Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt kaum einen anderen Konzern, dessen Bedeutung für die deutsche Wirtschaft so gravierend ist. BASF ist der mit Abstand größte Chemiekonzern der Bundesrepublik und als solcher an etlichen Endprodukten des Alltags beteiligt. Ob Windeln, Klebstoff, Kaugummi, Zahnpasta, Lacke, Tierfutter, Möbel, Medikamente oder Parfums: Ohne die chemischen Vorprodukte der Ludwigshafener wären diese alltäglichen Dinge nicht vorstellbar.
Erstes Halbjahr 2024: So schlecht lief es für BASF
Umso bitterer für die deutsche Wirtschaft, dass BASF derzeit tief in der Krise steckt. Im ersten Halbjahr 2024 generierte der Mega-Konzern einen Umsatz von knapp 37,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Noch bitterer: Das Nachsteuerergebnis fiel in den sechs Monaten bis Ende Juni um satte 38 Prozent auf nur noch 2,16 Milliarden Euro.
Fast sämtliche Konzernbereiche mussten im ersten Halbjahr Federn lassen. Im Folgenden Sie die Umsatzentwicklung der einzelnen BASF-Sparten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum:
Konzernbereich | Umsatz H1 2024 | Veränderung ggü. H1 2022 |
Chemicals | 5,5 Mrd. € | -34,0 % |
Materials | 7,4 Mrd. € | -23,0 % |
Industrial Solutions | 4,2 Mrd. € | -18,4 % |
Surface Technologies | 8,8 Mrd. € | -19,3 % |
Nutrition & Care | 3,5 Mrd. € | -12,5 % |
Agricultural Solutions | 6,1 Mrd. € | +4,5 % |
Sonstige | 1,6 Mrd. € | -19,5 % |
Konjunkturprobleme: Sorgenkind Deutschland
Als problematisch erwies sich ausgerechnet der Heimatmarkt. Allein im zweiten Quartal krachten die Umsätze von BASF in Deutschland um fast 30 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro ein.
Der Grund ist die schwächelnde Konjunktur hierzulande. Laut BASF ist die Bundesrepublik bereits im ersten Jahresviertel in eine Rezession gerutscht. Das hat zur Folge, dass die Nachfrage nach Chemieprodukten sinkt, die wie eingangs erwähnt in fast sämtlichen Lebens- und Wirtschaftsbereichen von Bedeutung sind. Nach Angaben des Konzerns schrumpfte die allgemeine Chemieproduktion in Deutschland während des ersten Halbjahrs um knapp 17 Prozent. Zum Vergleich: In der EU belief sich der Rückgang auf 13 Prozent. Und auf globaler Ebene stagnierte die Produktion.
Hoffnung auf staatliche Rückendeckung
Deutschland und die EU erweisen sich für BASF somit als Spielverderber. Kein Wunder also, dass der Konzern Anfang des Jahres massive Stellenstreichungen vor allem in seiner Heimat in Ludwigshafen angekündigt hatte. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist das freilich ein Desaster.
Doch daraus ergibt sich auch ein Hoffnungsschimmer für BASF. Denn: Die Politik muss ein Interesse daran haben, dass deutsche Großkonzerne auch im Inland so schnell wie möglich wieder wachsen. Die Bundesregierung könnte mit Subventionen – etwa über einen gedeckelten Industriestrompreis – kompensatorisch eingreifen. Interessieren Sie sich für die BASF-Aktie, sollten Sie derzeit also haargenau auf die Diskussionen und Maßnahmen der Ampel-Regierung blicken.
BASF kann andernorts kompensieren
Berücksichtigen Sie ebenfalls, dass BASF im Vergleich zu vielen kleinen und mittleren Unternehmen natürlich bei Weitem nicht mehr so abhängig von Deutschland und Europa ist. 21,6 Milliarden Euro der H1-Umsätze generierte BASF außerhalb Europas. Das entspricht einem Anteil von rund 58 Prozent.
Der größte Teil des außereuropäischen Umsatzes entfiel auf Nordamerika (10,8 Mrd.), gefolgt von der Asien-Pazifik-Region (8,8 Mrd.). Der interessanteste Einzelmarkt ist derweil China. Die Umsätze dort übersteigen längst die auf dem Heimatmarkt. Und BASF will in den kommenden Jahren noch wesentlich mehr Erlöse aus dem chinesischen Chemiemarkt herausholen.
10 Milliarden: Chancen und Risiken in China
Derzeit bauen die Ludwigshafener in China einen gigantischen Verbundstandort. Investitionssumme: rund 10 Milliarden Euro. Der Standort in Zhanjiang soll nach vollständiger Inbetriebnahme die Größe einer Kleinstadt erreichen und damit dem Mega-Chemiepark in Ludwigshafen gleichen. Zuletzt hatte BASF in Zhanjiang etliche Meilensteine erreicht, indem Spatenstiche für neue Anlagen erfolgt und andere Bereiche bereits fertiggestellt wurden.
BASF setzt also auf das Wirtschaftswachstum in China. Ganz unproblematisch ist das Ganze jedoch nicht. Zum einen ist die Konjunkturentwicklung auch in China unter Druck – wenngleich bei Weitem nicht so enorm wie in Europa. Experten vermuten, dass Chinas Wirtschaft zwar weiterhin wachsen kann, die hohen Zuwächse aus vergangenen Jahren aber langfristig nicht gehalten werden können.
Zum anderen geht BASF im Reich der Mitte ein hohes politisches Risiko ein. Sollte der Handelskonflikt zwischen Peking und dem Westen weiter eskalieren, könnte der Chemiekonzern zwischen die Fronten geraten. Der Worst Case wäre sicherlich eine militärische Invasion Chinas in Taiwan. In der Folge könnten westliche Wirtschaftsakteure dazu gezwungen sein, ihre Engagements in der Volksrepublik erheblich zu drosseln oder gar komplett einzustellen.
BASF-Aktie auf Achterbahnfahrt
Nimmt man all diese Faktoren zusammen, befindet sich die BASF-Aktie aktuell also auf einer Gratwanderung. Auf der einen Seite gibt es die Hoffnung auf eine auch staatlich getriebene Konjunkturbelebung in Deutschland sowie auf die immer noch beachtlichen Potenziale Chinas. Auf der anderen Seite bezweifeln einige Experten etwa wegen der hohen Leitzinsen einen schnellen Turnaround in Europa und weisen auf die massiven geopolitischen Risiken hin.
Entsprechend volatil zeigte sich die BASF-Aktie in den letzten Monaten:
BASF Aktie Chart
Es war eine regelrechte Achterbahnfahrt, die auf absehbare Zeit meiner Meinung nach erst einmal weitergehen dürfte. Verstärkt wird diese Annahme durch die jüngsten Analystenkommentare, die eher durchwachsen ausfielen.
Analysten uneins
So senkte Geoff Haire von der Schweizer Bank UBS sein Kursziel für die BASF-Aktie am Donnerstag von 40 auf 37 Euro. Das würde eine weitere Abwertung des Titels bedeuten. Hair konstatierte, dass BASF weiterhin unter schwachem Absatz und Margendruck gelitten haben dürfte. Entsprechend wird das operative Ergebnis (EBIT) im dritten Quartal wohl abermals mau ausfallen. Die Ergebnisprognosen des Experten liegen indes unter den Ausblicken anderer Analysten.
Deutlich zuversichtlicher äußerte sich zuvor Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan. Der Experte beließ sein Kursziel bei 58 Euro und sieht demnach Renditepotenzial. Udeshi hatte mit BASF-Boss Martin Brudermüller gesprochen. Dieser habe betont, dass der Nachfrage-Tiefpunkt erreicht worden sei. Demnach lag die Nachfrage im August etwas über den Erwartungen des Managements. Trotzdem musste Brudermüller laut Udeshi einräumen, dass auch das erste Halbjahr 2024 schwierig werde und keine schnelle V-förmige Erholung zu erwarten sei.
Laut Marketscreener liegt das durchschnittliche Kursziel der Analysten immerhin rund +19 Prozent über dem Schlusskurs vom Donnerstag. Der Großteil der Experten rät den Anlegern demnach das Papier zu halten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Investments,
Marco Schnepf
Redaktion Finanztrends
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