Liebe Leser,
erst gestern wurde der neue Corona-Impfstoff von der Europäischen Kommission zugelassen. Der neue Wirkstoff gegen die aktuell dominierende Variante Omicron XBB.1.5 soll bereits am 18. September in den Arztpraxen und Apotheken verfügbar sein. In der ersten Handelsstunde reagiert die BioNTech-Aktie jedoch verhalten, denn es wurden leichte Verluste von rund 1 Prozent realisiert.
Die Frage, die ich mir dabei stelle: Kann der neu zugelassene Impfstoff wieder für eine schwarze Null bei BioNTech sorgen? Gemeinsam rechnen wir es in der heutigen Ausgabe durch. Wird dies also der neue (alte) Umsatzhebel für BioNTech? Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der heutigen Ausgabe der Aktie des Tages und bedanke mich herzlich bei Ihnen für Ihre Lesertreue.
Weiterer Meilenstein!
BioNTech konnte einen weiteren Meilenstein erreichen. Erst gestern hat die Europäische Kommission die Zulassung für den angepassten Corona-Impfstoff genehmigt. Im kommenden Herbst soll der neue Impfstoff gegen die aktuell dominierende Variante Omicron XBB.1.5 eingesetzt werden, berichtet Reuters. Damit ist dies die 3. angepasste Impfung gegen Corona, welche die EU zugelassen hat.
Konkret wurde der Impfstoff für die Verwendung für Erwachsene, Kinder und Säuglinge ab 6 Monaten zugelassen. Hierbei soll eine bessere Wirkung gegen eine Corona-Infektion bei Verabreichung erzielt werden. Allerdings kommt das offenbar kaum bei den Anlegern an. In der ersten Stunde nach dieser Meldung korrigiert die BioNTech-Aktie leicht um rund 1 Prozent.
Bereits in rund 2 Wochen erhältlich!
Nun soll alles schnell über die Bühne gebracht werden: Bereits ab dem 18. September wird der angepasste Impfstoff in den Arztpraxen und Apotheken allen Anschein nach erhältlich sein. Somit haben Apotheken bis zum 12. September die Möglichkeit, Bestellungen für diesen Liefertermin aufzugeben.
Wie der Chef des Apothekerverbands Nordrhein mitteilte, würden sich Arztpraxen und Apotheken bereits „intensiv“ auf die Impfkampagne im Herbst vorbereiten. Die Impfung wird nach Angaben der EMA unabhängig von den vorangegangenen Corona-Impfungen empfohlen. Konkret gelte die neue Empfehlung bereits für Kinder ab einem Alter von 5 Jahren. Je nach Impfstatus wird auch bereits eine Empfehlung für Kinder ab einem Alter von 6 Monaten ausgesprochen. Allerdings haben BioNTech und Pfizer erneut mitgeteilt, dass die EU-Kommission die Empfehlungen überprüfe: Neue Meldungen werden in Kürze erwartet.
Sorgt das für neuen Aufschwung?
Das abnehmende Interesse an den Corona-Impfungen hat sich natürlich auch in den Zahlen von BioNTech niedergeschlagen. Nachdem ein Jahr zuvor im 2. Quartal noch ein Nettogewinn von 1,67 Milliarden Euro erwirtschaftet wurde, musste das Mainzer Unternehmen zuletzt ein Nettoverlust von knapp 190 Millionen Euro mitteilen. Ähnlich rapide ist auch der Umsatz eingebrochen: Im Vorjahr standen hier noch 3,2 Milliarden Euro in den Büchern, zuletzt waren es noch 167,7 Millionen Euro. Der Hintergrund dessen sind die weiterhin hohen Kosten für die Forschung und Entwicklung.
Ob der Konzern dieser Bewegung nun mit dem neuen Impfstoff entgegenwirken kann, bleibt abzuwarten. Meines Erachtens kommt es grundsätzlich darauf an, ob das Thema rund um Corona wieder in den Medien präsent besprochen wird und wie sich die Infektionszahlen im Herbst entwickeln. Nach aktuellem Stand wird es jedoch kurzfristig fast unmöglich sein, an der alten Stärke anzuknüpfen. Dennoch ist die neue Genehmigung als positives Zeichen zu bewerten – dazu gleich mehr im Fazit des Tages.
Jefferies hebt Kursziel an!
Nachdem die BioNTech-Aktie also erneut in den Fokus der Anleger geraten war, wurde das Papier ebenso von den führenden Analysten unter die Lupe genommen. Zuletzt hat sich das Analysehaus Jefferies mit dem Anteilschein befasst und eine neue Studie veröffentlicht. Der Experte Akash Tewari hat in seiner Einschätzung das Kursziel für die BioNTech-Aktie von 108 auf 111 Dollar angehoben und dabei die Einstufung bei „Hold“ belassen. In der Einschätzung wird beschrieben, dass der Konzern mit einem HER2-Blocker die 3. Studienphase eintrete. Demnach gebe es zwar Unterschiede in der Baseline-Population, allerdings könne im Vergleich zum bekannten Mittel Enhertu eine ähnliche Wirksamkeit mit besserem Sicherheitsprofil erreicht werden.
Der Analysten-Schnitt unter der Lupe!
Abschließend blicken wir bei der Aktie des Tages auf den Analysten-Schnitt rund um die BioNTech-Aktie. Damit versuchen wir die institutionelle Stimmung rund um den Konzern zu quantifizieren. Nach den Daten von Marketscreener wird das Papier derzeit von 17 Analysten der führenden Häuser gedeckt. Dabei sind derzeit 11 „Buy“-Empfehlungen am Markt platziert. Ebenso finden sich hier 6 „Hold“-Empfehlungen wieder. Das durchschnittliche Kursziel beläuft sich auf 142,75 Euro pro Anteilschein. Verrechnen wir dies mit dem aktuellen Kurs bei 111,50 Euro, so würde hier ein weiteres Potenzial in Höhe von 28,03 Prozent entstehen. Das höchste Kursziel ist demnach bei 228,18 Euro platziert. Verrechnet mit dem angegebenen Kurs würde dieses Ziel einen weiteren Anstieg von 104,65 Prozent implizieren.
Fazit des Tages!
Die Genehmigung der Europäischen Arzneimittelbehörde ist durchaus als positives Signal zu bewerten. Allerdings stellt sich für mich weiterhin die Frage, wie intensiv die neue Impfung von den Bürgern in Anspruch genommen wird. Die letzte valide Statistik von Statista (November 2022) hat gezeigt, dass sich bis dahin rund 12,8 Prozent ein 4.-Mal impfen ließen. In den Key Insights werden 2.266 Impfungen pro Tag angezeigt. Zu dieser Zeit wurden rund 83 Millionen Menschen in Deutschland gezählt.
Sollten also 15 Prozent ausschließlich den neuen BioNTech-Impfstoff bis zum Jahresende verabreicht bekommen, so würde man rund 12,47 Millionen Impfungen verkaufen. Mit einem durchschnittlichen Verkaufswert von rund 19,35 Euro pro Dosis könnte man einen zusätzlichen Umsatz von knapp 240 Millionen Euro erwirtschaften.
Diese Rechnung ist meiner Meinung nach nicht konservativ. Insgesamt könnte dies also dazu führen, dass der Konzern bei gleichbleibenden Kosten zwar eine Schwarze Null schreibt, doch ein ähnliches Niveau zu den Pandemie-Hochzeiten kann damit nicht erreicht werden. Zumal sind die Umsätze zyklisch und eine weitere langfristige Entwicklung ist kaum absehbar. Allen Anschein nach ist der Corona-Impfstoff nicht mehr der große Umsatzhebel für BioNTech.
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