Liebe Leserin, Lieber Leser,
mehrere Quartale in Folge meldete Apple sinkende Absatzzahlen beim iPhone. Da es sich dabei noch immer um das mit Abstand wichtigste Segment des Konzerns handelt, schmerzte dies umso mehr. Doch die Anteilseigner sahen es dem Unternehmen nach, bewerkstelligten in den vergangenen Wochen sogar manchen neuen Kursrekord. Große Hoffnung liegt auf Apples KI-Bestrebungen, welche dort unter dem Begriff „Apple Intelligence“ zusammengefasst werden. Die nun vorgelegten Zahlen offenbaren sowohl Lichtblicke als auch Schattenseiten.
Apple freut sich über steigende Absatzzahlen
Sichtlich erfreut informierte Apple darüber, dass das iPhone 16 wohl einen starken Start hinlegen konnte. Dem Unternehmen zufolge stiegen die Verkaufszahlen seit Einführung des neuen Modells in sämtlichen Regionen. In den letzten Wochen des Quartals ging es mit dem iPhone-Umsatz um 5,5 Prozent bis auf 46,2 Milliarden US-Dollar in die Höhe. Derweil konnten auch mehr iPads und Macs verkauft werden. Unter dem Strich meldete Apple einen Umsatz von 94,9 Milliarden Dollar und konnte damit die Erwartungen der Märkte schlagen.
Zu dieser frohen Botschaft gesellten sich aber einige weniger erfreuliche Entwicklungen. Auf dem wichtigen chinesischen Markt ist Apple noch immer am Schwächeln und fällt gegenüber heimischen Herstellern wie Huawei oder Xiaomi zurück. In der Volksrepublik konnten Umsätze in Höhe von 15 Milliarden Dollar erzielt werden. Im Jahresvergleich musste also ein kleiner Rückgang verzeichnet werden.
Apple Intelligence lässt auf sich warten
Es steht zu befürchten, dass diese Entwicklung sich fortsetzen könnte. Denn die chinesische Kundschaft interessiert sich sehr für neue Entwicklungen und Apple ist schon lange nicht mehr der große Innovator. Gerade in Sachen KI hinkt man in Cupertino sogar regelrecht hinterher. In den USA wurden erst vor Kurzem erste Funktionen freigeschaltet. In China hingegen herrscht gähnende Leere, während die Geräte der Konkurrenz schon längst KI-Funktionen bieten, und das zum Teil sogar in einer deutlich niedrigeren Preisklasse.
Auch in der EU lässt sich Apple Zeit, stellte zuletzt aber immerhin das Frühjahr als Launch-Termin für Apple Intelligence in Aussicht, wenn auch voraussichtlich nicht mit dem vollen Funktionsumfang. Es verhärtet sich aber letztlich der Eindruck, dass der Konzern die Entwicklung schlicht verschlafen hat. Konzentriert hat man sich stattdessen unter anderem auf de gefloppte Vision Pro, welche bei den Quartalszahlen keine weitere Erwähnung fand.
Apple zahlt Steuern
Immerhin kann Apple weiterhin auf Gewinne blicken, deren Höhe das BIP von kleinen Ländern wie Somalia oder Sierra Leone alt aussehen lässt. 14,7 Milliarden Dollar konnten im vergangenen Quartal eingetütet werden. Das ist allerdings deutlich weniger als im Vorjahreszeitraum, als noch ein Gewinn in Höhe von 23 Milliarden Dollar unter dem Strich stand. Finanzchef Maestri begründete dies mit einer Steuernahzahlung in Irland, welche das Quartalsergebnis um 10,2 Milliarden Dollar gedrückt habe. Die EU-Kommission entschied nach einem jahrelangen Rechtsstreit, dass Apple rund 13 Milliarden Dollar an Steuern nachzuzahlen hat.
Schlecht lief es für Apple in den letzten Monaten beileibe nicht. Doch wird die Stimmung an den Märkten getrübt von einem mehr als ungewissen Ausblick auf dem gigantischen chinesischen Markt. Dort scheint es sich mit den Wachstumssprüngen erst einmal erledigt zu haben. Es spricht nur wenig dafür, dass Apple dies mit steigenden Absatzzahlen in anderen Regionen ausgleichen können wird. Befürchtungen um mögliche Rückschläge in den kommenden Jahren sind daher nicht völlig an den Haaren herbeigezogen.
Die Märkte sind nicht zufrieden
Unzufrieden zeigten sich letztlich auch die Aktionäre mit den vorgelegten Zahlen. Obschon Apple in mancher Hinsicht die Erwartungen übertrumpfen konnte, lässt das Tempo beim Wachstum in den Augen vieler Beobachter zu wünschen übrig. An den US-Börsen ging es nachbörslich um 1,6 Prozent bergab nachdem im regulären Handel bereits Verluste von 1,8 Prozent hingenommen werden mussten. Der Aktienkurs bewegte sich damit schwer in Richtung 220 Dollar.
Apple Aktie Chart
Das ist noch immer sehr ansehnlich und Apple bleibt für den Moment das wertvollste Unternehmen auf dem Planeten. Daher wäre es auch verkehrt, aufgrund kleinerer Enttäuschungen gleich schon Untergangsstimmung verbreiten zu wollen. Es bleibt aber festzuhalten, dass der Konzern mit den ganz großen Wachstumsimpulsen nicht mehr dienen kann. Das Geschäft scheint sich auf Produktpflege und den Ausbau von digitalen Services zu beschränken. Damit ist Apple auch sehr erfolgreich.
Immer mit der Ruhe
Apple hat die Anlegerinnen und Anleger über viele Jahre hinweg mit schwindelerregenden Wachstumsraten verwöhnt. Mit den nun vorgelegten Zahlen scheinen die Erwartungen sich nachhaltig abzuschwächen. Das muss nichts Schlechtes sein, es kann für den Aktienkurs auf lange Sicht sogar eine gesunde Entwicklung darstellen. Doch ist für den Moment nicht mit Kurssprüngen zu rechnen, wie es sie in der Vergangenheit immer wieder zu sehen gab.
In den kommenden Monaten dürfte Apple vor allem darum kämpfen, seine hohe Bewertung rechtfertigen zu können. Sollte es aber zu weiterem Schluckauf rund um Apple Intelligence kommen und sich dies auch bei den Verkaufszahlen bemerkbar machen, so wäre spätestens im kommenden Jahr auch eine größere Korrektur nicht auszuschließen. Die Charttechnik zeichnet noch immer einen beeindruckenden Aufwärtstrend und für Panik gibt es noch keinen Grund. Anleger sollten die weiteren Entwicklungen rund um den iPhone-Hersteller aber genau im Auge behalten.
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