Liebe Leserin, lieber Leser,
der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat am Mittwoch auf einem Kapitalmarkttag einer möglichen Aufspaltung des Unternehmens erst einmal eine Absage erteilt. Die Antwort auf die Frage nach der künftigen Struktur laute „jetzt nicht“, was nicht „niemals“ bedeute, so Bayer-Chef Bill Anderson. Die Anleger reagierten dennoch mit Verkäufen: Mit einem Kurs von zwischenzeitlich weniger als 25 Euro notierte die Bayer-Aktie zwischenzeitlich auf dem tiefsten Stand seit 2005. Auch Wettbewerber BASF ist weit von den Höchstständen aus 2018 entfernt, hielt sich im Vergleich zuletzt aber deutlich besser. Die Analysten jedoch bevorzugten bis zuletzt stets Bayer. Nun mussten sie ihren Irrtum einsehen – und ihre hohen Kursziele reihum korrigieren.
Bayer-Kursziel von 50 auf 27 Euro gesenkt
An der unrühmlichen Spitze der verfehlten Prognosen: Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research. Er hatte fest mit einer Aufspaltung des Konzerns gerechnet, die noch immer drohenden Milliardenstrafen aus tausenden Glyphosat-Prozessen in den USA ignoriert – und bis zum Mittwoch von einem Kurs der Bayer-Aktie bei 50 Euro geträumt. Nach dem Strategieupdate hat er die Aktie nun von „Outperform“ auf „Market-Perform“ abgestuft und das Kursziel drastisch von 50 auf 27 Euro gesenkt. Anders als erhofft, sehe der Agrarchemie- und Pharmakonzern vorerst von einer Aufspaltung ab, damit entfalle ein Kurstreiber, schrieb Gunther Zechmann zur Erklärung.
Auch andere Häuser mussten ihre Erwartungen nach unten schrauben, wenngleich nicht in diesem Ausmaß: Die Deutsche Bank etwa hat das Kursziel für Bayer von 34 auf 29 Euro gesenkt, die Einstufung auf Hold belassen. Die Veranstaltung habe Fragen offen gelassen, konstatierte Analyst Falko Friedrichs laut finanzen.net in seiner am Donnerstag vorgelegten Studie. Das gelte für die mittelfristigen Wachstumsaussichten des Agrarchemie- und Pharmakonzerns und für Rechtsstreitigkeiten, so der Vertreter der Deutschen Bank.
Von Bayer-Management mehr Transparenz erhofft
Auch Analystin Emily Field von der britische Investmentbank Barclays zeigte sich enttäuscht: Bayer habe auf dem Kapitalmarkttag betont, dass es nicht die Zeit für größere strukturelle Veränderungen sei, schrieb sie. Investoren hätten sich mit Blick auf die laufenden Rechtsstreitigkeiten jedoch mehr Transparenz erhofft. Sie kürzte das Kursziel für Bayer von 30 auf 28 Euro.
Andere haben sich nach dem Kapitalmarkttag bislang noch nicht zu Wort gemeldet – ihre enormen Kursziele aber verdeutlichen die Fehleinschätzungen. So hatte die DZ Bank hat den fairen Wert für Bayer am 20. Februar auf 47 Euro gesetzt und die Aktie zum Kauf empfohlen.
- Die US-Bank Morgan Stanley hatte das Kursziel Anfang Januar gar auf 52 Euro belassen uns seitdem nicht revidiert
- Zur Einordnung: Für dieses Ziel müsste sich die Bayer-Aktie mittelfristig im Wert annähernd verdoppeln
BASF-Aktie legte nach Quartalsbericht zu
Auch wenn sich diese mittlerweile ein wenig auf gut 26 Euro erholt hat, ist von einer solchen Entwicklung wahrlich nichts zu sehen. Vielmehr haben die Papiere in der zurückliegenden Woche noch immer fast zehn Prozent an Wert eingebüßt. Im letzten Halbjahr verlor der Konzern fast die Hälfte seines Börsenwerts.
BASF hingegen, seit jeher weitaus kritischer von den Analysten eingeschätzt, hat in diesem Zeitraum sogar zugelegt. Allein in der vergangenen Woche ging es mit den Anteilscheinen des Chemieriesen um rund acht Prozent nach oben.
BASF Aktie Chart
BASF-Aktie hat Kursziele längst übertroffen
Auch das hatten die vermeintlichen Experten so nicht auf dem Schirm. Am weitesten daneben lag erneut Bernstein Research: Das Analysehaus hatte die Einstufung für BASF nach Zahlen am 23. Februar auf „Underperform“ mit einem Kursziel von kümmerlichen 39 Euro belassen. Analyst Gunther Zechmann sorgt sich um die Barmittelentwicklung des Chemiekonzerns, wie er mitteilte. Die Bereiche der weiterverarbeitenden Chemie hätten Probleme und das Chemiegeschäft mache wohl Verluste, so seine Einschätzung. Zudem könnten die Ausgaben im chinesischen Zhanjiang sowie nun auch in Ludwigshafen die Schuldenquote nach oben treiben.
Nur ein bisschen optimistischer bezüglich BASF zeigte sich das Analysehaus Warburg Research. Analyst Oliver Schwarz veröffentlichte wenig später seine reduzierten Schätzungen „angesichts der verschlechterten Wachstumsaussichten“, wie es hieß. Er hatte den fairen Wert für die Aktie des Chemiekonzerns daher von 43,50 auf 42,50 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Hold“ belassen. Die Anleger hingegen scherten sich mehrheitlich nicht um die negativen Einschätzungen – und kauften.
- Trotz leichter Verluste am Freitagvormittag notiert die BASF-Aktie aktuell bei knapp 49 Euro
- Ausgehend von 46,84 Euro vor dem Quartalsbericht hat sie sich die seitdem also um fast fünf Prozent verbessert
Nur Barclays hatte „einem positiveren Eindruck“
Dass der zukünftige BASF-CEO Markus Kamieth am Montag knapp eine Million Euro in eigene Aktien investiert hat, wie das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung bekanntgab, war sicherlich ebenfalls nicht gerade hinderlich. Und so nähern sich die Papiere immer mehr dem von der britische Investmentbank Barclays ausgegeben Kursziel: Sie hatte die Einstufung für BASF nach einem Gespräch mit dem Management Ende Februar zwar lediglich auf „Equal Weight“ belassen, allerdings mit einer Prognose von 57 Euro.
Zu den wichtigsten Gesprächsthemen gehörten demnach unter anderem die Aussichten für die Petrochemie und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Anlagen des Chemiekonzerns. Er habe, schrieb Analyst Alex Stewart, „das Meeting mit einem positiveren Eindruck verlassen“. Und dieser sollte sich bis zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich bewahrheiten.
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