Alibaba-Aktie: Der chinesische Onlineriese in der Analyse!

Was waren das für fulminante Quartalszahlen, die Alibaba im vergangenen Jahr präsentiert hat: In Q3 steigerte das Unternehmen den Umsatz gegenüber dem Vorjahreswert um 29 Prozent. Für das Geschäftsjahr rechnen Analysten gar mit einer Steigerung von 35 Prozent. Diese Entwicklungen im operativen Geschäft schraubten den Kurs der Alibaba-Aktie bis Ende Oktober auf 320 US-Dollar.

Seitdem kommt die Alibaba-Aktie jedoch nicht zur Ruhe: Erst die Absage des Börsengangs der Alibaba-Tochter Ant Financial, dann das drohende Delisting von den US-amerikanischen Börsen und schließlich die Ermittlungen wegen angeblichen Marktmissbrauchs. Bis zur Jahreswende brach der Kurs des Titels zwischenzeitlich um 30 Prozent ein.

In der zweiten Handelswoche des laufenden Jahres ging die Aktie jedoch wieder mit einem Plus von 9,5 Prozent aus dem Handel. Folglich stellt sich die Frage: Kommt Alibaba zurück auf der Erfolgsspur?

Die Alibaba Story

Das Alibaba-Ökosystem

Logo	Beschreibung
	Die B2B-Plattform Alibaba.com ist das Kernprodukt des Unternehmens. Sie verbindet vorwiegend chinesische Lieferanten und internationalen Wiederverkäufern.
	Der Online-Marktplatz Aliexpress.com ermöglicht es chinesischen Unternehmen, die eigenen Produkte international zu verkaufen. Ähnlich wie das westliche Pendent agiert AliExpress als Vermittlungsplattform zwischen inländischen Verkäufer und ausländischen Käufer. Im August 2019 eröffnete AliExpress im Madrider Einkaufszentrum Xanadu unter dem Namen „AliExpress-Plaza“ seinen ersten physischen Store.
	Alibaba-Cloud ist der Cloud-Dienst der Alibaba Group. Gegen eine monatliche Gebühr können Kunden aus aller Welt virtuellen Speicherplatz buchen. Der weltweite Marktanteil liegt aktuell bei 1,7 Prozent. Zum Vergleich: Marktführer Microsoft hat einen Marktanteil von mehr als 11 Prozent.
	Taobao.com gilt als das chinesische eBay. Der Online-Marktplatz für den B2C-Einzelhandel eröffnete im Jahr 2013. Ein Übernahmeangebot durch den US-amerikanischen Konkurrenten in Höhe von 150 Mio. Dollar lehnte das Alibaba-Management ab.
	TMall.com (Taobao-Mall) ist ein weiterer Online-Marktplatz für den B2C-Handel. Er ist für Kunden in China, Hongkong, Taiwan und Macau verfügbar.
	Freshippo ist die Lebensmittelkette der Alibaba-Group, die über einen Online-Supermarkt sowie 207 physische Stores in chinesichen Großstädten verfügt. Kunden können die Waren über eine App vorbestellen und dann entweder im Store abholen, oder sich innerhalb eines Radius von drei Kilometern nach Hause liefern lassen.
	Im Jahr 2012 gründete der deutsche Auswanderer Maximilian Bittner gemeinsam mit der deutschen Start-up-Schmiede Rocket Internet die E-Commerce-Plattform Lazada, um das Amazon-Konzept für den südostasiatischen Markt zu etablieren. Lazada ist aktuell in Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand, Vietnam sowie auf den Philippinen verfügbar.
	Aus einem der ersten Projekte von Jack Ma, 1688.com, ist der größte B2B-Online-Marktplatz Chinas gewachsen.
	Ele.me ist eine Online-Plattform für Lebensmittel-Lieferungen. Zwei Studenten der Shanghai-Jiao-Tong-Universität haben das Projekt im Jahr 2008 gestartet. Seit 2018 befindet sich die Plattform im Besitz der Alibaba Group:
	Youku ist das chinesisches YouTube, 2006 von Victor Koo gegründet. 2016 übernahm Alibaba das die Video-Plattform.
	DingTalk ist eine Plattform für Unternehmenskommunikation und -Zusammenarbeit.
	Alimama ist die Werbeplattform Alibabas. Der 2007 gegründete Dienst ist mit einem Marktanteil von mehr als einem Drittel der größte Player Chinas. Das Konzept ähnelt dem von Google-Ads.
	Cainiao Smart Logistics ist ein chinesisches Logistikunternehmen, dass sich auf die Automatisierung von Logistikzentren spezialisiert hat. Der Amazon-Prime-Konkurrent ist seit 2013 im Geschäft. Mithilfe von Subunternehmen in ganz China versucht Alibaba, Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zu ermöglichen. Weltweite Lieferungen sollen in Zukunft binnen 72 Stunden möglich sein.
	Die Ant Financial Service Group ist der Betreiber des Bezahldientes Alipay. Aktuell ist die Ant-Financial-Group das höchstbewertete Fintech der Welt. Internationale Bekanntheit erlangte das Unternehmen durch den missglückten Börsengang vergangenen November.

Die Alibaba-Group unterteilt die operative Geschäftstätigkeit aktuell in vier Teilbereiche:

Core-Commerce: Hier bündelt das Unternehmen alle Umsätze aus den Händlerplattformen. Dazu gehören zum einen die Grundgebühr für Verkäufer und zum anderen variable Transaktionskosten für die Verkäufe. Die Händler-Gebühr beläuft sich auf jährlich 2.400 bis 4.200 US-Dollar.

Cloud-Computing: In diesem Segment bündelt Alibaba alle Umsätze aus dem Cloud-Geschäft. Im abgelaufenen Quartal belief sich der Verlust auf rund 23 Mio. US-Dollar. Die Marge liegt aktuell bei -1 Prozent.

Digital Media & Entertainment: Hier fasst die Alibaba-Führung alle Umsätze aus den Unterhaltungskanälen des Unternehmens zusammen wie dem chinesischen YouTube oder dem Musik-Streamingdienst Alibaba Music.

Innovation: Das Segment „Innovation“ beinhaltet alle Umsätze aus den Start-Ups. Dazu zählt unter anderem auch der chinesische Anbieter von Geodaten Amap.com. Alibaba übernahm das 2001 gegründete Startup im Jahr 2014 für umgerechnet 1,5 Milliarden US-Dollar.

CEO Daniel Zhang – Jack Mas Nachfolger

Der 1972 geborene Daniel Zhang ist ein chinesischer Manager aus der Mega-Metropole Shanghai. In seiner Heimatstadt studierte er Betriebswirtschaftslehre. Anschließend begann er seine berufliche Karriere in der Buchhaltung der britischen Barings-Bank. Nach einigen Jahren wechselte Zhang zur Arthur Andersen LLP und daraufhin zu der US-amerikanischen Unternehmensberatung PwC.

Im Jahr 2007 wechselte der heute 47-jährige in den Finanzvorstand der Alibaba-Tochter Taobao. 2011 wurde er Geschäftsführer von Tmall.com, zwei Jahre später machte Jack Ma ihn zu seinem persönlichen Assistenten. Am 10.09.2019 löste er den Alibaba-Gründer als Vorstandsvorsitzenden ab.

Alibaba und seine Wettbewerber

Die folgende Tabelle zeigt anhand der wichtigsten Kennzahlen, wo die Alibaba Group im Vergleich zur Konkurrenz steht:

Fundamentaldaten

Alibaba Umsatz

Für das abgelaufene Geschäftsjahr rechnen die Analysten mit einem Umsatz in Höhe von 700 Mio. Yuan. Dies entspricht einem Wachstum von mehr als 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auf Sicht der letzten fünf bzw. zehn Geschäftsjahre ist das Wachstum mit 46,2 bzw. 63 Prozent jährlich noch beeindruckender.

Der ertragreichste Geschäftsbereich der Alibaba Group ist das Segment „Core-Commerce“ (s. Ab.5). Es steuert mehr als 86 Prozent zum gesamten Umsatz bei. Hierzu zählen unter anderem die Großhandelsplattform alibaba.com, die Verkaufsplattformen Tmall.com und taobao.com und die dazugehörigen Dienstleistungen.

Die größte jährliche Wachstumsrate weist hingegen das Segment Cloud-Computing auf. Sie liegt aktuell bei über 60 Prozent, was das enorme Potenzial des Cloud-Business zeigt. Der Anteil am gesamten Umsatz beträgt aktuell acht Prozent.

Die übrigen sechs Prozent teilen die beiden Segmente „Digital Media“ und „Innovation“ unter sich auf.

Analyse der Profitabilität

Analysten rechnen für das Geschäftsjahr 2020 mit einem Betriebsergebnis (kurz: EBIT= Earnings before Interest and Taxes) in Höhe von 120 Mio. Yuan – ein Plus von 32 Prozent im Vergleich zu 2019. Folglich ergibt sich eine operative Marge in Höhe von 17,2 Prozent – ein Rückgang von einem Prozentpunkt im Vergleich zu 2019. Im historischen Vergleich der letzten fünf Jahre liegt die operative Marge bei 28 Prozent. Analysten gehen für die kommenden Jahre von weiter steigenden Kennzahlen aus.

Die Eigenkapitalrendite liegt aktuell bei 23,9 Prozent (+3 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr), die Gesamtkapitalrendite liegt aktuell 13,1 Prozent (+3 Prozentpunkte) und der Return on Capital Employed bei 10,2% (+1,2 Prozentpunkte).

Alibaba – Analyse der bilanziellen Situation

Das Verhältnis aus Eigen- zu Fremdkapital liegt aktuell bei 63 zu 37 Prozent. Folglich ergibt sich ein Verschuldungsgrad von 58 Prozent. Seit 2015 hat Alibaba die Verschuldung konstant unter 100 Prozent gehalten.

Piotroski-F-Score

Die Piotroski-F-Score ist ein Verfahren zur Bewertung der bilanziellen Sicherheit eines Unternehmens, benannt nach dem gleichnamigen Harvard-Professors. Alibaba erreicht aktuell mit sechs von neun maximal möglichen Punkten einen akzeptablen Wert.

Chartanalyse – Ist der Turnaround eingeläutet?

Beim Blick auf den Kursverlauf der letzten fünf Jahre ist ein anhaltender Aufwärtstrend zu beobachten. Jedoch ging die Corona-Krise auch an Alibaba nicht spurlos vorbei. Im März des letzten Kalenderjahres fiel der Wert der Alibaba-Aktie von rund 227 US-Dollar auf ein 52-Wochen-Tief bei rund 180 USD herunter.

Von dort aus kletterte das Wertpapier von einem Allzeithoch zum Nächsten. Ab November ließen die Negativ-Schlagzeiten des Konzerns den Aktienkurs bis zum Jahreswechsel auf 220 US-Dollar zurückfallen. Seitdem befindet sich die Aktie in einer Seitwärtsbewegung.

Mit einem Kursanstieg von 9,5 Prozent war in der letzten Woche ein Lichtblick zu beobachten. Medienberichten zufolge hat die amtierende US-Regierung eine Liste mit ausländischen Unternehmen erstellt, die für eine engere Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten in Frage kommen. Dazu zählt demnach auch Alibaba.

Durch den massiven Kursrutsch der Alibaba-Aktie seit November ergibt sich aus charttechnischer Sicht aktuell eher ein Verkaufssignal. Im Vergleich zur Konkurrenz ist die Kursperformance der Alibaba-Aktie (blaue Linie in Ab.10) in den vergangenen zwölf Monaten eher dürftig.

Die größten Kursgewinne im Vergleich zur Konkurrenz hat die Pinduoduo-Aktie (lilafarbene Linie) zu verzeichnen.

1. Pinduoduo +323% (lilafarbene Linie)
2. JD com +117% (gelbe Linie)
3. Amazon +66% (orangefarbene Linie)
4. eBay +56% (türkisfarbene Linie)
5. Alibaba +7% (blaue Linie)

Szenarioanalyse am Beispiel eines Investments in Höhe von 1.000 US-Dollar

Die Alibaba-Aktie im Peer-Group-Check

Den Peer-Group-Vergleich hat die Alibaba-Group mit insgesamt 8 von 17 möglichen Punkten gewonnen. Schlusslicht des Vergleichs ist überraschenderweise Amazon.

Meinungen der Analysten zur Alibaba-Aktie

Rund 76 Prozent der befragten Analysten raten aktuell zu einem Kauf der Alibaba-Aktie. 22 Prozent raten zum Aufstocken und die restlichen zwei Prozent zum Halten. Aktuell hat kein Analyst die Aktie auf Reduzieren beziehungsweise als Verkaufswert eingestuft.

Fazit – Ist die Alibaba-Aktie nun ein Kauf?

Die vorliegende Analyse hat gezeigt: Die Alibaba Group ist ein sehr interessantes Unternehmen mit einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell. Die Fundamentaldaten sind intakt, im Vergleich mit der Konkurrenz geht Alibaba als Sieger hervor. Die Mehrheit der befragten Analysten halten die Aktie aktuell für kaufenswert. Durch die jüngsten Negativ-Schlagzeilen musste die Aktie Kurseinbußen hinnehmen. Für mutige Anleger ergibt sich nun die Chance, mit einzusteigen.

Quellenhinweise

• Aktienfinder.net
• Alibaba Investoren-Präsentation 2020
• Alibaba Investor-Relations
• Alibaba-Webseite
• Ant Financial Webseite
• Finanzen.net
• Finbox.io
• Geschäftsberichte der letzten Geschäftsjahre
• Gurufocus
• Marketscreener.com
• Morningstar.com
• Quartalsberichte Alibaba 2020
• Seeking Alpha
• Statista
• Tradingview.com

Haftungsausschluss:
Der Autor hat diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, kann die Richtigkeit der Daten nicht garantieren. Darüber hinaus findet keine Anlageberatung von Seiten des Autors statt. Alle Angaben verstehen sich ohne Gewähr! Der Autor hält derzeit keine Alibaba-Aktien.