Liebe Leserinnen und Leser,
letzte Woche Nvidia, jetzt Broadcom. Am Donnerstag steht auch dieser Halbleiterriese im Rampenlicht der Finanzmärkte. Nach Börsenschluss präsentiert das Unternehmen seine Quartalszahlen für das zweite Geschäftsquartal 2025 – und die Erwartungen könnten kaum höher sein. Mit einem Kursplus von über 74 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten gehört die Aktie zu den absoluten Überfliegern im Technologiesektor. Doch während die Wall Street von künstlicher Intelligenz träumt, mehren sich die Stimmen, die vor einer Überbewertung warnen.
Analysten erwarten Rekordergebnisse
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Analysten prognostizieren für das abgelaufene Quartal einen Gewinnsprung von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,57 Dollar je Aktie. Beim Umsatz rechnen Experten mit einem Wachstum von knapp 20 Prozent auf 14,97 Milliarden Dollar. Diese Erwartungen sind alles andere als konservativ – sie spiegeln die enormen Hoffnungen wider, die Investoren in Broadcoms Positionierung im KI-Markt setzen.
Besonders bemerkenswert ist die Erfolgsserie des Unternehmens: In den vergangenen acht Quartalen hat Broadcom sowohl bei Gewinn als auch beim Umsatz die Analystenschätzungen übertroffen. Diese Konstanz verleiht den aktuellen Prognosen zusätzliches Gewicht und nährt die Hoffnung auf eine weitere positive Überraschung. Die durchschnittliche Übertreibung der Schätzungen lag zuletzt bei über sechs Prozent beim Gewinn je Aktie – ein Puffer, der diesmal besonders wichtig werden könnte.
Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor
Der Haupttreiber hinter Broadcoms Höhenflug ist das Geschäft mit maßgeschneiderten Halbleitern für KI-Anwendungen. Im ersten Quartal schnellten die KI-bezogenen Umsätze um beeindruckende 77 Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar in die Höhe. Obwohl dieser Bereich noch weniger als 28 Prozent der Gesamtumsätze ausmacht, zeigt die Dynamik das enorme Potenzial auf.
Für das laufende Quartal peilt das Management KI-Umsätze von rund 4,4 Milliarden Dollar an – ein Plus von 44 Prozent zum Vorjahr. Diese Prognose dürfte konservativ sein, wenn man die bisherige Entwicklung betrachtet. Besonders interessant wird die Frage sein, wie sich die Kundenstruktur entwickelt hat. Während Google als etablierter Kunde den Großteil der aktuellen ASIC-Umsätze generiert, arbeitet Broadcom intensiv daran, weitere Hyperscaler als Kunden zu gewinnen.
Das adressierbare Marktvolumen für maßgeschneiderte KI-Chips wächst exponentiell. CEO Hock Tan sprach zuletzt von einem Marktpotenzial von über 75 Milliarden Dollar bis 2027, nur bei den drei größten Hyperscaler-Kunden. Mit vier weiteren Großkunden, die bereits intensiv an eigenen Beschleunigern arbeiten, könnte sich dieses Volumen noch erheblich vergrößern.
Software-Sparte zeigt nachhaltige Fortschritte
Neben dem KI-Boom entwickelt sich auch die Software-Sparte erfreulich. Die Integration von VMware zeigt erste Früchte: Über 60 Prozent der Kunden sind bereits vom Perpetual-Lizenz-Modell auf ein Abonnement-System umgestellt worden. Diese Umstellung stabilisiert nicht nur die Umsätze, sondern erhöht auch die Margen nachhaltig.
Für das zweite Quartal wird ein Software-Umsatz von etwa 6,5 Milliarden Dollar erwartet – ein Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die hohe EBIT-Marge von 76 Prozent in diesem Segment unterstreicht die Profitabilität des Geschäftsmodells und bietet Spielraum für weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Besonders wertvoll ist die Entwicklung hin zu VMware Cloud Foundation, einer Full-Stack-Lösung, die es Kunden ermöglicht, KI-Workloads vor Ort zu betreiben. Diese Datensouveränität wird immer wichtiger, da Unternehmen sensible Daten nicht in die Cloud auslagern wollen.
Traditionelle Geschäfte zeigen Erholungszeichen
Abseits der Schlagzeilen um KI und Software zeigen auch die traditionellen Halbleitergeschäfte erste Erholungszeichen. Das Breitband-Segment, das im vierten Quartal 2024 seinen Tiefpunkt erreicht hatte, wuchs im ersten Quartal zweistellig und soll diese Entwicklung im laufenden Quartal fortsetzen. Serviceanbieter erhöhen wieder ihre Ausgaben für Netzwerk-Hardware – ein positives Signal für die kommenden Monate.
Auch das Server-Storage-Geschäft soll im zweiten Quartal wieder wachsen, nachdem es in den vergangenen Quartalen leicht rückläufig war. Die steigenden Auftragseingänge im ersten Quartal deuten darauf hin, dass sich die Erholung in der zweiten Jahreshälfte verstärken könnte.
Bewertung wird zur Herausforderung
Trotz der positiven Fundamentaldaten mehren sich die Sorgen über die Bewertung der Aktie. Mit einem erwarteten KGV von über 26 für das Geschäftsjahr 2027 bewegt sich Broadcom am oberen Ende der historischen Bewertungsspanne. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 6,9 für 2025 mag im Vergleich zu anderen Technologieaktien noch moderat erscheinen, doch die hohen Wachstumserwartungen sind bereits eingepreist.
Die Forward-EV/EBITDA-Ratio von 28 bis 29 zeigt, wie teuer die Aktie geworden ist. Selbst wenn Broadcom seine Margen weiter ausbauen kann, müssen die Wachstumsraten hoch bleiben, um diese Bewertung zu rechtfertigen. Ein Nachlassen der Dynamik könnte zu erheblichen Kursverlusten führen.
Morgan Stanley-Analyst Joseph Moore zeigt sich optimistisch für die langfristigen Aussichten, warnt aber vor überzogenen Erwartungen für das laufende Quartal. Seine Begründung: Der Großteil der KI-Umsätze stammt noch von einem vollständig erschlossenen Kunden, was die kurzfristigen Wachstumsmöglichkeiten begrenzt.
Risiken verdunkeln den Horizont
Neben der Bewertung lauern weitere Risiken. Handelskonflikte könnten den gesamten Technologiesektor belasten, während Berichte über eine Überkapazität bei Rechenzentren in den USA Zweifel an der nachhaltigen KI-Nachfrage aufkommen lassen. Microsoft hat bereits einige Projekte zurückgestellt – ein Warnzeichen für die gesamte Branche.
Die Konzentration auf wenige Großkunden macht Broadcom verwundbar. Sollte Google seine Investitionen in eigene Chips reduzieren oder alternative Lieferanten bevorzugen, würde das die KI-Umsätze erheblich belasten. Zwar arbeitet Broadcom daran, die Kundenbasis zu diversifizieren, doch dieser Prozess braucht Zeit.
Geopolitische Spannungen zwischen den USA und China könnten die Geschäfte zusätzlich belasten. Verschärfte Exportkontrollen für Halbleiter haben bereits andere Unternehmen getroffen und könnten auch Broadcom betreffen.
Wendepunkt für den KI-Sektor
Die bevorstehenden Quartalszahlen von Broadcom werden wegweisend für die weitere Entwicklung des KI-Sektors sein. Das Unternehmen steht exemplarisch für die Chancen und Risiken der KI-Revolution. Starke Zahlen würden die Hoffnungen auf nachhaltiges Wachstum nähren und könnten weitere Investitionen in den Sektor anstoßen. Enttäuschende Ergebnisse dagegen würden Zweifel an der Berechtigung der hohen Bewertungen säen.
Broadcom Aktie Chart
Für Anleger bedeutet das eine schwierige Abwägung. Die fundamentalen Daten sprechen für eine Fortsetzung der Erfolgsstory, doch die Bewertungen sind bereits auf hohem Niveau angelangt. Selbst starke Zahlen könnten möglicherweise nicht ausreichen, um den Kurs nachhaltig anzutreiben, wenn die Erwartungen zu hochgeschraubt sind.
Die jüngsten Revisionen der Analystenschätzungen zeigen ein gemischtes Bild. Während die langfristigen Prognosen weitgehend stabil bleiben, haben einige Experten ihre Erwartungen für die kommenden Quartale gedämpft. Diese Vorsicht könnte paradoxerweise den idealen Nährboden für eine positive Überraschung bilden.
Wer auf die langfristige KI-Story setzt und Volatilität verkraftet, findet in Broadcom weiterhin eine interessante Wachstumsstory. Die Diversifikation zwischen Hardware, Software und verschiedenen Endmärkten bietet Stabilität, während das KI-Geschäft enormes Potenzial verspricht. Doch die besten Renditechancen liegen möglicherweise bereits hinter uns – zumindest kurzfristig. Der Donnerstag wird zeigen, ob der KI-Traum weitergeht oder ob die Realität eingeholt hat.
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