Unbemerkt hat sich die Aktie von Britisch American Tobacco zu einem echten Dividendenstar entwickelt. An den Börsen feiern die Briten nun eine Wiederauferstehung und haben sich in einen mächtigen Aufwärtstrend geschoben. Am Dienstag ging es zwar um 2,36 % abwärts (London Stock Exchange). Dennoch schreiben die Briten derzeit einen Gewinn von gut 26 % seit Jahresbeginn an den Aktienbörsen.
Die passende Dividendenrendite: Gut 8 %. Die Aktie dürfte auch unter dem Radar noch immer interessant sein.
Record Date am 27. September: Es wird kassiert
Die nächste Auszahlung der vierteljährlichen Dividende soll am 1. bzw. 6. November folgen. Dann ist erneut Zahltag für die Aktionäre, wie so häufig – viermal im Jahr zeigen sich Dividendenjäger hoch erfreut. Sogenannter Record Date, an dem die Aktie im Besitz der dividendenberichtigten Aktionäre sein muss, ist der 27. September. Und auch jetzt greift offenbar der Aktienmarkt nach dem Titel.
Wahrscheinlich sind auch die Dividenden ein Grund für die Attraktivität, die sich mittlerweile um die Aktie entwickelt hat.
British American Tobacco Aktie Chart
Nun gibt es Änderungen, die der Markt möglicherweise neu bewerten müsste. Das Unternehmen hat mit dem heutigen Tag einen neuen Chief Corporate Officer, gewissermaßen der Chef des operativen Geschäftes auf Vorstandsebene. Die Märkte haben allerdings mit dem Verlust oder Rücksetzer am heutigen Tag noch recht verhalten darauf reagiert.
Insofern ist wahrscheinlich das gesamte Geschäft aus wirtschaftlicher Sicht die deutlich größere Fundstelle für die Bewertung des Unternehmens. Am 25. Juli 2024 hatte BAT seinen Halbjahresbericht vorgestellt. Der lässt einiges erwarten.
Der Umsatz gab nach
Tatsächlich gab zunächst der Umsatz nach – eine im Kern nicht erfreuliche Nachricht. Der Umsatz sank in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres immerhin um 8,2 % und erreichte 12,34 Mrd. GBP, also britische Pfund.
Das allerdings ist kein Problem des laufenden Geschäftes, was Sorgen hätte bereiten müssen. Vielmehr hat BAT die Geschäfte in Russland und Weissrussland (Belarus) verkauft. Dies wiederum ist Ergebnis des Ukraine-Krieges. Negative Währungseinflüsse belasteten das Ergebnis zudem dann operativ. Am Kerngeschäft hat sich jedoch bis auf die Randbedingungen nichts geändert. Ohne Währungseinfluss wäre der Umsatz nur um 3,7 % zurückgegangen.
Der tatsächliche „organische“ Umsatz, der den schlichten Zu- oder hier Abverkauf von Geschäften nicht berücksichtigt, reduzierte sich lediglich um 0,8 %.
Im Ergebnis also hat sich auf dieser Seite wenig geändert. Der Umsatz ist vergleichsweise stabil.
Weitere bedeutende Kennzahlen:
- Gewinn aus operativer Tätigkeit: Der Gewinn aus dem operativen Geschäft fiel um 28,3% auf 4,258 Milliarden GBP. Hier seien wiederum Abschreibungen in den USA verantwortlich, was die Gewinnreduzierung auf rein bilanztechnische Vorgänge reduziert. Die bereinigte operative Marge beträgt weiterhin 44,9 % und ist stabil. Das bedeutet auch: Das Geschäft selbst ist stabil.
- Der verwässerte Gewinn pro Aktie (EPS) ist sogar gestiegen – um 13,8 %. Das sei Ergebnis einmaliger Gutschriften – und ist gleichfalls weitgehend unbedeutend. Die Botschaft aus diesen Zahlen lautet: Es läuft stabil.
- Der Netto-Cashflow aus den operativen Tätigkeiten fiel um 6,2% , der bereinigte Cashflow hingegen stieg um 20%. Solche Entwicklungen sind angesichts der aktuell insgesamt stabilen Gewinnsituation weitgehend normal. Auch der Zahlungsmittelzufluss scheint kein größeres Problem darzustellen. Liquiditätsprobleme hat BAT nicht.
Der Überblick zu den wichtigsten Geschäftsfeldern
Die wichtigsten Geschäftsfelder haben sich fast wie erwartet entwickelt. Bei den „Traditionellen Tabakprodukten“ ist insgesamt ein Rückgang zu erwarten – aus Gesundheits- bzw. Verhaltens-Änderungsgründen. Das Unternehmen steigerte in Afrika und Asien sowohl die Marktanteile am Zigarettenmarkt wie auch das Volumen im Verkauf. Inden USA hingegen ist das Volumen im Geschäft mit Zigaretten um 6,9 % gesunken, der „organische“ Umsatz (das Kerngeschäft) hingegen fiel nur um 2,6 %. Die Entwicklung ist wie beschrieben in etwa zu erwarten.
Die neue Geschäftsaktivität für alle traditionellen Tabakunternehmen ist wiederum unter dem Begriff der „rauchfreien Produkte“ zusammengefasst. Dies sind zum Beispiel sogenannte Nikotinbeutel. Der Bereich wächst. Aktuell liegt der Umsatzanteil bei jetzt 17,9 %. Der organische Umsatz wuchs im ersten Halbjahr um 7,4 %. Insgesamt also hält BAT mit der gesellschaftlichen Entwicklung Schritt – und das Geschäft wächst gleichermaßen in den Rückgang der Altprodukte herein, wie das gesamte organische Umsatzgeschehen (siehe oben: -2,6 %) zeigt.
Regionale Betrachtung für BAT
Die Verlagerung der Geschäfte zeigt sich auch in der Betrachtung der einzelnen Regionen . In den USA hat BAT zwar noch immer eine Marktführerschaft im Rauchsegment. Der Umsatz dort reduzierte sich um 0,1 %, traditionelle Tabakprodukte jedoch verloren -13,7 %. Verbraucher geben in den USA weniger dafür aus – und illegale Produkte gewinnen mehr Einfluss.
Umgekehrt zeigt sich in Afrika, in Asien sowie im Mittleren Osten ein höheres Umsatzwachstum von 5,4 %. Verantwortlich dafür sind sowohl Preissteigerungen – einhergehend mit den höheren Einkommen in Teil-Regionen – sowie einen guten Beitrag der rauchfreien Produkte. Moderne orale Produkte haben dort einen Umsatzzuwachs von 46,2 % erzielt. Es zeigt sich, dass BAT sowohl bei der Produktentwicklung selbst wie in der regionalen Verschiebung wegbrechende Geschäftsanteile in den USA recht gut verarbeiten kann.
Künftige Geschäfte sind „rauchfrei“
Deshalb setzt BAT auch auf die „rauchfreien“ Produkte und investiert in die Entwicklung dieses Segmentes. In den USA wird der Markt stärker, in Afrika, Asien und im Mittleren Osten offenbar sehr viel stärker. Es gilt, die traditionellen Regionen und die traditionellen Produkte abzulösen. Der Switch scheint zu gelingen.
Im ersten Halbjahr 2024 gewann BAT 1,4 Millionen neue Kunden für rauchfreie Produkte, was auf eine Kundenzahl von 26,4 Millionen führt.
Deshalb wird oder möchte BAT die Jahresziele erreichen. Der Umsatz soll im 2. Halbjahr sogar wachsen – auch hier auf Basis der neuen Produkte aus dem „rauchfreien“ Segment. Der Umsatz soll gegenüber 2023 um 3 % bis 5 % klettern. Der Gewinn im operativen Geschäft wird nach den BAT-eigenen Erwartungen im „mittleren einstelligen Bereich“ wachsen – bis 2026.
Gelingt der Switch in neue Regionen und Produkte weiterhin, ist auch der Verlust der Geschäfte in Russland und Belaruss verschmerzt.
Das aktuelle KGV für 2024 liegt bei 9,7. Im kommenden Jahr soll es bei steigenden Gewinnen bei ca. 9 liegen. Im Verbund mit der Dividendenrendite von ca. 8 % ist die Aktie gut aufgestellt und auch künftig attraktiv – jedenfalls für das Nicht-Trading-Geschäft. Das Chartbild, s.o., zeigt, dass der Markt dies offenbar ähnlich einschätzt. Analysten erwarten gleichfalls noch moderat steigende Kurse.
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