Liebe Leserin, lieber Leser,
der Absturz der Aktie von Aston Martin Lagonda im Laufe des zu Ende gehenden Jahres war dramatisch. Zwischen dem 10. Januar und Anfang November rauschten die Papiere des britischen Luxusauto-Herstellers von 5,53 bis auf 0,87 britische Pfund (GPB) in den Kurskeller – ein unfassbares Minus von annähernd 85 Prozent. Es war zuletzt die Reaktion auf die Zahlen aus dem 3. Quartal 2024. Seitdem aber hat sich einiges getan, hatte sich die Aston Martin-Aktie innerhalb von wenigen Wochen bis zu diesem Montag im Wert wieder auf 1,79 GPB mehr als verdoppelt. Auch wenn sie diesen Kurs nicht ganz halten konnte: Dass es die Papiere zuletzt wieder so weit nach oben geschafft haben, hat wohl ganz viel mit einem Deutschen zu tun.
Aston Martin mit neuem Europachef
Denn vor gut einer Woche machte der britische Autobauer Nägel mit Köpfen – und präsentierte einen neuen Mann für Europa: Aston Martin Lagonda freue sich, die Ernennung von Andreas Bareis zum Regional President des Unternehmens für Kontinentaleuropa bekanntzugeben, hieß es in der entsprechenden Mitteilung. Der neue Europachef, der über mehr als 18 Jahre Erfahrung in der Luxus- und Hochleistungs-Automobilbranche verfüge, habe seine neue Rolle unmittelbar angetreten.
- Bareis hatte demnach seit Anfang 2024 bereits als Berater für Aston Martin gearbeitet
- Er unterstütze eine Reihe von Projekten, darunter die europäische Marktstrategie des Luxusherstellers
Geboren und aufgewachsen in Deutschland, absolvierte Bareis laut Mitteilung ein Studium zum Maschinenbauingenieur in Stuttgart, bevor er zu Mercedes-Benz kam. Nach seinem Umzug nach Großbritannien leitete er verschiedene Betriebs- und Qualitätsfunktionen im Umfeld der Formel-1-Powertrain-Division von Mercedes-Benz, bevor er 2012 nach einer Zeit bei Lotus Cars zu McLaren Automotive wechselte. Nun soll er für Aston Martin die Vertriebs-, Marketing- und Kundenerlebnisaktivitäten in ganz Europa leiten. Er übernimmt die Verantwortung von Patrick Marinoff, der den Sportwagenhersteller verlässt.
CEO hatte Wechsel angekündigt
„Als ich Anfang dieses Jahres CEO wurde, skizzierte ich die Notwendigkeit, dass das Unternehmen mit einem neuen Führungsteam und einer neuen Struktur in eine neue Wachstumsphase eintritt, um sicherzustellen, dass wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen“, kommentierte Amedeo Felisa, Chief Executive Officer von Aston Martin, den Wechsel. Sein Unternehmen sei bestrebt, „unseren Marktanteil, unser Produktangebot und unsere Kundenerfahrung in den wichtigsten europäischen Märkten zu erweitern“. Dafür sei Andreas Bareis mit seiner internationalen, funktionsübergreifenden Erfahrung in den Bereichen Ultra-Luxus und High-Performance die richtige Person, glaubt Felisa.
„Ich freue mich sehr über die Aufgabe, die europäischen Aktivitäten von Aston Martin in dieser transformativen und unglaublich aufregenden Zeit für die Marke zu leiten“, ließ sich der neue Regional President Europe zitieren. In den vergangenen acht Monaten sei er beeindruckt gewesen von der Zukunftsvision des Unternehmens „mit einem konkurrenzlosen Produktportfolio und einer einzigartigen Markenpositionierung, von der ich glaube, dass sie bei Käufern von Luxusautos, insbesondere in Europa, großen Anklang findet“, so Bareis.
Quartalszahlen setzten Aston Martin unter Druck
In der Tat war die Aktie des Sportwagenherstellers nach den Quartalszahlen Anfang November jedoch zunächst unter Druck geraten, hatte der Hersteller aufgrund von Lieferkettenstörungen im dritten Quartal doch die Prognosen gesenkt. In den ersten neun Monaten des Jahres war die Gesamtzahl der Fahrzeuge, die an den Großhandel gingen, laut Medienreichten gesunken. Im laufenden Jahr dürfte die Gesamtzahl aller an den Großhandel zugestellten Fahrzeuge bei 6.200 bis 6.600 Stück liegen, was bislang die Mindestschätzung war.
„Weil Aston Martin aber für weniger Wagen höhere Preise kassierte, stieg der Umsatz gegenüber dem Vergleichszeitraum deutlich um 16 Prozent auf 857,2 Millionen Pfund“, meldete finanzen.ch. Das Betriebsergebnis war demnach aber negativ. Mehr noch: „Der operative Verlust fiel fast doppelt so hoch aus wie im vergangenen Jahr und damit schlechter als von Analysten erwartet“, wie es in dem Bericht hieß.
Aktienkurs bleibt langfristig ein Desaster
- Zur Begründung wurden die deutlich höheren Kosten genannt, die Aston Martin zu stemmen hatte
- Die Börsenreagierten prompt: Von einem Kurs von 1,12 GBP noch am 1. November ging es innerhalb von zwei Tagen bis auf besagte 87 Pence abwärts
- Seitdem allerdings kennen die Papiere nur noch einen Weg: nach oben!
Und doch muss dies richtig eingeordnet worden: Mit dem aktuellen Kurs hat die Aktie von Aston Martin gerade so die Verluste aus den vergangenen drei Monaten ausgebügelt. Das Minus aus den zurückliegenden zwölf Monaten beträgt noch immer gut 60 Prozent. Ganz bitter wird der langfristige Blick zurück: Seit Dezember 2019 beträgt der Abschlag, der jüngsten Aufholjagd zum Trotz, noch immer mehr als 85 Prozent; auch ein im Dezember 2020 erfolgter Aktien-Reverse-Split konnte den Niedergang nicht stoppen.
Kursziele zwischen 90 Pence und 8,52 Pfund
Und so sind sich die wenigen Analysten, die sich an eine Prognose der Papiere des Sportwagenbauers wagen, in ihrem Urteil völlig uneinig. Zwischen Höhenflug und Totalabsturz ist bei den neun Experten, die marketscreener.com derzeit listet, alles dabei:
Kursziel | Kurspotenzial | |
Mittleres Kursziel | 2,76 GBP | +56,0% |
Höchstes Kursziel | 8,52 GBP | +382% |
Niedrigstes Kursziel | 0,90 GBP | -49,2% |
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