Bitcoin & Co: Kurzfristig hat es die US-Notenbank nochmal versaut!

Lockere Geldpolitik in den USA fördert Bitcoin und Altcoins. US-Notenbank könnte bald Zinssenkung vornehmen, aber Rezessionsgefahr bleibt.

Auf einen Blick:
  • Die US-Notenbank bereitet eine mögliche Zinssenkung vor, obwohl die Inflationsrate noch beobachtet wird.
  • Truflation-Daten deuten auf eine bereits erreichte Inflationsrate unter 2%, während die US-Wirtschaftsdaten auf eine bevorstehende Rezession hinweisen.
  • Aktienmärkte und Kryptowährungen sind kurzfristig betroffen, aber langfristig könnte ein Krypto-Bullrun bevorstehen.

Ich habe zuletzt immer und immer wieder darauf hingewiesen, dass eine lockere Geldpolitik in den USA zunächst dem Bitcoin, mit einer gewissen Zeitverzögerung jedoch auch den Altcoins, helfen wird. Ferner wies ich daraufhin, dass es keine weiteren Zinserhöhungen im aktuellen Zyklus mehr geben dürfte. Vielmehr dürfte der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank bald eine erste Zinssenkung vornehmen.

Die geldpolitische Einschätzung war, ist und bleibt richtig. Die US-Notenbank hat am vergangenen Mittwoch, dem 31. Juli, genau das abgeliefert, was erwartet wurde. Zwar noch keine erste Zinssenkung, aber zumindest die Vorbereitung einer solchen. Dies konnte und kann man ganz klar aus ihrem Statement herauslesen. Das Problem: In der anschließenden Pressekonferenz gab sich Fed-Chef Powell deutlich hawkisher.

So betonte er, dass eine erste kleine Zinssenkung um 25 Basispunkte im September (die nächste FOMC-Tagung findet am 17. und 18. September statt!) zwar auf dem Tisch liege. Es sei aber keineswegs sicher („no done deal“), dass es diese auch geben werde. Vielmehr bräuchten er und seine FOMC-Kollegen noch mehr Beweise, dass sich die Inflationsrate in den USA weiter dem offiziellen Ziel der Federeal Reserve von zwei Prozent annähere.

Butter bei die Fische!

Ich hatte letzte Woche in diesem Newsletter berichtet, dass der ehemalige Chef der Fed von New York, Bill Dudley, seine Kollegen zu einer ersten Zinssenkung aufgefordert hat. Ich selbst sehe einen Fehler der US-Notenbank schon seit längerer Zeit auf uns zukommen und habe vor Wochen genau davor gewarnt. Die Anleger sahen um den Jahreswechsel herum bis zu sieben Zinssenkungen (um jeweils 0,25%) der US-Notenbank im laufenden Jahr (2024). Meines Erachtens waren diese Erwartungen nicht ganz falsch.

Ob es am Ende nun fünf, sechs oder sieben hätte geben müssen; geschenkt. Aber wenn man ein „Soft Landing“, wie stets kommuniziert, gewollt hat, hätte man anders handeln müssen. Besonders schlimm wird der Fehler, den die US-Notenbank derzeit am Begehen ist, noch dadurch, dass kein Geringerer als Fed-Chef Powell im vergangenen Dezember höchstselbst betont hatte, dass man eine gewisse Zeit vor Erreichung des eigenen Ziels handeln müsse, weil die Geldpolitik ja stets erst verzögert wirke.

Wenn der gute Mann seinerzeit ja die richtige Erkenntnis hatte – warum hat er diese dann nicht in die Tat umgesetzt? De facto beobachten wir seit Wochen beziehungsweise Monaten, dass die US-Wirtschaft abkühlt. Nahezu Realtime-Inflationsdaten, wie sie Truflation liefert, sehen die Inflation längst unter dem 2%-Ziel der US-Notenbank. Jetzt mag man Truflation kritisieren, aber… als Truflation deutlich höhere Inflationsdaten anzeigte als offiziell vermeldet wurden, haben die heutigen Kritiker immer gerne auf diese Daten geschaut und verwiesen.

Keine Inflationsmessung ist jemals absolut korrekt. Denn im Prinzip hat ja jeder Mensch seine persönliche Inflationsrate. Wer frugal lebt, hat sicherlich eine niedrigere als jemand, der gerne Party macht. Und wer einen eigenen Nutzgarten hat, hat sicherlich auch eher eine niedrigere persönliche Inflationsrate als jemand, der sich jeden Tag im (Sterne-)Restaurant verwöhnen lässt. Alles in allem dürften die Truflation-Daten jedoch eher besser sein als die offiziellen Daten. Was der US-Notenbank geldpolitischen Spielraum gegeben hat und immer noch gibt…

Alles deutet nun auf eine US-Rezession hin

Die letzten US-Wirtschaftsdaten waren ein Desaster – und sie verschlechtern sich immer weiter. Hinzu kommt, dass die Renditen an den US-Anleihemärkten einbrechen. Noch ist das Phänomen einer inversen Zinsstrukturkurve (dabei bekommt man für längere Laufzeiten weniger Zinsen als für kürzere Laufzeiten, was nicht normal ist, da die Risiken längerfristig immer höher sind als kurzfristig!) nicht komplett beendet. Aber wir stehen kurz davor.

Die sogenannte Sahm-Rule, einer der zuverlässigsten US-Rezessions-Indikatoren, zeigt seit der Meldung der heutigen US-Arbeitsmarktdaten eine Rezession an. Sobald die inverse Zinsstruktur sich normalisiert hat, ist auch dies ein solcher Indikator. Denn das Problem war in der Vergangenheit nie, dass die Zinsstrukturkurve invertierte. Sondern zur Rezession kam es stets erst, als sich diese wieder normalisierte.

Deshalb halte ich es auch für falsch, wenn zuletzt viele (insbesondere (F)Influencer) davon sprachen, dass die Zinsstrukturkurve keine Relevanz mehr habe. Erst, wenn sie sich wieder normalisiert hat, läuft der Countdown. Es besteht also durchaus noch die Möglichkeit, dass dieser Indikator am Ende wieder richtig liegt. Wobei man ohnehin schauen muss, ob und wie schlimm eine Rezession wird.

Denn per Definition braucht es für eine Rezession zwei Quartale hintereinander negatives Wirtschaftswachstum. Wenn es also 2x in Folge um -0,1% nach unten geht, wäre es eine Rezession. Wenn es in einem Quartal um -10% nach unten geht und es sich danach wieder fängt, wäre es keine. Was aber wäre wohl schlimmer? Die Länge des Zeitraums der Inversion sagt übrigens nichts darüber aus wie tief die Rezession wird.

Und selbst wenn es eine tiefe Rezession wird, muss das die Märkte nicht „crashen“ lassen. Wohingegen das bei einer milden Rezession durchaus schon vorkam, siehe das Platzen der „Dotcom Bubble“. Aber ob nun Rezession oder nicht… eine wirtschaftliche Schwäche werden wir in den USA bekommen. Was eigentlich kein Grund zur Panik sein sollte, weil die Federal Reserve ja genau das mit ihrer Zinspolitik bezweckt hat.

Kurzfristige Turbulenzen, aber…

Aufgrund des geldpolitischen Fehlers, den die US-Notenbank gerade begeht, wird es kurzfristig turbulent. Die Aktienmärkte befinden sich bereits in einer Korrektur und noch ist ein Ende da nicht absehbar. Aber auch die Kryptos, selbst der Bitcoin, wurden zuletzt nochmal hart getroffen. Dabei sprechen die fundamentalen Fakten ganz klar für sie. So haben die großen Bitcoin-Hodler, die sogenannten Wale, im Juli zusammen genommen 84.000 Bitcoins eingesammelt und aus dem Markt abgezogen.

Sobald die US-Notenbank aber endlich handelt – und wahrscheinlich tut sie zunächst zu wenig zu spät und muss später dann aggressiver als gewollt vorgehen! – sieht es gut aus. Denn mit dem Zufluss frischer Liquidität, dürften sich die Aktienmärkte zumindest fangen. Die Kurse der Kryptowährungen hingegen, angeführt vom Bitcoin als der „Mutter aller Kryptowährungen“, sollte es sogar beflügeln. Daher bleibe ich auch bei meinem positiven Ausblick. Zum Jahresende, spätestens um den Jahreswechsel, dürfte ein großer Krypto-Bullrun starten!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreiche (Börsen)Woche!

Ihr

Sascha Huber

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