteilung um 0,5 Prozent höher

Der Nettoverlust betrug demnach 5.059,7 Millionen RMB (721,0 Millionen USD), was einem deutlichen Anstieg von 11,0 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2023 und einem Anstieg um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal entsprach. Ohne aktienbasierte Vergütungsaufwendungen betrug der bereinigte Nettoverlust (nicht GAAP) im dritten Quartal 2024 umgerechnet 628,8 Millionen USD, ein Anstieg um 11,6 % im Jahresvergleich, gegenüber dem zweiten Quartal 2024 immerhin ein Rückgang um 2,7 Prozent.

NIO-Aktie verliert die Hälfte an Wert

Auf Begeisterung stießen die Zahlen von NIO dennoch nicht. Von 4,45 Euro noch am Dienstag in Frankfurt fiel die Aktie auf zwischenzeitlich 4,24 Euro, fing sich seitdem allerdings wieder. Aktuell notieren die Papiere bei 4,43 Euro, gut sieben Prozent niedriger als noch vor einem Monat. Seit ihrem Höchststand, ausgebildet im Dezember 2023 bei 8,64 Euro, hat NIO somit fast die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt. Aufs Jahr gesehen ist es immerhin gut ein Drittel.

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Das ist bei BYD anders: Im Gegensatz zum aufstrebenden Newcomer im Premium-Segment hat der chinesische Platzhirsch zuletzt mit seinem Quartalsbericht überzeugt und innerhalb eines Jahres sogar an Börsenwert zugelegt. Auf knapp 15 Prozent beläuft sich der Aufschlag bei der BYD-Aktie seit November 2023. Und doch hat auch sie zuletzt Federn lassen müssen. Im zurückliegenden Monat ging es, aus besagten Gründen, um gut fünf Prozent zurück.

BYD in den USA gar nicht vertreten

Und klar, Homin Lee, Chef-Makrostratege bei Lombard Odier, betonte laut Wallstreet Online Trumps Vorliebe, durch aggressive Ernennungen Druck auszuüben. Dies zeige, „dass er es ernst meint, Strafzölle auf chinesische Exporte zu verhängen“ Im Fokus steht Senator Marco Rubio, der als Außenminister gehandelt werde und bereits mehrfach Sanktionen aus Peking erhielt. Mike Waltz, potenzieller Nationaler Sicherheitsberater, sieht China demnach als größte Bedrohung für die USA. „Die Märkte reagierten entsprechend nervös.“

Das kommt in Bezug auf BYD aber überraschend, ist der chinesische Hersteller auf dem US-Markt doch gar nicht vertreten. Man habe auch nicht die Absicht, dort anzugreifen, versicherte das Management mehrfach. Allerdings plant BYD ein Werk im Nachbarland Mexiko. Von dort oder über Kanada könnten chinesische Autos unter Umgehung der drohenden Strafzölle in die USA gelangen: Zwischen den drei Ländern besteht das Freihandelsabkommen USMCA.

BYD mit neuer Deutschland-Offensive

Doch das sind Spekulationen, während BYD in Europa längst tatsächlich auf den Markt drängt, oder es zumindest versucht. Bislang allerdings mit bescheidenem Erfolg, was zweifellos der hohen Preise geschuldet ist. Besonders in Deutschland hat BYD Probleme, zwischen Januar und Oktober wurden laut Kraftfahrtbundesamt gerade einmal 2.173 E-Autos der Marke zugelassen. Das soll sich ändern, wie nun bekannt wurde. Der chinesische Autobauer reagiere „mit einer Offensive“, wie es bei efahrer.com am Mittwoch hieß. „Eigene Stores sollen die Kunden von den Autos Made in China überzeugen.“

Im Sommer bereits hatte sich BYD entschieden, sich vom bisherigen Importeur Hedin zu trennen, diese Aufgabe will man künftig selbst übernehmen. Zugleich wolle man „mit seinem kleinen Händlernetz die Zahl der eigenen Stores immens erweitern“, so der Bericht. Das zeige exemplarisch ein Showroom, der jetzt in Berlin eröffnet wurde.

  • Unweit des Kurfürstendamms wurde am Wochenende der neue BYD City Store Berlin eingeweiht
  • Betrieben wird er laut elektrive.net von Sternauto, einem von nur sechs BYD-Handelspartnern in Deutschland

BYD statt Mercedes-Benz

Auf gut 700 Quadratmetern biete der Store „eine Kombination aus Technik, Design und Funktionalität“, wie es im Artikel heißt, wobei man offenbar die Marketingfloskeln von BYD übernommen hat. Der Store ist demnach bereits der dritte, den Sternauto 2024 in Brandenburg/Berlin eröffnet hat. Zudem betreibe die Autohausgruppe sechs weitere BYD-Stores in Ostdeutschland.

Das Besondere: Sternauto ist laut des Berichts aus den Mercedes-Benz-Niederlassungen in Ostdeutschland hervorgegangen, die der Konzern 2015 an Lei Shing Hong verkauft hat. Diese chinesische Firma sei wiederum der weltgrößte ungebundene Mercedes-Händler.

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