Liebe Leserin, lieber Leser,
nur kurz keimte in der vergangene Woche bei Amazon-Anlegern die Hoffnung auf Besserung auf: Auf bis zu 97,22 US-Dollar kletterten die Papiere des E-Commerce-Riesen zum Monatswechsel. Seitdem aber hat die Amazon-Aktie wieder massiv abgegeben, am Dienstag in New York ging sie rund zehn Prozent niedriger bei noch 88,25 Dollar aus dem Handel. Der Online-Händler und Streamingdienst bleibt – aller Analystenempfehlungen zum Trotz – auf der Verliererstraße. Da passt eine Entscheidung des Unternehmens ins Bild.
Amazon hält an DFB-Doku zur WM fest
Denn wie jetzt bekannt wurde, wird Amazon an den Plänen für eine Doku über die DFB-Auswahl festhalten, trotz deren frühen Ausscheidens bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. „Wie angekündigt, zeigt Prime Video 2023 eine ‘All or Nothing’-Dokumentation über den Weg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Herren auf dem Weg zur WM in Katar und die Vorkommnisse vor Ort“, sagte ein Unternehmenssprecher laut des Branchendienstes Horizont der Nachrichtenagentur dpa.
„Der sechsteilige Film bietet nun nach dem Aus in der Vorrunde die ‘Nothing’-Variante und wird von der UFA produziert“, heißt es mit leichtem Spott. Verlierer unter sich sozusagen. Die Serie soll demnach im Frühjahr 2023 ausgestrahlt werden, einen genauen Zeitpunkt für die Veröffentlichung gebe es jedoch noch nicht, heißt es.
- Die Amazon-Reihe für den kostenpflichtigen Prime-Video-Dienst zeigte bereits mehrere Fußball-Dokus
- Unter anderem wurden Borussia Dortmund, Bayern München und Manchester City porträtiert
Ob das Festhalten an den Plänen die richtige Entscheidung ist, wird sich an den Abrufzahlen im kommenden Jahr erst noch zeigen müssen.
Cloudspeicher nicht mehr inklusive
Etwas anderes wird dagegen laut eines Medienberichts gestrichen: Wer für Amazon Prime bezahle, bekomme längst mehr als bloß eine schnelle Warenzusendung, heißt es auf inside-digital.de. Der Onlineriese biete neben Prime Video etwa eBooks oder Zugang zu Amazon Prime Music. Auch der Cloudspeicher Amazon Drive sei in der Grundgebühr inkludiert – zumindest bisher „Denn Damit soll nun Schluss sein“, so der Bericht.
Wie das US-Unternehmen bekanntgegeben habe, will es nämlich Amazon Drive aus dem Abo streichen. „Mehr noch: Der Cloudspeicher verschwindet nicht nur in Prime, sondern auch in der limitierten als auch kostenlosen Variante“, heißt es. Der Konzern wolle sich verstärkt auf andere Produkte konzentrieren, in diesem Fall etwa Amazon Photos. Kunden werde dort „eine dedizierte Lösung“ zur Speicherung von Fotos und Videos angeboten.
Amazon mit ernüchternden Quartalszahlen
Was durch Marketingsprech nicht schönegeredet werden kann, ist die Krise, in der sich Amazon befindet. Der US-Konzern hatte im abgelaufenen Quartal zwar einen Nettogewinn in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar eingefahren, das waren aber rund neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei fiel vor allem die Gewinnprognose von Ende Oktober laut Handelsblatt „ernüchternd“ aus. Amazon stellte Ende Oktober
- ein Ergebnis für 2023 zwischen null und 4,0 Milliarden Dollar in Aussicht
- die Amazon-Aktie fiel daraufhin nachbörslich um mehr als 20 Prozent
Von diesem Schock haben sich die Papiere nie mehr recht erholt, im Gegenteil. Im Xetra-Handel wurde am Dienstagnachmittag bei einem Kurs von 84,40 Euro gar ein Mehrjahrestief markiert. Am Mittwoch im Vormittagshandel notiert Amazon nur knapp über diesem Kurs. Allein im letzten Vierteljahr hat der Konzern damit ein Drittel seines Börsenwerts eingebüßt.
Amazon Aktie Chart
Analysten bei Amazon-Aktie weiter zuversichtlich
Diese desaströse Kursentwicklung hatten die wenigsten Experten so erwartet: Erst am Montag hatte das Analysehaus Jefferies seine Einstufung für Amazon auf “Buy” mit einem Kursziel von 135 US-Dollar bekräftigt. Die Fundamentaldaten von Amazons Cloud-Computing-Anbieter AWS seien „insgesamt positiv und er sei nicht sehr besorgt, dass Microsoft und Alphabet aufholen könnten“, schrieb Analyst Brent Thill laut finanzen.net in seiner Studie. Dennoch dürfte wirtschaftlicher Gegenwind bei AWS in nächster Zeit auf den Auftragsbestand und das Umsatzwachstum drücken, schränkte er ein.
Nichtsdestortrotz sieht der Jefferies-Analyst bei der Amazon-Aktie ein Aufwärtspotenzial von aktuell mehr als 50 Prozent – und ist damit im Vergleich sogar ausgesprochen vorsichtig, wie folgende Auflistung zeigt.
Kursziel | Kurspotenzial | |
JP Morgan | 145,00$ | +64,31% |
Goldman Sachs | 165,00$ | +86,97% |
Credit Suisse | 142,00$ | +60,91% |
UBS | 165,00$ | +86,97% |
Analysten mit Kurszielen bis 165 Dollar
Neben Goldman Sachs sind die Erwartungen der schweizer UBS besonders hoch: Die Großbank hatte das Kursziel für Amazon bereits vor den Quartalszahlen von 180 auf 165 US-Dollar gesenkt, aber die Einstufung auf “Buy” belassen. Der Online-Handelskonzern treibe die Margenverbesserung weiter voran, etwa durch höhere Gebühren für Prime, Feiertagsversandzuschläge oder sinkende Energie- und Frachtkosten, schrieb Analyst Lloyd Walmsley. Für die Cloud-Computing-Tochter AWS sei er allerdings „vorsichtiger gestimmt“.
Die US-Bank JPMorgan setzte sich mit einem Kursziel von 145 US-Dollar quasi in die Mitte, stufte die Papiere ebenfalls weiter mit “Overweight” ein. Analyst Douglas Anmuth beließ die Papiere anlässlich der Konferenz zur Cloud-Sparte AWS Ende November zudem auf der “Analyst Focus List”. AWS-Chef Adam Selipsky habe hervorgehoben, dass viele Kunden die Notwendigkeit zu effizienzsteigernden Cloud-Investitionen gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten erkannt hätten. Das Streichen von bislang kostenlosen Angeboten gehört da offensichtlich zum Programm.
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