Zuletzt ging es an den Märkten – aufgrund einer „kleinen Bankenkrise“ – richtig rund. Wie immer, wenn das der Fall ist, kommen die altbekannten „Crashpropheten“ aus ihren Löchern und prophezeien den Weltuntergang. Das Problem bei den „Crashpropheten“ ist, dass sie mit vielen ihrer Kritikpunkten ja absolut Recht haben. Tatsächlich ist unser heutiges Finanzsystem ein Ertrinkender – die Welt ertrinkt in Schulden. 😉
Nur kennen sie eine(n) Ertrinkende(n), der einfach so ertrinkt? Das gibt es vermutlich nicht. Jede(r) Ertrinkende kämpft ums Überleben. So ist es eben auch bei unserem Finanzsystem. Doch das Finanzsystem hat noch etwas, was es am Ende zum Überlebenskünstler macht. Es gibt nämlich genug Menschen und Institutionen, die derzeit (noch) kein Interesse an (s)einem Untergang haben.
Nahezu niemand kann aktuell ein Interesse an einem „Crash“ haben, nicht einmal die „Crashpropheten“ selbst!
Grundsätzlich sollten sich die „Crashpropheten“ daher mal hinterfragen. Denn tatsächlich sollten auch diese kein Interesse an einem Zusammenbruch des Finanzsystems haben. Man mag es schlecht finden – und sich ein anderes System wünschen. Doch dann sollte man a) an einem neuen, besseren Finanzsystem mitarbeiten sowie b) – wenn dieses neue System dann steht – eine langsame Transformation vom bestehenden in das neue System hinkriegen.
Denn würde das aktuelle Finanzsystem „crashen“, hätten wir alle ein Problem. Schließlich gab es solch einen „Crash“ doch 1929 schon einmal – und die Folgen sind bekannt. Es führte dazu, dass reihenweise verbrecherische Regime an die Macht kamen – und letztlich zu einem verheerenden Weltkrieg. Wer bitte kann sowas ernsthaft wollen? Selbst wenn man davon finanziell womöglich profitieren würde.
Die „Retter“ haben – wieder einmal – gesiegt…
Während die „Crashpropheten“ jedoch weiterhin vom „Crash“ faseln – und die von ihnen angebotenen Finanzprodukte absolute „Underperformer“ bleiben – dreht sich die Welt weiter. Denn die „Retter“ des Finanzsystems haben erst einmal wieder gesiegt. Laut den „Crashpropheten“ ist es nur ein vorläufiger Sieg, ein Pyrrhussieg. Aber ich sehe das anders. Tatsächlich haben die „Retter“ das System kurzfristig stabilisiert und somit gerettet.
Damit ist die „kleine Bankenkrise“ auch so schnell wieder vorbei, wie sie gekommen war. Aber natürlich hat die „Rettung“ Nebenwirkungen. Man kann darüber streiten, ob man das von den Notenbanken – allen voran der Fed – in die Märkte gepumpte Geld nun tatsächlich ein neues Quantitative Easing-Programm ist oder nicht. Aus meiner Sicht ist es das, wenngleich etwas kleiner dimensioniert wie die echten QE-Programme. Ich nenne es daher QE light.
De facto aber dürfte dieses QE light die Situation so weit beruhigen, dass die Krise vorbei ist. Die Nebenwirkungen für die Konjunktur – eine „kleine Kreditklemme“ – sind jedoch nicht wegzudiskutieren. Sie sind in der aktuellen Situation aber, so paradox das klingen mag, positiv. Denn die Notenbanken wollten ja die Konjunktur ausbremsen, um so die (zu) hohe Inflation endlich wieder einzufangen. Bisher ist ihnen das nicht gelungen, nun dürfte es aber so weit sein.
Beruhigung an den Anleihemärkten, Aktien- und Krypto-Märkte stabil
Hatte das „Smart Money“ an den Anleihemärkten zuletzt noch befürchtet, dass die Leitzinsen in den USA auf sechs Prozent oder mehr steigen würden, hat sich die Situation inzwischen deutlich beruhigt. Anstatt solch absurd hoher Leitzinsen werden nun sogar schon deutliche Zinssenkungen der Fed bis Jahresende erwartet. Ich halte diese Erwartungen für arg optimistisch, ähnlich wie ja auch die Notenbank selbst. Aber ein Gespenst ist definitiv vertrieben worden.
Zugleich befinden sich die Aktien- sowie auch die Krypto-Märkte nun in relativ stabilen, wenngleich – in Relation zu der Mega-Kursrally nach dem „Corona Crash“ – für den einen oder anderen Anleger langweiligen Aufwärtstrends. Ich denke, dass dies auch so bleiben wird. Die Tiefs sind, das schreibe ich seit Wochen beziehungsweise Monaten, nun im Markt drin. Aber neue Allzeithochs erwarte ich so schnell noch nicht.
Stockpicking wird entscheidend sein
Grundsätzlich sehe ich alle Märkte in einem ziemlichen Gleichgewicht. Chancen und Risiken halten sich in etwa die Waage. Einerseits wird eben wieder vermehrt Geld gedruckt, andererseits wird die Konjunktur nicht boomen. Damit sollten sich die Unternehmen schwer tun, ihre Gewinne massiv zu steigern, was normalerweise auch niedrigere Bewertung an der Börse nach sich ziehen sollte.
Aber auch in konjunkturell schwierigeren Zeiten gibt es Unternehmen, die sich besser schlagen als andere. Der eine wird mehr von einer Rezession getroffen, der andere weniger. Ganz wenige, ich denke beispielsweise an eBay (weil dort viel gebrauchte Ware gehandelt wird) oder Fastfood-Ketten (wer weniger Geld hat, geht weniger ins gehobene Restaurant, sondern gibt sich auch mal mit einem Burger zufrieden), profitieren sogar davon.
Was für börsennotierte Unternehmen gilt, gilt natürlich auch für Krypto-Projekte. Daher wird es meines Erachtens in naher Zukunft, ich wage sogar zu schreiben kurz- bis mittelfristig, sehr stark auf Stockpicking ankommen. Anleger, die sich die richtigen Aktien oder Kryptos herauspicken, werden massive Gewinne einfahren. Anleger, die auf die falschen Pferde setzen, werden dagegen verlieren.
Vor diesem Hintergrund werden die Märkte für einige Zeit nur Anlegern Freude bereiten, die entweder selbst gute Stockpicker sind oder aber sich gute Stockpicker an ihre Seite holen.