Bayer-Aktie: Verschuldung sinkt – jetzt ein Kauf? Der Fundamentalcheck!

Bayer verzeichnet sinkende Verschuldung, doch Umsatz und Gewinn bleiben rückläufig. Die Restrukturierung zeigt erste Erfolge, aber die Zukunft bleibt ungewiss.

Auf einen Blick:
  • Nettofinanzverschuldung sinkt um 14,9 %
  • Umsatz und Gewinn im Abwärtstrend
  • Restrukturierung reduziert Personal um 10 %
  • Kritische Lage bei Gewinnrücklagen

Nein, Bayer-Aktionär zu sein macht keinen Spaß. Wer die Aktie 2015 ins Depot holte, als sie ihr Rekordhoch erreichte, ist derzeit mit 84,1 % im Minus. Selbst für ein Dividendendepot hat die Aktie an Attraktivität eingebüßt – die Dividende dümpelt seit 2 Jahren bei 11 Cent bei einer Rendite von unter 0,5 %.

Aber die Nettofinanzverschuldung sinkt. Diese Erfolgsmeldung betont der Vorstand gefühlt in jedem Satz. Doch reicht diese Kennzahl für einen Turnaround aus? Lasst uns einen genauen Blick in die Quartalszahlen werfen.

So verdient Bayer sein Geld

Bayer ist in drei Geschäftsbereiche aufgeteilt. Der Konzern nennt sie „Divisionen“:

• Crop Science (Landwirtschaft)
• Pharmaceuticals (verschreibungspflichtige Medikamente)
• Consumer Health (nicht-verschreibungspflichtige Medikamente)

Unter Crop Science fallen vor allem Saatgut oder auch Unkrautvernichter, wie Glyphosat. Dieser Bereich ist der Top Earner, denn Bayer setzt hier mit 55,2 % weit mehr als die Hälfte seines Umsatzes um.

Bei Pharmaceuticals sind es 33,1 %. Consumer Health trägt mit 10,9 % bei. Der Rest des Umsatzes ist keinem dieser Bereiche zuzuordnen, fällt mit 0,8 % jedoch nicht ins Gewicht.

Bayer: Umsatz ist rückläufig

Autsch, das tut weh: Der Umsatz ist das vierte Mal in Folge gesunken.

Umsatz Bayer Q1 in Mrd. Euro

  • 2021 12,328
  • 2022 14,639
  • 2023 14,389
  • 2024 13,765
  • 2025 13,738

Im Vergleich zum Q1/22 fiel der Umsatz um 6,1 %. Der Umsatzrückgang im letzten Quartal „war im Wesentlichen auf regulatorische Auswirkungen in den USA und in Europa sowie Mengenverschiebungen ins Folgequartal zurückzuführen“, wie Bayer in der Quartalsmitteilung mitteilte. Oder mit anderen Worten: Alles nur halb so schlimm. Regierungen machen uns das Leben schwer und die Kunden kaufen halt im Folgequartal.

Mich überzeugt das nicht. Der Umsatz und die Profitabilität leiden schon seit Jahren. Das zeigt ein Blick in die drei Geschäftsbereiche. Aber auch das reicht, um einen deutlichen Abwärtstrend zu erkennen. Vorab: Hier weist Bayer nur das EBIT aus. Damit will Bayer nichts vertuschen. Dieses Vorgehen ist bei einzelnen Geschäftsbereichen normal.

Crop Science

Q1/JahrUmsatz (Mrd. Euro)EBIT (Mrd. Euro)EBIT-Marge
20216,6461,80527,2 %
20228,4472,98335,3 %
20238,3512,61531,3 %
20247,9072,06326,1 %
20257,5801,78623,6 %

Die Zahlen von 2022 erreichte Bayer nie wieder. Der Umsatz sank um über 10 % und das EBIT crashte sogar um mehr als 40 %.

Pharmaceuticals

Q1/JahrUmsatz (Mrd. Euro)EBIT (Mrd. Euro)EBIT-Marge
20214,3651,24428,5 %
20224,6241,38930,0 %
20234,4071,10625,1 %
20244,3580,96822,2 %
20254,5481,10324,3 %

Positiv: Im Vergleich zum Vorjahresquartal steigen die Zahlen wieder. Negativ: Die Zahlen von 2022 hat Bayer bisher nicht wieder erreicht. Der Umsatz ist dabei nicht so sehr das Problem. Mit einigem Wohlwollen kann man ihn als stabil bezeichnen: Im Vergleich zu Q1/22 ist er gerade einmal um 1,6 % gefallen.

Aber das EBIT ist das Sorgenkind. Ja, es ist im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen. Doch im Vergleich zum 5-Jahreshoch ist es um über 20 % gefallen. Ein stabiles und dauerhaftes Wirtschaften sieht anders aus.

Consumer Health

JahrUmsatz (Mrd. Euro)EBIT (Mrd. Euro)EBIT-Marge
20211,2520,20716,5 %
20221,5120,30220,0 %
20231,5730,28818,3 %
20241,4320,23816,6 %
20251,4990,24516,3 %

2023 Rekordumsatz – doch seitdem geht es bergab. Der Umsatz ist um 4,7 % gefallen. Am profitabelsten war Bayer im Q1/22, als es mit einem EBIT von über 300 Millionen eine Marge von 20,0 % erzielte. Doch seitdem? Richtig, ebenfalls bergab! Das EBIT stürzte um 18,9 %.

Eine Trendwende ist derzeit nicht in Sicht. Da spielt das gestiegene Absatzvolumen einzelner Medikamente keine Rolle.

Bayer: Gewinneinbruch

Bisher haben wir nur auf das operative Ergebnis (EBIT) der einzelnen Geschäftsbereiche geschaut, die allesamt nach unten zeigen. Wen wundert’s, dass der Gewinn regelrecht eingebrochen ist.

Bayer Gewinn Q1 in Mrd. Euro

  • 2021 2,090
  • 2022 3,291
  • 2023 2,178
  • 2024 2,002
  • 2025 1,304

Ist der Umsatz von 2022 bis Ende des letzten Quartals um 6,2 % zurückgegangen, ist der Gewinn mit 60 % regelrecht gecrasht. Der Vorstand hat das Problem erkannt und will dem entgegentreten. Und hier hat er bereits erste Erfolge erzielt.

Bayer restrukturiert sich

Bayer-Chef Bill Anderson hat es angekündigt: Es müssen Leute gehen. Er drückt es mit „Restrukturierungsmaßnahme“ nur freundlicher aus. Aber es zeigt Erfolg: Ende des ersten Quartals 2023 standen 101.735 Mitarbeiter unter Vertrag, Ende letzten Quartals waren es mit 90.885 über 10 % weniger.

Die Kosten für den Personalaufwand sanken auf knapp über 3,0 Milliarden Euro. Dieser Posten wird in den Folgequartalen noch weiter sinken, da im letzten Quartal noch Abfindungen bezahlt wurden, um die Personalstruktur zu optimieren.

Zusätzlich plant Bayer eine Neuausrichtung seines Organisationsmodells, bei der die Hierarchieebenen und interne Bürokratie reduziert werden sollen. Zukünftig sollen die Projektteams in der Lage sein, 95 % der Entscheidungen eigenständig zu treffen. Bayer will so, dass Innovationstempo steigern und das Potenzial seiner Mitarbeiter besser nutzen.

Kurzfristig weiter Umsatzrückgang zu erwarten

Ich gehe davon aus: Der Umsatz wird kurzfristig weiter fallen. Warum der Pessimismus? Weil die kurzfristigen Forderungen sinken.

Info: Kurzfristige Forderungen umfasst die Summe, die die Kunden innerhalb eines Kalenderjahres bezahlen müssen. Sie sind wichtig für die Liquidität, da sie angeben, wie viel Geld in naher Zukunft erwartet wird.

Kurzfristige Forderungen Bayer in Mrd. Euro

  • 2021 12,973
  • 2022 14,601
  • 2023 14,559
  • 2024 14,194
  • 2025 13,261

In den letzten 2 Jahren sind die Forderungen um 8,9 % gefallen. Das heißt: Bayer wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen geringeren Umsatz erzielen. Auf der Umsatzseite rechne ich daher kurzfristig mit keiner Entspannung.

Bayer: Blick auf die Schulden

Bayer hat ein Schuldenproblem! Das ist bekannt. Aber nun zur guten Nachricht: Bayer hat hier Fortschritte erzielt. So sind die Finanzverbindlichkeiten um 14,9 % gefallen.

Info: Eine Finanzverbindlichkeit ist eine rechtliche Verpflichtung, einen Betrag zu einem festgelegten Zeitpunkt oder über einen bestimmten Zeitraum zurückzuzahlen. Dazu gehören beispielsweise Kredite, Anleihen und andere Formen von Schulden, die Zinszahlungen und Rückzahlungen erfordern.

Finanzverbindlichkeiten Bayer Ende Q1 in Mrd. Euro

  • 2021 42,865
  • 2022 42,547
  • 2023 43,299
  • 2024 46,268
  • 2025 39,385

4,36 Mrd. Euro davon sind kurzfristig und müssen innerhalb eines Jahres beglichen werden. Das sind 11,0 % der Gesamtsumme. Vor einem Jahr waren es noch 8,3 Mrd. Euro bzw. 17,9 %.

Der Konzern und die Fachpresse schauen gerne auf die Kennzahl der Nettofinanzverschuldung. Sie erreichte im letzten Jahr ihr Hoch und hat sich seitdem leicht erholt.

Info: Die Nettofinanzverschuldung drückt aus, wie hoch die kurz- und langfristigen Schulden sind, wenn das Unternehmen alle seine liquiden Mittel zur Tilgung verwendet.

Nettofinanzverschuldung Bayer Q1 in Mrd. Euro

  • 2021 33,933
  • 2022 34,527
  • 2023 36,077
  • 2024 37,488
  • 2025 34,255

Bayer betont die Nettofinanzverschuldung und die Fachpresse greift eifrig darauf zurück. Ich halte die Fokussierung auf diese Kennzahl für nicht zielführend. Die liquiden Mittel sind alle kurzfristig, während fast 90 % der Schulden langfristig sind. Das heißt: Sie müssen nicht innerhalb eines Jahres beglichen werden. Über 50 % der Schulden werden sogar erst nach 2030 fällig.

Was nutzen Bayer kurzfristige hohe liquide Mittel, wenn über 50 % der Schulden erst in über 5 Jahren fällig werden? Meine Meinung: Hier werden die falschen Kennzahlen ins Verhältnis gesetzt.

Wichtiger: Das Verhältnis der Cashbestände zu den kurzfristigen Schulden, die innerhalb eines Jahres fällig werden. Ist es größer als 1, können alle kurzfristigen Schulden durch das vorhandene Cash beglichen werden. Ist er kleiner als 1, hat Bayer mehr kurzfristige Schulden als Cashbestände.

Info: Cash (auch: „Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente“) ist Bargeld und kurzfristige Investments, die innerhalb von 3 Monaten ohne Verluste liquide gemacht werden können.

Verhältnis Cash zu kurzfristige Schulden (Finanzverbindlichkeiten)

  • 2021 1,12
  • 2022 0,98
  • 2023 0,49
  • 2024 0,57
  • 2025 0,91

Die gute Nachricht: Bayer bekommt seine kurzfristigen Schulden wieder in den Griff. Negativ: Sie übersteigen immer noch die liquiden Mittel.

Fazit: Alles hängt davon ab, ob Bayer in den kommenden Quartalen neue Medikamente auf den Markt bringt, die wieder ordentlich Geld in die Kassen spülen.

Wenn Bayer das nicht gelingen sollte, wird es eng. Sogar sehr eng. Denn die Finanzpolster schmelzen. Gemessen zu 2022 sind die Cashbestände um über 30 % auf 4,0 Milliarden Euro geschmolzen. Schlimmer sieht es aus bei den Gewinnrücklagen, die von 2023 bis 2025 um 41,9 % zurückgegangen ist.

Info: Gewinnrücklagen sind Teile des Gewinns, die nicht an die Gesellschafter oder Aktionäre ausgeschüttet, sondern im Unternehmen bleiben. Sie dienen der Stärkung des Eigenkapitals.

Gewinnrücklagen Q1 Bayer in Mrd. Euro

  • 2021 13,812
  • 2022 16,661
  • 2023 20,088
  • 2024 14,829
  • 2025 11,671

Bayer finanziert sein Geschäft derzeit durch seine Rücklagen. Oder mit anderen Worten: Bayer geht an die Substanz. An die Finanzpolster.

Bayer-Aktie ein Kauf?

Derzeit drängt sich ein Einstieg bei Bayer nicht auf. Bei dieser Analyse habe ich noch nicht einmal die immer noch schwelenden Streitigkeiten um Glyphosat berücksichtigt. Ich denke auch nicht, dass diese Sache in diesem oder nächsten Jahr erledigt ist. Das wird den Konzern noch mehrere Jahre belasten. Interessierte Anleger sollten dies immer im Blick haben.

Aber auch ohne die Glyphosat-Streitigkeiten sieht es nicht ganz so gut aus: Der Umsatz ist rückläufig, der Gewinn eingebrochen, kein Teilbereich meldet eine positive Entwicklung.

Ja, Bayer bekommt allmählich seine Schulden in den Griff, auch wenn sie noch hoch sind. Das ist aber bisher auf Restrukturierungsmaßnahmen zurückzuführen, was in erster Linie Entlassungen und Kürzungen der Dividende umfasst. Das kann kurzfristig die Lage entspannen und die Weichen für die Zukunft stellen.

Aber das ändert nichts an einer Sache: Bayer muss bald neue Medikamente auf den Markt bringen. Nur so kann eine neue Geldquelle angezapft werden, die die Aktie dauerhaft beflügelt. Solange das nicht der Fall ist: Lieber erst einmal an der Seitenlinie bleiben und die Aktie auf die Watchlist setzen.

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