Vor zwei Wochen schrieb ich an dieser Stelle, dass man sich langsam auf die nächste Rutschpartie vorbereiten sollte. Bis heute ist es jedoch noch nicht dazu gekommen. So konnten die Aktienmärkte – und hier insbesondere die spekulativen Technologiewerte – sogar weiter zulegen. An den Krypto-Märkten dagegen tat sich wenig. So steht der Bitcoin (BTC) als führende Kryptowährung nahezu genau dort, wo er auch vor zwei Wochen stand, nämlich um 23.000 US-Dollar.
Die Nummer 2 des Krypto-Marktes, der zu Ethereum (ETH) gehörende Ether, konnte hingegen seitdem leichte Zugewinne verzeichnen. Allerdings wuchsen auch hier die Bäume nicht in den Himmel, über 1.700 US-Dollar ging ihm so langsam die Luft aus. Insofern bin ich mit meiner Warnung nach wie vor im reinen, völlig falsch lag ich nicht. Außerdem bleibe ich sehr zuversichtlich, dass ich am Ende noch Recht behalten werde. Denn die Kursrally an den Aktienmärkten hatte und hat keine fundamentale Basis.
Warum die Kursrally an den Aktienmärkten absurd ist
Doch wie komme ich zu dieser Aussage? Nun, ganz einfach. An den Aktien- und Anleihemärkten wird seit etwa Mitte Juni folgendes Szenario gespielt: Die US-Wirtschaft befindet sich per Definition bereits in einer Rezession. Das kann nicht im Sinne der US-Notenbank Federal Reserve sein. Denn zwar möchte diese die US-Wirtschaft etwas abbremsen, um so die (zu) hohe Inflation wieder einzufangen. Aber in eine wirtschaftliche Krise möchte man die USA natürlich nicht stürzen.
Da die Rezession per Definition aber schon da ist, dürfte der für die US-Geldpolitik zuständige Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank zukünftig einen vorsichtigeren geldpolitischen Kurs fahren. So sollen die US-Leitzinsen (Fed Funds Rate) langsamer steigen und im Februar oder März kommenden Jahres bei maximal 3,5% ihr Top finden. Danach soll es schon wieder zu ersten Zinssenkungen kommen. Unterstützt wurde dieses Narrativ auch durch die noch relativ gut verlaufende US-Berichtssaison zuletzt.
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So weit, so gut eigentlich. Nur gibt es bei diesem Narrativ einige Probleme. Denn die letzten Inflationsdaten deuteten noch überhaupt nicht daraufhin, dass die US-Notenbank mit ihrer restriktiveren Geldpolitik durchdringt und erfolgreich ist. Darum warnten zuletzt beinahe täglich Mitglieder des FOMC, dass das Narrativ, dass zuletzt von den Anlegern gespielt wurde, falsch sei.
Ob nun das ehemalige FOMC-Mitglied (als ehemaliger Chef der wichtigsten regionalen Fed, nämlich der Fed von New York) Bill Dudley oder die aktuellen FOMC-Mitglieder Neel Kashkari (Chef der regionalen Fed von Minneapolis), Charles L. Evans (Chef der regionalen Fed von Chicago), Loretta J. Mester (Chefin der regionalen Fed von Cleveland), James B. Bullard (Chef der regionalen Fed von St. Louis) sowie Mary C. Daly (Chefin der regionalen Fed von San Francisco) – sie alle warnten zuletzt vor zu viel Optimismus in Sachen US-Geldpolitik.
Allein die Marktteilnehmer scheinen diese Warnungen einfach nicht hören zu wollen. Wobei man differenzieren muss. An den Anleihemärkten wurden solche Warnungen zumindest mal vorübergehend wahrgenommen und eingepreist. Andere Entwicklungen wie der sinkende Ölpreis aber wurden am Ende höher bewertet. An den Aktienmärkten dagegen gingen solche Warnungen völlig vorbei. Hier scheint man derzeit gegen die Fed ankämpfen zu wollen.
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So verrückt sich das vielleicht anhören mag, aber ausgerechnet die Anleger an den Krypto-Märkten verhielten sich zuletzt noch am rationalsten. Ja, auch hier kam es zu einer kleinen Kursrally. Aber diese scheint inzwischen eben schon wieder vorbei zu sein. Die Frage ist nun, ob das ein positives oder ein negatives Zeichen ist. Einerseits kann man argumentieren, dass es hier eben keine solch fulminante Kursrally gab, so dass der Korrekturbedarf auch geringer sein müsste.
Andererseits aber fehlt hier nun auch in gewisser Weise Fleisch am Knochen. Geht es daher weiter down, dürften die Kryptos viel schneller neue Verlaufstiefs generieren als einige, zuletzt sehr stark gestiegene, Aktien. Die große Divergenz zwischen den Entwicklungen an den Aktienmärkten und an den Krypto-Märkten jedenfalls ist auffällig. Die Frage ist nur, wie diese sich auflösen wird. Werden die Aktienmärkte bald wieder fallen und dann die Kryptos mit nach unten ziehen? Oder werden die Kryptos am Ende den Aktien nach oben folgen?
Die Fundamentaldaten sprechen eine klare Sprache
Die Fundamentaldaten jedenfalls sprechen eine klare Sprache. Wirtschaftlich befinden wir uns nahezu weltweit auf dem Weg nach unten. Das gilt auch in den USA. Trotzdem muss und wird die US-Notenbank an ihren restriktiven geldpolitischen Kurs weiter festhalten. Ja, die Anleger haben Recht, dass die Berichtssaison noch relativ gut war. Und ja, sie haben auch Recht, dass die US-Notenbank bald ihre Geldpolitik etwas langsamer straffen wird, es wird nicht mehr viele 0,75%-Zinsschritte geben.
Aber der US-Leitzins wird weiter steigen. Wahrscheinlich sogar auf mehr als 3,5%. Und er wird danach wohl auch nicht sofort wieder fallen. Vielmehr wird die US-Notenbank ihren Leitzins eine gewisse Zeit lang auf erhöhtem Niveau belassen. Die Frage ist nur, wann die Anleger dies realisieren. Sobald das der Fall ist, dürfte es an den Aktienmärkten wieder deutlich gen Süden, also nach unten, gehen. Ironischerweise sorgt gerade die Kursrally an den Aktienmärkten zuletzt mit dafür.
Denn in den USA haben viel mehr Menschen direkt oder auch indirekt in Aktien investiert. Auch Kryptos sind beliebt, sonst gäbe es ja Coinbase oder Kraken nicht. Wenn diese Assets daher im Wert steigen, fühlt sich die Masse der Amerikaner reicher. Wer sich reicher fühlt, konsumiert. Gerade die Amerikaner sind Konsumweltmeister. Die US-Wirtschaft hängt aber zu fast 70% am Konsum. Wie soll der Fed mit ihrer Geldpolitik eine Senkung der (zu) hohen Inflation gelingen, wenn die Amerikaner konsumieren und die Wirtschaft brummt?
Richtig. Die Antwort darauf lautet: Gar nicht. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht deutlich stärker an der Zinsschraube dreht, als die Anleger zuletzt erwarteten. Es ist am Ende also ein Teufelskreis. Obwohl ich ungerne bearish bin, musste ich es in den letzten Monaten sein und bleibe es derzeit noch. Wahrscheinlich wird sich die Divergenz zwischen Aktien- und Krypto-Märkten also auflösen, indem die Aktien bald stärker zurückkommen – und dann die Kryptos zumindest etwas mit nach unten ziehen. Bleiben Sie daher besser sehr vorsichtig!
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