Liebe Leserinnen und Leser,
wenn die BaFin bei einem Unternehmen anklopft, ist das meist kein gutes Zeichen. Zuletzt wurde die Bundesfinanzaufsicht auf den Leasingspezialisten Grenke aufmerksam. Eine Tochtergesellschaft habe in Teilbereichen bestimmte Anforderungen nicht erfüllt, hieß es von Seiten der Behörde. Die Reaktion der Investoren war deutlich und zugleich beeindruckend. So ging es für die Grenke-Aktie nach Bekanntwerden der Meldung um 13 Prozent gen Süden.
Der Haken an der Sache: Diese Bewegung könnte als klassische Überreaktion interpretiert werden. Denn Analysten weisen darauf hin, dass sich die Auswirkungen bei Grenke in Grenzen halten dürften. Gemeinsam steigen wir direkt ein und werfen einen Blick auf den aktuellen BaFin-Bericht. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der heutigen Ausgabe der Aktie des Tages und bedanke mich für Ihre Lesertreue!
BaFin klopft an!
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat mitgeteilt, dass das Tochterunternehmen Grenke Bank gegen bestimmte Anforderungen verstoßen hat. Die Ordnungsmäßigkeit sei in einigen Bereichen nicht vollständig gegeben, heißt es in der Mitteilung. Grenke muss diese Mängel nun innerhalb einer bestimmten Frist beheben und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Damit soll die Einhaltung der Pflichten zur Geldwäscheprävention sichergestellt werden. Diese Maßnahmen seien seit dem 24. Juli rechtskräftig, teilte die Behörde mit.
Grenke Aktie Chart
Interessanterweise hatte Grenke am Morgen der Mitteilung noch bekannt gegeben, dass die Risikovorständin Isabel Rösler das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt. Die BaFin hatte auch Unregelmäßigkeiten im Risikomanagement beanstandet. Die Managerin war 2021 in den Vorstand berufen worden. Ihr Vertrag sollte eigentlich bis 2026 laufen. Grenke hatte dagegen betont, die zeitliche Nähe sei „reiner Zufall“ gewesen sei – man habe nicht gewusst, wann der Befund veröffentlicht werde, sagte ein Sprecher.
Grenke im Analystenfokus!
Zu Beginn der neuen Handelswoche blicken die Analysten gleichermaßen gespannt auf den Bericht der Bundesfinanzaufsicht. Wie bereits berichtet, reagierte der Markt eindeutig negativ auf die neue Meldung. Analyst Marius Fuhrberg bewertet die Sache jedoch etwas differenzierter. Seiner Meinung nach ist die Kursreaktion aufgrund der Versäumnisse bei der Geldwäscheprävention übertrieben.
Entsprechend sieht er eine gute Einstiegsgelegenheit und beließ sein Kursziel bei 45 Euro mit der Einstufung „Buy“. Seiner Einschätzung nach seien eine Reihe von Banken von den Problemen betroffen und die Vorwürfe nicht besonders schwerwiegend. Letztlich handele es sich um eher leichte Regelverstöße, die keine Auswirkungen auf die Bilanzen oder das Neugeschäft haben dürften.
Ein Non-Event!
Auch Hauck Aufhäuser Investment Banking ist im Zuge der BaFin-Meldung erneut auf die Grenke-Aktie aufmerksam geworden. Als interessierter Aktionär lohnt es sich, immer einen Blick auf die neuen Meldungen der institutionellen Häuser zu werfen, um ein Gefühl für die Stimmung rund um den Konzern zu bekommen. So hat Analyst Simon Keller seine Einstufung auf „Kaufen“ mit einem Kursziel von 35 Euro belassen. Auch Keller schrieb, dass die Meldung der BaFin eigentlich ein „Non-Event“ gewesen sei. Der Einfluss auf Grenke dürfte dementsprechend begrenzt sein. Anleger sollten daher die jüngste Korrektur zum Aufbau einer Position in der Grenke-Aktie nutzen, so Keller.
Auch das sollte nicht überbewertet werden!
In einer separat veröffentlichten Einschätzung hatte sich Keller noch mit dem Ifo-Index aus der Leasingbranche beschäftigt. Die neuen Daten fielen seiner Einschätzung nach gemischt aus. Allerdings sollten Anleger diesen Faktor nach dem Analysten auch nicht überbewerten, da dieser Index vor allem das Autoleasing abbilde. Unter dem Strich sieht auch Keller eine gute Ausgangslage für alle neu interessierten Investoren.
Wie ist die Meldung zu bewerten?
Beide Analysten, die nach der BaFin-Meldung ihre Schnellschätzung abgegeben haben, sind der Meinung, dass die Anleger zuletzt überreagiert haben. Entsprechend wurden die Kursziele für die Grenke-Aktie nicht gesenkt, sondern erneut bestätigt. Der aus der Meldung resultierende Kursrückgang könnte daher von den Marktteilnehmern als Einstiegsmöglichkeit genutzt werden, betonen beide Analysten in ihren Studien.
Zudem scheine es sich bei dem Verstoß um ein branchenübliches Problem zu handeln, wonach sich mögliche Belastungen im Vergleich noch in Grenzen halten dürften. Folgt man also der Analystenmeinung zur Grenke-Aktie, so können vor allem value-orientierte Anleger die Aktie wieder genauer unter die Lupe nehmen. Tatsächlich lässt sich im aktuellen Umfeld jedoch erkennen, dass die Analysten trotz des jüngsten Optimismus weiterhin auf der Hut sind.
Eine negative Kurszieltendenz
Denn ein Blick auf die Datenbasis von Marketscreener macht schnell deutlich, dass sich die Dynamik der Analystenkursziele in den vergangenen Handelsjahren sukzessive abgeschwächt hat. Nachdem am ersten Handelstag 2021 ein durchschnittliches Kursziel von 53,3 Euro angegeben wurde, reduzierten die Experten ihre Zielpreise weiter. Dementsprechend wurde ein Jahr später bereits ein Kursziel von 41,3 Euro im Konsens erwartet.
Diese Dynamik verstärkte sich weiter, woraufhin am ersten Handelstag 2023 ein Kursziel von 37,3 Euro ausgegeben wurde. Im weiteren Verlauf war dann mit Blick auf die fundamentalen Herausforderungen weiterhin eine leicht negative Dynamik zu erkennen, wonach dann 2024 ein Kursziel von 32 Euro angegeben wurde. Aktuell geben die Analysten ein Kursziel von 34 Euro heraus. Die Grenke-Aktie wird von 5 Analysten der führenden Häuser gecovert. Derzeit sind 4 laufende „Buy“-Ratings und 1 „Sell“-Rating am Markt platziert.
Das Fazit des Tages!
Die kommenden Handelswochen werden zeigen, ob der Markt die neue Meldung der BaFin falsch eingeschätzt hat. Interessant wird auch sein, wie viele andere Unternehmen mit ähnlichen Problemen konfrontiert werden. Inmitten der starken Korrekturen fällt auf, dass Insider die Grenke-Aktie kaufen. So hat ein Vorstandsmitglied heute am 9. September 1.000 neue Grenke-Aktien gekauft. Auch die Analysten schreiben in ihren Studien, dass Anleger dies als Einstiegszeitpunkt nutzen sollten. Vor allem Value-orientierte Anleger können die Grenke-Aktie nach der Korrektur noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.
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