Liebe Leserin, lieber Leser,
an der Börse hat Xiaomi seinen Aufwärtstrend erst einmal unterbrochen. Von ihrem Mehrjahrestief bei einem Kurs von 1,07 Euro am 24. Oktober hatten sich die Papiere des chinesischen Technologiekonzerns bis zum Handelsschluss am Dienstag wieder auf 1,34 Euro vorgearbeitet. Innerhalb von kaum mehr als drei Wochen hatte sich die Xiaomi-Aktie somit um wieder ein Viertel im Wert gesteigert. Doch seit Mittwoch ist die Luft raus, mittlerweile notieren die Anteilscheine bei nur noch 1,27 Euro. Das kommt recht überraschend, hat das Unternehmen doch zuletzt einen großen Erfolg gegenüber Apple und Samsung verzeichnet, doch es bleibt ein fader Beigeschmack.
In Europa Apple überholt – wegen des Russlandgeschäfts
Denn nach Erhebungen von Counterpoint Research ist der europäische Smartphone-Markt im dritten Quartal 2023 im Jahresvergleich zwar um 16 Prozent auf knapp über 40 Millionen Einheiten zurückgegangen, im Vergleich zum zweiten Quartal aber waren die Verkäufe um vier Prozent gestiegen. Der Grund: Neben der Einführung des iPhone 14 von Apple sei vor allem „ein Vorstoß der chinesischen Anbieter Xiaomi und Realme in Russland“ die treibenden Kräfte für diese Entwicklung, heißt es.
Mehr noch: Mit einem europäischen Marktanteil von 23 Prozent hat sich Xiaomi nun vor Apple (21 Prozent) geschoben. Samsung bleibt trotz deutlicher Einbußen mit 33 Prozent Marktanteil in Europa auf dem ersten Platz. Die Ursache der Verschiebung dahinter ist klar: Während sich Samsung und Apple aufgrund des Angriffskrieges auf die Ukraine aus Russland zurückgezogen haben, teilen sich die chinesischen Anbieter dort den Markt jetzt auf. Ein Ruhmesblatt ist das kaum, wenngleich wirtschaftlich sicherlich lukrativ.
Xiaomi steigerte Verkäufe im 3. Quartal deutlich
Anders als die Konkurrenz hat Xiaomi somit nicht nur 9,1 Millionen Smartphones in Europa verkauft und damit 1,6 Millionen mehr als im 2. Quartal. Selbst gegenüber dem Vorjahr konnte der Hersteller laut Counterpoint rund 300.000 verkaufte Einheiten mehr aufweisen.
- Samsung steigerte den Absatz zum Vorquartal zwar ebenfalls von 12,1 auf 13,5 Millionen Geräte
- Dies bedeutete gegenüber dem 3. Quartal 2021 aber noch immer einen Rückgang um 3,4 Millionen Stück
- Auch Apple büßte Year to Year ein, verkaufte 1,2 Millionen iPhones weniger
„Das Gesamtklima in Europa ist immer noch trostlos“, kommentierte Jan Stryjak, stellvertretender Direktor von Counterpoint Research, die Zahlen. Eine schwächere Verbrauchernachfrage nach teuren Geräten, die durch Lieferprobleme im Zusammenhang mit den Lockdowns in China noch verschärft wurde, habe dazu geführt. Die Einführung des iPhone 14 von Apple sei zudem nicht so stark ausgefallen wie erwartet, „was Samsung dabei half, an der Spitze zu bleiben“ so der Experte.
An der Börse gegen Samsung und Apple chancenlos
Apple hat das an der Börse zu spüren bekommen: Trotz leichtem Zugewinn am Freitagvormittag bewegt sich die Aktie bei einem Kurs von knapp 145 Euro unter dem Niveau von vor einem Monat. Samsung hatte hingegen zugelegt. Trotz eines schwachen Donnerstags beläuft sich das Monatsplus aktuell auf rund zehn Prozent bei einem Kurs von rund 1.100,00 Euro. Xiaomi legte seit Mitte November in der gleichen Größenordnung zu, muss sich aufs Jahr gesehen mit einem Abschlag von fast 50 Prozent dem koreanischen Unternehmen (-16 Prozent) aber deutlich geschlagen geben. Apple hatte in diesem Zeitraum sogar leicht an Börsenwert dazugewonnen:
Xiaomi Aktie Chart
Kommt das Xioami 13 doch nicht?
Technisch muss sich Xiaomi vor der Konkurrenz dagegen nicht verstecken, im Gegenteil. Qualcomm habe in Form des Snapdragon 8 Gen 2 seinen neuesten High-End-Prozessor vorgestellt, der in so gut wie allen neuen Top-Smartphones zum Einsatz kommen wird, meldet das Branchenportal Giga. Qualcomm setze beim Snapdragon 8 Gen 2 sehr stark auf künstliche Intelligenz, um viele Funktionen schneller und effizienter durchführen zu können – und der Prozessor „dürfte zuerst in einem chinesischen Smartphone zum Einsatz kommen“, heißt es. Namentlich genannt wird das Xiaomi 13, das schon Ende 2023 auf den Markt kommen soll. Aber möglicherweise nicht unter diesem Namen.
Denn laut übereinstimmender Medienberichte machen bereits die ersten Boxen des kommenden High-End-Smartphones die Runde, welche jedoch die Zahl 14 auf der Verpackung zeigen. „Es sieht ganz danach aus als hätte Xiaomi für die nächsten Smartphone-Flaggschiffe einen Generationensprung geplant“, heißt es etwa auf notebookcheck.com. Doch was könnte der Grund sein? Die Vermutung: Der chinesische Hersteller könnte die 13 als Unglückszahl vermeiden wollen. In China verzichten demnach viele Hersteller auch gerne auf die 4 als vermeintliche schlechtes Omen.
Vorsichtigere Kursziele durch Analysten
Doch ganz gleich ob als Xiaomi 13 oder 14 – ein Verkaufserfolg ist für den Konzern quasi Pflicht. Die Analysten sind zuletzt vorsichtiger geworden. Erwarteten sie laut marketscreener.com im Sptember durchschnittlich einen Kurs von umgerechnet 1,70 Euro, ist dieser auf aktuell 1,45 Euro zusammengeschrumpft. Angesichts des aktuellen Kursstandes sehen die 31 gelisteten Experten somit noch ein Aufwärtspotenzial von knapp 15 Prozent.