Liebe Leser,
Dividendenaristokraten stehen bei vielen Anlegern hoch im Kurs, weil man sich auf eine recht sichere Dividende freuen kann. Den Status eines Dividendenaristokraten erhält ein Unternehmen nämlich nur, wenn es über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren nicht nur konstant eine Dividende gezahlt hat, sondern diese auch Jahr für Jahr erhöht hat.
Der amerikanische AT&T Konzern ist einer dieser Dividendenaristokraten. Er glänzte bei vielen Investoren in den vergangenen Jahren damit, dass er mit einer besonders hohen Dividendenrendite von teilweise über sieben Prozent daherkam. Die Freude über die üppige Dividende wurde aber getrübt durch die hohe Verschuldung des Unternehmens.
Sie ist eine Folge der Übernahme von Time Warner. Durch das Schlucken des bekannten Medienkonzens wollte AT&T dem reinen Telekommunikationsgeschäft entfliehen und die eigene Geschäftsbasis breiter aufstellen. Das ist nur zum Teil geglückt, denn bei der Übernahme im Jahr 2018 zahlte AT&T mit 80 Milliarden US-Dollar für Time Warner einen stolzen Preis.
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Die Schulden wuchsen und sie konnten in den vergangenen Jahren nicht in dem Maße zurückgeführt werden, wie es wünschenswert gewesen wäre. Das Jahr 2020 brachte mit der Corona-Pandemie zusätzliche Herausforderungen, denn die zu WarnerMedia, so der neue Name im Anschluss an die Übernahme, gehörenden Filmstudios konnten ihre Produktionen durch die geschlossenen Kinos nicht mehr in der gewohnten Weise vermarkten.
Das Eingeständnis eines Scheiterns
Starke Umsatz- und Gewinneinbrüche waren in diesem Segment die Folge. Auf der anderen Seite muss AT&T im klassischen Telefongeschäft den Ausbau der Netze auf den neuen G5-Standard forcieren. Auch das verschlingt Unsummen und einen zeitlichen Verzug kann man sich nicht leisten, soll der Abstand zur Konkurrenz nicht allzu stark anwachsen.
AT&T hat auf diese Herausforderung bereits reagiert und die von vielen Anlegern für den Beginn des Jahres erwartete Anhebung der Dividende zunächst einmal verschoben. Schon das kam bei den Aktionären nicht gut an, hatten viele die Aktie doch gerade deshalb gekauft, weil es sich um einen Dividendenaristokraten handelt.
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Vor wenigen Tagen am 17. Mai folgte dann der nächste Tiefschlag. AT&T gab bekannt, dass WarnerMedia abgespalten und mit dem TV-Konzern Discovery verschmolzen werden soll. Entschädigt wird AT&T für den Deal mit 43 Milliarden Dollar (aktuell 35,4 Mrd. Euro) in bar, Aktien sowie in Form von Schuldenübernahmen. Zudem sollen die Aktionäre von AT&T am neuen Unternehmen mit 71 Prozent beteiligt werden und damit die Mehrheit halten.
Dass man gerade etwas mehr als die Hälfte dessen erhält, was man selbst vor gut drei Jahren für Time Warner auf den Tisch legte, hat viele Anleger massiv enttäuscht, zumal mit dem Deal auch deutlich wird, dass AT&T seine hochfliegenden Pläne, zu einem der ganz großen Anbieter im Mediengeschäft zu werden, in der Zwischenzeit aufgegeben hat.
Die See wird unruhiger
Die Folge waren kräftige Kursverluste. Sie ließen die Aktie, am Tag der Bekanntgabe kurzzeitig bis auf 33,88 US-Dollar angestiegen war, umgehend in einen rasanten Sturzflug übergehen und wieder deutlich unter die Marke von 30,00 US-Dollar zurückfallen. Für eine Aktie, der man in den letzten Jahren scherzhaft den Charakter einer Anleihe zugesprochen hatte, fielen die Abgaben massiv aus.
Sie stellen eine der Veränderungen dar, auf welche sich AT&T-Anleger in Zukunft einstellen müssen. Bot das Unternehmen bisher eine hohe Dividendenrendite bei gleichzeitig kaum vorhandenen Kurschancen dürfte sich der Sachverhalt in Zukunft umkehren. Will heißen: Die Rendite wird geringer, die Kurschancen steigen dafür.
Diese Umstellung wird auf Dauer auch große Auswirkungen auf die Aktionäre haben, denn ihre Zusammensetzung wird sich mit der Zeit ändern. Kurzfristig orientierte Trader werden einsteigen, klassische Buy-and-Hold-Anleger, die AT&T bisher vor allem wegen der hohen Dividendenrendite gekauft haben, könnten sich zunehmend auf die Suche nach Alternativen machen.
Noch ist nicht klar, welche Auswirkungen der Deal auf die Dividende und die weitere Entwicklung von AT&T haben wird. Kaufen werden die Anleger die Aktie in Zukunft jedoch vor allem dann, wenn sie sich kurzfristig Kursgewinne von ihr versprechen. Damit könnte der Kursverlauf in den kommenden Monaten deutlich volatiler werden, als man es bislang von AT&T gewöhnt war.
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