In den letzten beiden Newslettern schrieb ich über eine Entlastung im Sommer. Wir haben inzwischen Hochsommer (Stichwort: „Hitzewelle“) und tatsächlich ging es zuletzt deutlich nach oben. Das ist schön, aber … gegenüber den Kursverlusten zuvor, halten sich die Kursgewinne zuletzt noch immer in einem überschaubaren Rahmen. Dennoch hat schon diese kleine Entlastung, ich würde nicht von „Sommerrally“ sprechen wollen, dazu geführt, dass viele – insbesondere private Kleinanleger – wieder sehr bullish geworden sind.
Die bekannten Sentiment-Indikatoren wie der CNN Fear and Greed-Index geben das zwar noch nicht her. Aber wenn man sich die Daten genauer anschaut, stellt man fest, dass insbesondere private Kleinanleger zuletzt gehebelt long gegangen sind. Kurzfristig kann man jeden, der so mutig war, nur dazu beglückwünschen. Aber man sollte nicht zu mutig/gierig werden – und zumindest Teilgewinne realisieren! Warum?
Die Bullen hatten ihren Spaß!
Nun, nachdem die Bären längere Zeit im Driver’s Seat saßen, haben zuletzt die Bullen das Ruder übernommen. Es wirkte und wirkt so, als ob die Bullen komplett das Kommando übernommen haben. Doch die übergeordneten Abwärtstrends sind noch immer voll intakt. Angesichts der weiter geldpolitisch stark bremsenden Notenbanken – selbst die EZB hat mit einem großen Zinsschritt um 0,5% ihre Negativzinsen abgeschafft – spricht kurzfristig noch wenig für eine Verbesserung der Situation.
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Vielmehr haben die Notenbanken, allen voran die US-Notenbank Fed, kurzfristig maximalen Druck ausgeübt. Wenn man dann kurzfristig mal etwas Druck herausnimmt, führt dies natürlich zu einer entsprechenden Entspannung. Genau diese haben wir nun gesehen. Nicht mehr, nicht weniger. Allerdings werden die Notenbanken, allen voran die Fed, den Druck nicht dauerhaft zurücknehmen können.
Aber übergeordnet bleibt die Faktenlage unverändert düster…
Ja, die zuletzt gemeldeten Verbraucherpreise, die eine Inflation in Höhe von sage und schreibe 9,1% auf Jahressicht anzeigen, waren grottenschlecht. Und ebenfalls ja, die Inflationsraten dürften sich nun langsam abschwächen, was der Fed etwas Spielraum gibt. Aber erhöht die US-Notenbank ihre Leitzinsen nicht auf mindestens 3,0%, wird es schwierig. Wobei diese 3,0% auch nur deshalb schon ausreichen könnten, weil man eben zugleich Quantitative Tightening (QT) betreibt.
Bisher entzieht die US-Notenbank im Rahmen ihres QT-Programms den Märkten 47,5 Milliarden US-Dollar pro Monat. Ab September aber soll sich diese Summe auf sage und schreibe 95,0 Milliarden US-Dollar verdoppeln. Schon jetzt hat die Fed durch ihre geldpolitischen Bremsmaßnahmen die Überschussliquidität von über vier Billionen US-Dollar (zu Jahresende 2021/Jahresbeginn 2022) auf nur noch gut drei Billionen US-Dollar deutlich reduziert.
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Durch die Verdopplung von QT ab September sowie die weiteren in Aussicht gestellten Zinserhöhungen dürfte die Geschwindigkeit hier noch zunehmen. Das ist kurzfristig sehr kritisch. Warum? Nun, aus gleich mehreren Gründen. Erstens wird dem Markt damit Liquidität entzogen. Diese ist aber der Sauerstoff der Märkte. Der bisherige Liquiditätsentzug hat ja seine Wirkung nicht verfehlt, wie man an den zusammengebrochenen Kursen ablesen kann.
Doch der Liquiditätsentzug führt nicht nur zu weniger Nachfrage. Ganz generell trocknet er die Märkte aus. So wurden zuletzt an den US-Börsen teilweise nicht einmal mehr 20% des durchschnittlichen täglichen Handelsvolumens erreicht. Kurzfristig war dies sogar ein Vorteil. Denn auch wenn die Nachfrage stockt, sorgt bei einem gleichzeitig kaum noch vorhandenen Angebot schon eine einzelne größere Kauforder für steigende Kurse. Nachhaltig ist sowas aber leider nie.
Drittens bremsen die Notenbanken über ihre Geldpolitik die Wirtschaft. Ja, das ist prinzipiell der Sinn dieser Geldpolitik, kann man nun einwenden. Aber dabei muss man eben auch sehr genau aufpassen. Denn bremst man die Wirtschaft zu stark ab, kann es sehr schnell kritisch werden. Dann platzen reihenweise Kredite und alles fällt in sich zusammen wie das berühmte Kartenhaus. Selbst die Fed befindet sich derzeit in einem Dilemma.
Die Fed muss eine ähnliche Situation wie 2007/2008 vermeiden – kann sie das?
Denn die Geldpolitik hat insbesondere am US-Immobilienmarkt schon drastisch durchgeschlagen. Auch wenn die Zustände in den USA heute nicht mehr so schlimm sein mögen wie noch vor 2007, darf sie den US-Immobilienmarkt nicht „crashen“. Denn sonst passiert am Ende doch noch ein ähnlicher „Unfall“ wie es seinerzeit die Finanzkrise 2007/2008, in den USA als „The Great Recession“ bekannt, war.
Was ich hier geschrieben habe, betrifft natürlich in erster Linie die Aktienmärkte und dabei die spekulativen Technologiewerte. Aber letztlich betrifft es alle (spekulativ(er)en) Assets und damit auch die Kryptowährungen. Kurzfristig mag beispielsweise der Bitcoin (BTC) noch ein wenig Platz nach oben haben, bis zu 25.000 US-Dollar sind drin. Aber über 24.000 US-Dollar würde ich persönlich mit (Teil-)Gewinnmitnahmen beginnen.
Denn letzten Endes wird der Mann mit dem Hammer, wahrscheinlich im Laufe des Monats August, nochmal kommen. Dann wird es sowohl an den Aktien- als auch an den Krypto-Märkten nochmal ungemütlich. Wir sollten mindestens noch einmal die bisherigen Tiefs testen, womöglich geht es sogar noch eine Etage tiefer. Die Erfahrung lehrt sogar, dass es noch zwei Etagen tiefer gehen müsste. Mit zwischenzeitlichen, deutlichen Bärenmarktrallys.
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